Neues Spectra: 25% dünner & stärker

Hallo Boardies,

der technische Fortschritt ist unaufhaltsam, dennoch sollte man derartige Werbetexte mit Vorsicht genießen! Gerade bei geflochtenen Schnüren und deren Angaben bezüglich Tragkraft und Durchmesser wird gelogen das sich die Balken biegen, um das Produkt auf dem hart umkämpften Markt überlegen wirken zu lassen
Berkley etwa, halbiert eben mal ihre Durchmesserangaben der Whiplash Pro, so das die 80Lbs Variante mit 0,24mm angegeben, ein Wert an den kein anderer Hersteller heran kommt. Nachgemessen allerdings, kommt man eher auf ++0,40mm, einem soliden Mittelwert unter den Superbraids!
Die oft gelobte Jerry Brown Solid zählt eindeutig zu den ''go- to'' Schnüren auf dem Markt. Preis, Durchmesser und Tragkraft sind stimmig & doch scheint es nötig zu flunkern. Das Produkt übertestet, um bis zu 200%. Warum nicht einfach die tatsächliche Tragkraft angeben? Positive Suggerierung, eine Illusion für den Kunden schaffen ist wohl die einfachste Antwort...
Selbst mit dem Wissen das eine JB Solid, etwa in 65lbs, erst bei über 90lbs bei gibt, es also eine 90lbs Schnur ist, fischt man geistig eine 65lbs Leine (stand ja so auf der Packung) mit etwas Luft nach oben. In Konsequenz wird diese ''65lbs Schnur'' kaum mal überlast gefischt, demnach kann sie nicht versagen, was dem Kunden Vertrauen in das Produkt gibt.
Nutzt der selbe Kunde nun eine andere 65Lbs Leine, die tatsächlich hält was drauf steht, wäre dieser unweigerlich enttäuscht. Denn nach Abzug eines Tragkraftverlustes von 25-45% wegen der gebundenen Knoten (die spürt man ja bei der JB nicht), fischt er dann effektiv eine weit schwächere Schnur, die dem Dragset kaum mehr stand halten wird - das Erlebnis mit der Schnur wird ein schlechtes weil ''diese 65lbs Braid weniger aushält als die andere 65lbs Braid'' - ist doch ein Paradoxon

Bei Braid sollte man sich vor dem Kauf etwas Zeit nehmen um sich schlau zu machen wo die tatsächlichen Werte einer gegebenen Schnur liegen, denn eine geflochtene Schnur ist seltenst was sie verspricht, meist wird bewusst unter- aber genau so übertrieben. Mit den tatsächlichen Werten kann man nun, je nach Knoten die man nutzt und wie man sie bindet, ermitteln, wieviel der tatsächlichen Tragkraft wegen dem Knoten noch abgezogen wird, (in der Regel kann man 35% als durchschnittlichen Tragkraftverlust einkalkulieren - der Wert ist bei weitem nicht übertrieben) um auf eine praktisch fischbare Schnurstärke zu kommen

Dieses allgemein bekannte Problem, an Hand von gängig genutzten Beispielmarken aus persönlichen Erfahrungen dargelegt, betrifft im Übrigen alle Hersteller und Produkte, weshalb Jedem anzuraten ist, sich intensiver mit der Thematik zu beschäftigen, wenn ein Interesse besteht, zu wissen womit man tatsächlich fischt...

Ich möchte zum Abschluss erneut betonen, dass ich das hier thematisierte Produkt nicht kenne und ihm demnach weder positive noch negative Attribute zusprechen vermag noch möchte. Ich halte lediglich dazu an, gerade im Bereich der geflochtenen Schnüre, mit Vorsicht an die Sache zu gehen.

Michael