... und was ist eine Signatur?
Sportsfreunde,
Warum, wozu, wofür?
Gegenfrage: Wie war's auf der letzten Ausfahrt? Unendlich gross,
das Meer, oder? Habe ich keine Anhaltspunkte, Erfahrungswerte
oder einen (teuren) Guide, so muss ich mir was einfallen lassen,
um so viel Attraktion wie möglich anzubieten. Die Grenze ist
einzig die Anzahl der Besatzungsmitglieder, die dazu vergattert
werden "Teaser-Dienst" zu schieben, also nur Auslegen/Einholen.
Es ist eben kein Marketing Gag, sondern der Versuch typischen Beute-
verhalten täuschend ähnlich vorzuführen. Optimiert, verleihen Teaser
einem "Spread", also dem Aufbau unseres Köder"schwarms, sogar die
"dritte" Dimension (Tiefe unter dem Boot), und verbessern somit die
Lockwirkung der gesamten "Auslage". Optische Reize im kristallklaren
Wasser, Druckwelle und Geräuschentwicklung machen Teaser plus Köder
für unsere großen Gegner unwiderstehlich.
Wer wie ich zum "Plastikfischer"-Dasein verdammt ist, dem empfehle
ich immer ein paar solche "faule" Tricks im Angelkoffer mit auf Reisen
zu nehmen.
Teaser, aus dem Engl. to tease = reizen
Daisy Chain = Köder in Reihe auf der Schnur aufgezogen
Spread = Köderauslage (aus dem Engl. to spread = ausbreiten)
Signatur = Lockwirkung im Zusammenspiel von Teaser und Köder
Aber Achtung: man kann es auch übertreiben...
Lasse ich beim Auslegen eines oder mehrerer Teaser nicht die
Sorgfalt walten und recherchiere die örtlichen, saisonalen
Beutefischvorkommen, dann kann ich mit Teasern mehr schaden
als nützen. Zu viel Krach vertreib scheue Thune und zu massive
Teaser lassen die guten Speisefische zB Dorado (Mahi-Mahi) einen
weiten Bogen ums Boot machen.
Schwarm vorspielen oder Futterneid wecken?
Noch so ein Aspekt, der es in sich hat. Ist mein Teaser größer als
die üblichen Beutefische, so mach ich das mit Absicht. Ich spiele
dem großen Raubfisch einen bejagten Schwarm vor. Der Trick liegt
im Speed. Der Räuber hält dies für eine günstige Stunde, denn der
kleine Jäger ist unaufmerksam und somit leichte Beute. Auch kann
ein 50cm "Bowling Pin", also ein Kegel-großer Teaser einen Fress-
konkurrenten (artenfremd) darstellen, der ebenfalls zu Mittag
vorbeikommt und so Futterneid auslöst.
Sicher haben die meisten schon vom Fender-Teaser gehört. Zu
gross scheint es beim Locken von Schwarz- und Blau Marlins
nicht zu geben. Etliche dieser ungewöhnlichen teaser sind schon
vom Marlinschwert zerfleddert worden. Sie dürfen nicht zu prall
aufgepumpt sein und sollten - in Heimarbeit - mit Thun oder
Doradomuster verziert worden sein; ein 250gr Lochblei vorn dran
und schon gehts beim Anschleppen auf wilde Tauchfahrt.
Einmal die Jahreszeit, Wassertemperatur und Beutefischvorkommen
untersuchen: Schon komme ich fast weltweit bei 21 bis 25 Grad auf
Makrelenartige. Sie sind schwarz/blau/silber, 20-30cm lang und treten
in dichten Schwärmen auf, welche sich blitzartig fortbewegen und
Haken schlagen. Über 25 Grad ziehen Dorado-Imitate in grünen Tönen.
Wir können also gar nicht genügend solche "Beutefischschwärme"
aus dem Heck laufen lassen und auch der Speed darf über 10km/h
bleiben. Silouette: Makrelen sind spindelförmig, gedrungen fast.
Laufform: Der Makrelenschwarm bricht nie durch die Oberfläche.
Sollte die Belegklampe im Bootsheck zu hoch ansetzen und der Schwarm
springen, so hilft es einen RAPALA oder MANNs Tiefläufer von den Haken
zu befreien, um ihn dann vor dem System laufen zu lassen.
Dazu wird knapp 2m vor dem System eine Seitenleine eingeschäkelt,
an dessen Ende der Wobbler läuft.
Sollten sich Wahoo im revier aufhalten, bitte die kurze Stahlleine,
wie hier im Bild, nicht vergessen...
Teaserleine und Seitenleine sollten nicht unter 300 lbs Tragkraft
haben. Dass gilt auch für die Wirbel und Karabiner. Der Tiefläufer zerrt
den ganzen Schwarm auf wenigstens 1m unter die Wasseroberfläche.
Der Wobbler sollte allerdings besser auf Schwarmfarbe/Größe abgestimmt
sein.
Die direkte Oberflächen"signatur" funktioniert erst, wenn der Schwarm
aus Ballyhoo besteht, in der Silouette schlanker und damit wieder ein
authentischer Oberflächenfisch.
Kombinationen aus Schwarm und Jagdfisch:
Makrelenschwarm oder Ballyhoo lassen sich perfekt zum "großen
Theater" verbinden. Der Schwarm wird kurz hinterm Heck geführt,
etwa 5 bis 8 m. Knapp dahinter und seitlich versetzt können einer
oder mehrere Kegel-Teaser laufen. Meine beiden Big Kahuna tanzen
wild umeinander her. Zu gleichmäßig laufende Formationen sind
unnatürlich und locken keinen Segelfisch oder Marlin hinter dem Ofen
hervor... und dabei hilft der Kahuna, der wirr immer neue Ausbrüche
produziert... und nach meiner Erfahrung sind zwei noch wilder, als
einer!
Noch brutaler sind die riesigen 1m PAKULA Spiegelteaser "Witchdoctor"
von den trinkfest und spielfreudigen Australiern!
Meeräschen sind ab über 25Grad beliebt. Sie schwimmen langsam "in Linie",
einer sogenannten "Daisy Chain". Bei etwas gedrosselter Bootsgeschwindigkeit
laufen sie am schönsten. Hier das Bild einer 21cm "Daisy Chain" mit insgesamt
7 Tieren:
Immer ohne Haken... oder?
Grundlage meines Verständnis von "Teaser" ist eigentlich, dass er ohne Haken
neben den beköderten Schnüren läuft, bis auf die "bird-daisy-chain".
Schöne Thun-Ergebnisse haben wir mit "Daisy Chains" aus Mini-Birds, kleinen
Hartholzvögelchen die in dichter Folge auf ein 300 lbs Monofilament aufgezogen
sind. 6 Tiere (zB von SPRO, unbedingt umtakeln auf eigene Schnur und Wirbel) in
der 10cm Größe. Immer wieder schwimmen Gelbflossenthune die Daisy-Chain ab
und fallen dann auf den künstlichen Ballyhoo dahinter rein. Mir scheint es wichtig,
dass der "Nachläufer" getaucht läuft, d.h. nie springt und möglichst in 4 bis 7m
Abstand zum letzten Vögelchen.
Bei aller Vielfalt und Experimentierfreude bitte immer im Auge behalten:
Alles was ich auslege, muss ich auch wieder reinholen, wenn dann Mister Sail
und Miss Marlin anleuten muss alles sehr schnell gehen. Ich stelle dafür leere
Eimer (2 Euro im Baumarkt) in die Ecken vom Heck.
Über Kommentare und Anregungen, Produkterfahrungen und Reiseerlebnisse
mit diesem oder ähnlichem Arsenal würde ich mich freuen.
Herzlich aus dem Busch
Euer Diplom-"Plastikfischer"