Dschibuti Juni 2016 – Viele Fische, viel Chaos

  • Nachdem ich letztes Jahr schon in Dschibuti Angeln war, gut gefangen und die Mitangler auch ins Herz geschlossen hatte, entschied ich mich, das Ganze dieses Jahr noch einmal zu wiederholen. Mit drei anderen Anglern aus der Gruppe vom letzten Jahr, haben wir uns dieses Jahr für das Ende der (ersten) Saison des Jahres entschieden, also Mitte/Ende Juni. Die Idee dabei: letztes Jahr hatten wir zwar gut gefangen, aber die ganz großen GTs waren ausgeblieben. Und da einer der Mitangler mehrere Jahre zuvor genau zu dieser Jahreszeit zwei 50+ Fische dort überlisten konnte, hofften wir, zur gleichen Jahreszeit auch ein paar solcher schönen Überraschungen erleben zu dürfen. Aber natürlich kam Alles ganz anders.


    Eine Woche vor Urlaubsbeginn: unser Reiseveranstalter ruft uns an und berichtet uns, dass der Jahreszeitenübliche Wüstenwind, der Chamsin, eingesetzt hat (eine Art Monsun, der aber Sand anstatt Regenwolken mit sich trägt). Fazit: so starker Wind und Seegang, dass wir möglicherweise gar nicht mit den Booten rausfahren könnten! Das fängt ja gut an! Noch vor Reisebeginn so ein Dämpfer! Also Hoffnung nicht verlieren und Daumen drücken.


    Tag des Abflugs: mein Flug nach Paris hat wegen Unwetterwarnung 3 Stunden Verspätung. In Paris angekommen sprinte ich kurz vor Mitternacht von Terminal zu Terminal, komme gerade noch in den Flieger nach Dschibuti, aber natürlich ohne Gepäck! Zum Glück habe ich wenigsten etwas Kleidung im Handgepäck, denn eine Gepäcklieferung in die Pampa organisiert mir Air France bestimmt nicht. Also Dämpfer 2: mal sehen wie es so wird ohne Ausrüstung im einsam, abgelegenen Strandcamp?!


    Und wie klappt das jetzt mit dem Angeln, so ganz ohne Ausrüstung? Gute Freunde leihen einem doch gerne ihre 1.500 EUR Ausrüstung, oder? Zum Glück ja. Aber natürlich gibt niemand seine „Erst-Auswahl“ ab und so kriege ich eine Smith Tokara 60 mit Saltiga Dogfight 8000 in die Hand gedrückt. Geiles Teil, aber viel schwerer geht es wirklich nicht mehr! Zum Glück habe ich gut trainiert, denn damit den ganzen Tag 150-180 gr. Popper Rausfeuern und Reinholen ist Schwerstarbeit. Fazit: Schmerzen ja, Tennisarm nein! Toi toi toi. Und kurz vorweggenommen: im Drill ist die Rute top!


    Unser erster Angelnachmittag am Folgetag: starker Wind, sandig-beige Luft, Ausfahrt zu den Inseln unmöglich, also Angeln in Ufernähe. Kein Anzeichen von Fisch! Enttäuscht geht es zurück zum Abendessen. Na, das kann ja was werden!


    Tag Nummer 2 Vormittag: Die ersten 40 Minuten passiert genau nix. Dann aber, wie es dem Nichts, Einschlag bei mir (den die anderen schon als Pechvogel tituliert hatten) und ich eröffne den Urlaub mit einem dickbäuchigen GT von ca. 18 kg. Kurz danach geht es Schlag auf Schlag und wir legen innerhalb von ca. 30 Minuten insgesamt 9 GTs auf die Planken. Geht ja doch! Erstes Fazit: wenig Schwankungen bei der Größe, alle zwischen 12 und 20 kg und richtig schön dicke Bäuche (scheinbar vollgefressen). Hoffnung keimt auf! Alles wird gut. Der Vormittag endet mit 12 GTs (und fast noch mal so vielen im Drill Verlorenen).


    Tag Nummer 2 Nachmittag: Zu früh gefreut. Das Schiff hat eine Panne und einer der zwei Motoren ist ausgefallen. Also trotz guten Wetters Angeln nur in Ufernähe; immerhin ist das noch möglich. Wir stellen um auf kleine Stickbaits und die gehen mehr als gut. Hornhechte, diverse Zackenbarsche und Lippfische ohne Ende. Je Wurf mindestens ein Anfasser und jeder zweite Wurf ein Fisch. Nix Großes, aber Spaß macht es definitiv. So vertreibt man sich die Gedanken daran, wie es mit dem kaputten Motor wohl die kommenden Tage aussehen wird. Ach ja, ich durfte mir eine 50lb Ausrüstung leihen, sonst hätte ich alt ausgesehen.


    Tag Nummer 3 Vormittag – Der eine Motor ist immer noch kaputt, doch es gibt eine kleine Ersatz-„Barke“. Also bleiben nach Auslosung zwei Angler in Ufernähe und zwei machen sich mit der Barke auf zum Großfisch-Territorium rund um die vorgelagerten Inseln. Ich habe das Glück rausfahren zu dürfen, aber das Glück endet abrupt mit einer erneuten Motorpanne, schön weit draußen bei den Inseln! Leider hat unser Bootsmann auch keinen Handyempfang mehr und wir fragen uns, wie wir jetzt wieder zurück an Land kommen sollen. Immerhin treibt uns die Strömung schon mal in die richtige Richtung. Ich werfe einfach weiter meinen Köder aus, um die Nervosität in den Hintergrund zu drängen, und nach einer halben Stunde probiert unser Bootsmann es noch mal und der Motor startet wider Erwartens. Also schnell zurück ans Festland, etwas frustriert und innerlich hin und her gerissen von der Frage, wie ich mit dieser Verantwortungslosigkeit umgehen soll.


    Tag Nummer 3 Nachmittag – Zwei weitere Ersatz-Barken wurden inzwischen rangeschafft. Es sind traditionelle Fischerboote, nicht besonders gut geeignet zum Angeln, aber besser als nichts. Leider weht der Wind schon wieder so stark, dass wir in Ufernähe bleiben müssen. Weil wir aber vorerst von kleinen Fischen genug haben, probieren wir es mit großen Poppern an der Abbruchkante. Alles oder nichts! Und es klappt. Jeder von uns darf jeweils einen GT auf die Planken legen und dazu gesellen sich noch Bohar Snapper und eine Königsmakrele. Etwas zäh, aber immerhin.


    Ab hier wiederholt sich in etwa das Muster der Vortage: wir bleiben bei den Ersatzbarken, können Vormittags meistens raus auf die Inseln und müssen Nachmittags wegen zunehmenden Windes in Ufernähe bleiben. Zwischendurch fallen noch ein paar mal die Motoren aus, aber irgendwie gelingt es immer, uns gegenseitig abzuschleppen oder die Motoren wieder anzubekommen! Eigentlich völlig leichtsinnig, bei diesen Konditionen überhaupt noch auf eines der Boote zu steigen, aber wir waren so frustriert und die Gier nach Fischen war das letzte, was uns noch vorm Ausrasten bewahrte.Trösten konnten uns ein wenig unsere „Entdeckungen“. Wir haben rausgefunden, wie und wo man mit kleinen Ködern am Riff richtig Spaß haben kann und wir haben das erste Mal gute Jigging-Spots gefunden, bei denen wir wiederholt gut gefangen haben, und zwar asiatische Yellowtail Amberjacks zwischen 5 und 12 kg in guten Mengen (ca. jedes dritte mal Runterlassen ein Fisch!). Vor uns hatten es schon einige Gruppen mit Jiggen probiert, aber ohne Erfolg. Wir haben ein GPS Gerät mitgenommen mit eingespeicherten Koordinaten von Unterwasserbergen und so hat es auch geklappt.


    Zusammenfassend kann man sagen: wir haben verdammt viel wertvolle Angelzeit durch Bootspannen (und unpünktliche Bootsführer) verloren und uns dabei noch unnötigen Risiken ausgesetzt. Wenn wir zum Angeln kamen, dann ging es gut, nicht phänomenal, aber es bleibt zu sagen: das Angelareal dort ist einfach gut. Light Tackle Freunde können Sternstunden in Ufernähe erleben, dass Jiggen auch gut geht, haben wir bewiesen, und GTs sind auch da. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass die legendären Zeiten, wo es wohl noch viele 30+ GTs dort gab, vorbei sind. Wir haben nicht ein „Monster“ zu Augen bekommen und die Abrisse und Verluste, die wir zu verbuchen hatten, fühlten sich auch nicht nach Riesenbiestern an. Trotzdem: ein 20 kg GT macht schon verdammt viel Spaß und die gibt es dort ausreichend. Insgesamt kann ich Dschibuti als Angeldestination daher erneut empfehlen. Die Organisation und die Boote in dem Angelcamp hingegen waren schlecht und ihren Preis nicht wert. Ab Herbst diesen Jahres bedienen neue Reiseanbieter dieses Ziel. Vielleicht, hoffen wir es, machen die es besser. Wettbewerb belebt das Geschäft! Aber das Angelareal dort ist noch groß und wenn pro Saison plötzlich drei mal so viele Gruppen die Inseln beackern, dann werden die guten Angelzeiten dort möglicherweise bald vorbei sein.


    Viel Spaß mit den Fotos!

  • Vielen Dank für die vielen Infos und persönlichen Erfahrungen zu eurer abenteuerlichen Reise. Ich finde es sehr wichtig, dass auch die Aspekte die nicht so gut liefen in so einem Bericht stehen, davon können wir alle nur profitieren! Danke nochmal für den tollen Bericht und die super Fotos!


    LG, Willi

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