Kleine Nordsee Dorsch Pilkerei
Nach fast zwei Jahren in Angola stand Heimaturlaub für die ganze Familie an.
Eingefleischte Dänemark Fans, haben wir Familie und Firma abgeklappert
und uns dann für drei Wochen nach Bjerregard, Nähe Hvide Sande am
Ringköbingfjord auf den Weg gemacht.
Meine Frau war 1968 das erste mal dort, danach fast jährlich, ich sowieso
zum Windsurfen und solche Traditionen müssen gepflegt werden.
Reetdachhäuschen 600m vom Strand, 8-10 Kojen, Kamin und Sauna...
was will ich mehr.
... nun:
Ausspannen will ich und gelegentlich die Angel greifen, die Kids vielleicht
sogar dabei.
Also zu Kot-Frityd, dem Angelshop an der Schleuse in Hvide Sande
und erst mal die Saisonkarte kaufen DKK 150 glaube ich.
Damit darf ich dann an allen öffentlichen Gewässern entsprechend
Schonzeiten und Mindestmassen fischen.
Aus Angola habe ich nur die Balzer Travel IM12 15-70gr, die kleine Seacor
3Pi 4000 (30lbs Fireline Crystal) und die 950er Penn SSM mit 40lbs fireline
mitgenommen. Eine kräftige Pilke und die entsprechenden Eisen etc will ich
dann beim Zwischenstopp in Hamburg und in DK erwerben.
Als vielseitige Pilke habe ich aus dem Sonderangebot die Penn Ocean Fighter
gegriffen, 3m WG100-400gr/20lbs... wie sich herausstellen würde, ein schönes
Instrument mit reichlich Auswirkungen auf die Stromrechnung im Ferienhaus
(musste die Kühltruhe in Betrieb setzen...).
Dank der mitgereissten Schwiegereltern durften mein Schwager und ich
gleich in der ersten Urlaubswoche frei nehmen. Den Angelneuling habe ich
dann mit einer 185cm 30lbs Pilke ausgestattet und die Seacor mit der 30lbs
Schnur drangehängt.
Manne hats gefallen. Knurrhahn und Makrele haben sich auf seine Präsentation
(in den Tod) gestürzt.
In Hvide Sande liegt die SOLEA. Die Ausfahrt bucht man im Shop "Kot Frityd".
Sie schlägt mit 600DKK zu Buche... was aber für 4 Dorsche, 5 Knurrhähne und
25 Makrelen und endlos viele zurückgesetzte Tiere kein hoher Preis ist.
Im Shop liegt die Wettervorhersage aus. Unbedingt konsultieren, sonst wirds
auf dem 25m Kutter mulmig (... und wer lässt sich schon gern das Angeln durch
speiwütige Mitfahrer verderben...).
Der Dampfer tritt morgens um 07h30 nur ab ca 15 Gästen an. Zunächst wird
noch Frischeis genommen und 08h00 gehts dann wirklich auf die knapp 8
Stunden Fahrt; 3 Stunden Anfahrt, 2,5 driften, 2,5 Rückmarsch.
Es hilft abends schnell noch den Shop zu besuchen (07h00 bis 22h00 geöffnet)
und zu schaun ob wirklich ausgelaufen wird.
Einmal an Bord lohnt es sich Positionen auf der Steuerbordseite auszusuchen,
denn der Skipper geht immer mit Steuerbord in Andrift; immer.
Manne und ich hatten jedenfalls viel zu Schnacken und zu takeln und so ging
die Anfahrt rasch vorüber. Ein Signal aus der "Mitschiffsbremse" und die
Montagen gehen zu Wasser. Skipper und Bootsmann steuern ihre Fangstellen in
einer grosszügigen Rotation an, eh nur zwei bis drei mal die Woche. So ist
gewährleistet, dass über dem zT Sandsteingrund die Stellen nicht überfischt
werden.
Gelb-rote Pilker um die 200gr und rot-orange Maks und/oder Twister sollten
montiert werden. 2,40m oder sogar 3m Ruten helfen Bootsbewegungen auszugleichen
und auf 30 Tiefe ein reizendes JoJo anzubieten. Wer es eher auf die Makrelen abgesehen
hat, dem reichen 125gr Pilker und darüber die obligatorischen Federn in weis-Kombinationen.
Ich wollte eher Dorschfilets auf den Tisch bringen und so war ich dann mit der
schön dünnen Schnur rasch auf Tiefe. Ein paar JoJos, dann rauf und erneut in der
Andriftseite ablassen. An der ersten Stelle über Sandgrund kamen nur wenige Angler
zum Zug. Viele Sportsfreunde und Novizen lassen ihre Präsentation zu lange im
Wasser und quälen so die Kumpels von der anderen Bordwand mit Pullover und
anderen Häkeleinlagen... Geduld... Schnell abgeschnitten und neues Shockvorfach
dran, dann wieder zu Wasser, fehlen nur noch zwei Minuten bis zur Positionsänderung
und, klatsch, zupft es ordentlich an meiner 20lbs Rute... komisch kein Dorsch und
sicher auch keine Makrelen... es fehlt das Zappeln. Was kommt an die Oberfläche?
Ein Knurrhanh. Auch schön. Abhaken und aufs Eis, dann Ablassen und zwei Hüpfer:
Rums! Dorsch. Der erste an Bord heute und nicht klein, so um die 3kgs. Dann das
Hornsignal und Verlegen zur nächsten Stelle. Ich hab das Gefühl der Skipper will es
jedem Recht machen und angesichts der knappen Beute an Dorsch nun auf eine
Makrelenstelle spekulieren. 10 Minuten später dürfen wir wieder ran. Diesmal geht
der Dorsch auch bei dem ein oder anderen Mitfahrer und die ersten Makrelen finden
sich ein. Bei mir rumst es noch zweimal schön um die 4kgs, vielleicht mehr. Ein kräftiger
Rumms, und Abriss nach kurzen Kampf. Der Dorsch war besser und hat wohl einen Stein
zum Anscheuern gefunden. Einige kleine Dorsche leg ich zurück in die platte Nordsee.
Dazu noch etliche Knurrhähne, die ich dann zurücksetze. Manne steigt auf
Makrelenvorfach um und bringt Tripletten und mehr an Bord. Es regnet Makrelen.
Einen massigen Dorsch noch und dann gehen keine Bartelträger mehr. Ich steig auch
um auf Makrelenvorfach und so geht der Makrelenschauer munter weiter.
Wenige Tiere sind grösser als 300gr, soooo lecker.
Kurz vorm Abblasen der Angelei krieg ich dann das Full House, alle 5 Haken besetzt.
Der gemütliche Bootsmann ist sehr engagiert und hat in drei Sprachen für jeden
Novizen guten Rat und Ersatzvorfächer, wenn's mal wieder Spagetti gab. Auf dem
Rückmarsch putzt er dann gern den Fang. Das macht auf der Klasse Reinigungsstation
mit Platz für 6 Angler aber auch wirklich Spass und den lass ich mir nicht nehmen.
Schwager Manne überlässt mir gern den Platz ;-)) und nach ein paar Bierchen bin
ich bald 90 Minuten am Filetieren und Putzen. Die Dorschleber leg ich säuberlich zur
Seite um sie abends noch zu panieren.
Sorry, aber wegen Fischfingern und auch sonst viel Spass gibts keine Bilder
von der Fangfahrt.
Die SOLEA muss 16h00 in Hvide Sande zurück sein, denn dann borden die
Nachmittagsgäste für die 3 Stunden Makrelentour. Beim Einlaufen lauern
bestimmt 40 neue Gäste auf unseren Ausstieg. Das wäre mir zu hektisch,
obwohl ich bei dem ruhigen Wetter sogar meinen Wikinger-Krieger mitgenommen
hätte.
Am Ferienhaus nehm ich dann die Kühltruhe im Anbau (so sind nur wenige
Häuser ausgestattet) in Betrieb und salze die Tiere, bevor ich sie Portionsweise
einfriere. Ein schöner Flatschen Dorschfilets plus die Leber gehen jedenfalls
heute gleich in die Bierpanade und leuchtende Kinder- und Schwiegervateraugen
sind beim Servieren das grösste Kompliment.
Die zweite Urlaubswoche wird dann verregnet und stürmisch, doch hält uns
das nicht davon ab Makrelen in Alufolien-Aroma-Safe auf den Grill zu werfen.
Ofenkartoffel und Maiskolben, immer ordentlich Knofibutter drauf....
ooooooh, welch Duft!
Meine Afro-Nordics sind sowieso hart im Nehmen...
An ein weiteres Auslaufen ist nicht zu denken. Dazu haben wir eh zuviel Fisch
im Frierschrank. Stattdessen geh ich lieber in Hvide Sande auf die Südmole und
versuchts mit dem Gummifischchen (rotblau/rotschwarz soll gehen) am 15-30gr
Jigkopf auf Dorsch. Am Molenkopf schräg nach links ist eine tiefe Rinne. Doch
auch dort bleibt keiner hängen. Nachts werf ich dann an unserem Strand noch
mit schlanken Eisen auf Wolfsbarsch, doch ausser einer kleine Flunder bleib nix
hängen. Die paar Male beim dramatischen Sonneuntergang gehts mir schon nicht
mehr um Fang, sondern eher die Zeremonie... Urlaub stellt sich ein. Auch beim
Uferfischen mit Kunstködern im Fjord breche ich nach zu windigen Versuchen
schnell ab.
Es bleibt trotzdem und gerade deshalb ein sehr positive Fazit:
Dänemark ist ein fabelhaftes Familienziel.
Mutti kann shoppen.
Die Kids geniessen 30km feinen Sandstrand, Legoland,
Wikingermuseum, Draisinefahren, Ponyreiten durch die Dünen und
jeden Tag Softeis und Polse...
und Papi hat vielseitige Chancen auf Kutter und Küste.
Vorschlag für Makrele im "Safe":
Makrelen waschen, trocknen, salzen, doppelte Lage Alufolie,
Klecks Olivenöl drauf, zwei Scheiben Zwiebel ins Öl, zwei
Scheiben Tomate oder frischen Paprika dazu, zermuste Knoblauchzehen
in die Bauchhöhle, Fischlein auf dieses "Bett" legen, noch zwei
Tomatenscheiben auf den Fisch legen Olivenöl drüber, Alufolie
hochbiegen und zum luftdichten "Bonbon" falten. Dann auf den Grill
(oder in den Backofen bei 175Grad) und 30 Minuten garen lassen.
... der Duft, wenn ich den Bonbon aufmache... !!!
Tachauch und Malzeit!