Ich grüsse Alle,
die sich die Zeit nehmen, meinen Beitrag hier zu lesen. Ich habe ein
Anliegen, vielmehr Feedback gegenüber den Tackle Empfehlungen, die
auf dem Wissensstand und Erfahrungswert der einzelnen Protagonisten
beruhen, welche mir, in meiner Zeit am Wasser und hier im Forum,
unter gekommen sind.
Vorweg, so lange bin ich noch nicht Mitglied eurer Community und möchte
niemanden kritisieren oder gar dessen fachliche Kompetenzen
diskreditieren. Hier gebe ich lediglich meine persönlichen
Erfahrungswerte wieder, die meine Meinung und nichts anderes
darstellen. Dies gesagt, bin ich unschlüssig wie und wo ich anfangen
soll, da es durchaus ein disskusionsfreudiges Thema darstellt...
...anyway, here goes:
Meist werden hier immer fachlich antastslose Empfehlungen ausgesprochen,
die allerdings oftmals etwas über das Ziel hinaus schiessen.
Generell, aber gerade bei Neueinsteigern in diese adrenalin
getriebene, süchtig machende Art der, unser aller geliebten,
Angelei – ja, wir sind süchtige Junkies, die Meisten sogar
hoffnungslose Fälle - kommt es hier oft zu kontraproduktiven
Abschreckungen. Viele Neulinge und Quereinsteiger werden 'zu gut'
beraten. Was oft zur Folge hat, dass die schiere Überforderung und
daraus resultierende Verwerfung des ganzen Vorhabens eintritt.
Allzu oft versucht man hier um Rat Suchenden, fälschlicherweise
einzureden, dass man ein Elefantengewehr benötigt um Spatzen jagen
zu gehen.
Überspitzt formuliert, wird gerne vermittelt, dass Salzwasserfischerei, ohne ein
halbes Jahresgehalt eines Arbeiters auszugeben, garnicht machbar
wäre. Man bekommt oft den Eindruck, dass Namen wie Stella, Saltiga,
Tiagra, Fisherman, Carpenter und co unumgängliche
Grundvoraussetzungen darstellen/ geworden sind, um Bonitos, Snappern
oder kleinen Jacks nachzustellen
Nun sind dies zweifelsohne 'state of the art' Produkte, mitunter das
beste an Equipment, das man käuflich erwerben kann. Ich fische
selbst einige der oben genannten Namen und das mit Leidenschaft und
Hingabe. Doch genau so wie diese high- end Produkte situationsbedingt
notwenig seien können, stellen sie oftmals gleichsam eine
geldverschwendende Überflüssigkeit dar.
Denn neben meinen Tiagras und Stellas stehen eine wesentlich grössere
Bandbreite an TLD's, Spheros und Saragosa Rollen, die – man staune
– viel öfter zum Einsatz kommen als ihre hochklassigen
Gegenstücke. Die Begründung darin findet man in der Notwendigkeit
und dem Einsatzzweck. Es geht darum sein Equipment zu kennen und es
zielgerichtet einzusetzen.
Möchte man etwa einen Cubera oder GT ausbremsen, bevor dieser Güterzug das
Riff erreicht, braucht man zweifelsohne stabilstes Equipment, dass
Kräften jehnseits von gut und böse stand halten muss. Wenn ein
600Lbs Blue Marlin Richtung Horizont verschwindet, ist man gut darn,
eine Rolle zu fischen, die nicht heiß läuft, dessen Bremse sanft
arbeitet und einen absoluten Grad an Zuverlässigkeit bietet.
Doch muss ich gleichsam erwähnen, dass wir auch vor Markennamen die
unsere Geldbörse erzittern lassen, Fisch fingen, mit Erfolg! Ich
selbst habe, entgegen meines jungen Alters, mehr Marline an den alten
Penn Senator Rollen gedrillt als an den goldenen Panzern.
Ich habe gleichsam Wahoo und Cubera in der +70Lb Klasse an 10k Spheros
Rollen problemlos gehalten und Sails sogar schon mit 6k Spheros
Rollen. Ähnliches gilt für Ruten. Diese billigen wabbligen Ugly
Sticks mit solider Fiberglas Spitze sind unästhetisch wie sonst was,
doch praktisch unkaputbar. Ich besitze heute noch eine mittlerweile
18 Jahre alte Balzer Trolling Rute – 2,15m lang und als 30lb
angegeben – sie war die erste Trolling Rute die ich mir als junges
Kerlchen, von meinem eigenen hart ersparten Geld, zugelegt habe.
Zugegebener massen kommt sie heute nicht mehr oft zum Einsatz, doch
sie landet weiterhin, gepaart mit einer Seator 9/0 und 80Lb!!!
straight mono Marlin & Tuna!
Meine ersten lever drag Rollen waren TLD 25 mit 30, teils sogar 50lb mono
und ich habe mit diesen Teilen Alles, vom high speed offshore
Schwertträger und Hai bis hin zum mächtigen riffbewohnenden Grouper
und Snapper gebremst, gestoppt und gelandet.
Um ein Beispiel abseits meines Exempels wiederzugeben, möchte ich einen
guten Freund erwähnen. Beheimatet in Australien, ist er einer der
Glücklichen, die mehrere Tage die Woche GT's hoch klopfen dürfen.
Nun schicke ich voraus, dass er regelmässig GT's von 10 bis über
100Lbs landet und nun der Knaller – er tut dies mit den selben drei
Saragosa Rollen, seit diese Dinger auf den Markt kamen!
Natürlich sind dem Grenzen gesetzt, doch es geht darum,
eben diese zu kennen. Ich will euch nicht vorenthalten, dass ich auch
Ruten zerberstet und Rollen regelrecht eingeschmolzen habe.
Doch wenn man sein Gerät sowie dessen Grenzen kennt/ kennen lernt
und innerhalb dieser arbeitet, wären viele hier überrascht, was machbar ist
Der Trend unserer Wohlstandsgesellschaft, derer wir Alle ein Teil sind,
führt uns auch im Angelsport in eine, aus meiner Sicht falsche, zu
effizienz- gesteuerte Richtung.
Wenngleich ich bei vielen mir bekannten Gesichtern, das Gefühl habe, dass die
Stella an der Fisherman Rute mit der Vavaris Schnur darauf, eher dem
Seelenheil als der Fischerei dient, möchte ich darauf garnicht näher eingehen.
Was diesbezüglich allerdings thematisiert werden sollte, ist vielmehr das aneignen
des falschen Umganges mit disen Geräten. Wenn einem der Bezug zur
Urtümlichkeit – dem brachialen eins gegen eins, Mensch gegen Fisch
oder aber Mann gegen Natur – fehlt und dieser Bezug fehlt heutztage
meist. Dann kann mangels Hintergrundinformationen, Instinkt und
Gespür, zwar mit Wissen, aber kaum noch mit der Simplizität der
Erfahrung gefischt werden. Hochklassiges Equipment, Bootselektronik &
das Wissen der Welt auf dem Bildschirm ersetzen das Gefühl zur
Matterie. Flug- sowie generelle Vernetzungen, Hotels, komfortable &
schnelle Boote, Veranstaltungsanbieter usw berauben einem der
Erfahrung für den Lohn – den persönlichen Sieg – arbeiten zu
müssen. Energie, Aufwand und Zeit zu investieren. Sich zu plagen,
die Verzweiflung, das Versagen & der Lernprozess machen die
Erfahrung des persönlichen Triumpfes erst aus. Wir entziehen uns
selbst des eigentlichen Abenteuers, der persönlichen Entfaltung, die
nötig ist diesen einen Fisch fangen zu können, vielleicht sogar
dürfen – und das aus Gründen von Komfort und Zeitmangel. Doch ich
fange an abzudriften...