Hier meine Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema...
Im Grunde bietet diese Fernostmethodik keine Neuerungen zu bekanntem Waidmännischen Praktiken der Tiertötung. Ich hatte das Glück schon als Windelscheißer mit meinem Vater aufs Wasser zu fahren und für mich stellt der Stich ins Hirn und das anschließende Ausbluten die Norm auf einer nicht kommerziellen Ebene dar.
Das Video, das oben gepostet wurde, beschreibt den Prozess des Tötens und Ausbluten eh ganz gut. Dazu ergänzend, mache ich den Stich schon immer von oben, mittig zwischen den Augen den Finger ansetzen und nach hinten streichen bis man zu den Augen leicht nach Hinten versetzt, die weichere Stelle findet. Außerdem mache ich es mit einem Messer, wenn man nun nicht genau trifft, kann man mit einem Ruck den Stich zu einem Schnitt verlängern und den Hirntod herbeiführen, ohne da noch weitere Male zustechen zu müssen und den Vorgang unnötig in die Länge zu ziehen.
Einen Draht durch das Rückgrad zu jagen, hat mir ein mit meiner Family befreundeter Neuseeländer, vor einem guten Jahrzehnt gezeigt, als er ne Zeit lang in Ghana war. Am Rande angemerkt, ein steiferer Draht als ein Bremsseil eines Fahrrades muss es da schon sein, da man sonst an den Übergängen von Wirbel zu Wirbel hängen bleibt. Habe damit ein wenig experimentiert, konnte persönlich aber keinen Unterschied in dem Geschmack, Textur oder Haltbarkeit feststellen und habe den Schritt wieder verworfen. Wichtig ist, schnell Töten, Ausbluten, Temperatur so rasch als möglich runter bringen und unten halten, während man das Fleisch feucht hält, bis man es an Land oder Zuhause weiter verarbeitet. Auch die Kühlkette sollte bis zum Verzehr nicht mehr unterbrochen werden. Dies gilt im Übrigen für jeden Fisch den man entnimmt...
Im Optimalfall hat man 2 Kühlboxen oder eine Kühlbox und einen fish bag mit. Wenn der erste Fisch gelandet ist, kommt Eis zusammen mit Wasser in ausreichender Menge den Fisch darin zu versenken, in die leere Kühlbox. Durch das Gemisch von Wasser und Eis kann der Fisch von innen und außen komplett mit dem kalten Gemisch umschlossen werden, was einerseits das Abkühlen des Fleisches beschleunigt und andererseits den Zugang von Sauerstoff zum Fleisch eindämmt, was ebenfalls zur Konservierung beiträgt. Bei Salzwasser, kommt zusätzlich zu tragen, das der Salzgehalt die Temperatur nochmal ein Stück mindert. Dann jede Std einen Beutel Eis aus der trockenen Kühltruhe in das Wasser Eis Gemisch dazu geben, um die Temperatur auch unten zu halten.
Double strike Wahoo & Mahi... sofort verarbeitet, ab in die Kühlbox und dann Salzwasser dazu. Man beachte das DIY Eis, da man Eis dort nur mit viel Aufwand kaufen kann
Kleinere Fische gebe ich nach dem Ausbluten sofort in die Kühlbox, bei Größeren schneide ich gerne den After aus, trenne die Kiemen und entferne vom Kiemenende den gesammten Gedärmestrang sofort, damit sie von innen und außen gleichzeitig gekühlt werden. Bei noch größeren Fischen werden Kopft und Schanz ebenfalls abgeschnitten, damit das Tier in die Kühlbox passt und wenn das nicht reicht, wird sofort filletiert, Fillets so roß und in Takt als möglich halten!
So viel zur Theorie, in der Praxis, sind die Meisten von uns oft zu unvorbereitet, leider. Ob nun aus Nachlässigkeit, mangelnden Möglichkeiten oder der getötete Fisch schlicht die erwarteten Kapazitäten übersteigt, die meisten getöteten Fische werden nicht ausreichend versorgt und gepflegt... und da nimm ich mich nicht aus.
Aber man sollte zumindest das Beste tun, was man kann... raus aus der Sonne, mit einem Handtuch bedecken und nass halten, stellt das absolute Minimum an Versorgung dar, alleine schon aus Respekt dem genommenen Leben gegenüber.
Bekannte hatten sich hier zwei Ruten geborgt und sind auf eigene Faust los... sie haben den Fisch sofort getötet und mit einem Handtuch abgedeckt, das sie versteckt vor der Sonne nass hielten. Dennoch haben sie ihren Angelausflug kurz darauf beendet und sind zurück gekommen. Glück im Unglück, sie haben den Fisch nicht ausgeblutet... ich habe den Fisch dann gleich verarbeitet und festgestellt, das das Blut noch nicht gestockt war... so gab es dann Abends doch noch eine Grillerei mit mega Wahoo-steaks, Kochbananen und im heißen Sand gebackenem Brot
Spätestens bei der Weiterverarbeitung an Land, Innereien raus oder filletieren, ich schuppe den Fisch (wenn nötig) auch gleich (machen Andere nicht). Wenn man ihn nicht zeitnah verzehren möchte, dann gleich einfrieren und die Kühlkette die am Wasser gestartet wurde nicht unterbrechen. Das wurde hier aber eh schon Alles beschrieben... Feuchten Fisch möglichst luftarm bis luftlos in einem Beutel, Ziplock bag oder im Optimalfall Vakuumiermaschine verpacken und dann einfrieren, denn die Gefahr des Gefrierbrandes kommt vom Sauerstoff (also der Luft) der das Fleisch im Gefrierprozess umgibt.
Im Falle eines Weitertransportes, durchgefrohrene Fische oder Fillets in Zeitungspapier wickeln (am Tag vor der Reise und dann samt Papier bis zum letzten Moment vor der Abreise in der Gefriertruhe belassen), dann in eine Kühlbox/Tasche packen... haben bei mir schon (Flug-)Reisen von 15+ überstanden ohne anzutauen. Wichtig ist bei langen Reisen, den Kühlbehälter so klein zu wählen, das der mitgenommene Fisch ihn füllt.
Über solche Dinge sollte jeder Angler, auch noch so überzeugte C&R Extremisten, informiert und darauf vorbereitet sein, denn unser Hobby beinhaltet den gelegentlichen Tod eines Fisches, ob gewollt oder nicht und da ist ein Mindestmaß an sorgsamen Umgang mit der Resource/ dem Leben zu erwarten.
TL everyone, M