Hallo zusammen,
Est hat leider ein bisschen gedauert, nun aber doch der Bericht zu meiner Reise an die Ostküste von Madagaskar. Wenn es angeltechnisch um Madagaskar geht, ist normalerweise eigentlich immer Nosy Be der Ausgangspunkt, von der Ostküste ist da aber eher selten die Rede - eigentlich völlig zu Unrecht. Der Norden Madagaskars hat mit dem Nordwesten (Baie du Courrier) und dem Nordosten zwei richtig gute Reviere im Angebot, beide sind wettertechnisch auf der schwierigen Seite, die Ostküste auf der sehr schwierigen. Es warten dafür aber auch grosse Fische: GT, Doggies und Grouper sind sicher die Hauptattraktionen, aber es gibt auch diverse Trevally Spezies, Spanish Mackerel, Barakuda, Emperor, Jobfish und vieles mehr. Trolling wäre mit Sicherheit auch nicht schlechter als rund um Nosy Be.
Die Anreise ist nochmals ein gutes Stück länger als nach Nosy Be, welche ja auch einige Zeit in Anspruch nimmt. Für mich ist es mit Zwischenstopp in Addis Ababa in die madagassische Hauptstadt Antananarivo gegangen, wo ich in Flughafennähe in einem Hotel übernachtet habe bevor ich am nächsten Morgen um 6 Uhr weiter nach Diego Suarez geflogen bin. Der Zwischenstop in Antananarivo war problemlos, das Hotel welches ich gebucht habe war keinen Kilometer vom Flughafen entfernt, hat einen Fahrer geschickt und war auf einem guten Niveau, auch das dazugehörige Restaurant war absolut in Ordnung. Etwas schockiert hat mich, dass morgens um 4 Uhr als ich wieder zum Flughafen gefahren bin noch genau die gleiche Mannschaft anwesend war, wie am Nachmittag um 15 Uhr. Auf meine Frage, ob sie noch immer da sind oder schon wieder da sind meinte der Manager mit einem Lächeln, dass sie 24 Stunden am Tag dort sind und sich einfach dann wenn mal nicht so viel los ist ab und zu mal etwas hinlegen können um sich auszuruhen...
Nach einem zweieinhalbstündigen Flug in Diego Suarez angekommen, bin ich mir ein bisschen vorgekommen wie in einem Museum. Das Gepäckband im Flughafen war etwa drei Meter lang und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Koffer dort auch nur draufgestellt werden um ein bisschen das Feeling eines Flughafens zu vermitteln. Vor dem Gebäude sind dann etwa zwei dutzend Taxis gestanden, alles gelbe Renault R4 TL Savane, was ein bisschen an die Filme mit Louis de Funès erinnert, wo diese dann alle zu Schrott gefahren werden. Ein Fahrer hat mich in Empfang genommen und hat mich zum Hotel gefahren, wo auch gleich nach einer kurzen Verschnaufpause das Briefing für die nächsten Tage stattgefunden hat.
Equipmenttechnisch habe ich genau das eingepackt, was der Charter auf der Liste angegeben hat. Zwei schwere PE10 Popping-Combos, die PE8 (Tuna-) Popping-Rute wurde etwas belächelt und mir wurde gesagt, dass die eigentlich im Hotelzimmer bleiben könne weil zu schwach. Ebenfalls mit dabei hatte zwei schwere Jigging-Combos. Der Charter rät zwar strikte von allem unter PE8 für Jigging ab, ich hatte aber einmal PE6 und einmal PE5 drauf, was mit den Schnüren auf dem neuesten Stand der Technik sicherlich ausreichend ist. Meine Slow Jigging Combo wurde ebenfalls ein bisschen belächelt, aber die hat unglaubliches Rückgrat, das würde man ihr bei dem filigranen Äusseren niemals geben - im späteren Verlauf meines Aufenthaltes hat sich der Skipper nach anfänglichem Lacher dann doch noch ziemlich in diese Rute verliebt. Bezüglich Vorfach für Popping hatte ich wie üblich 220 lbs dabei, wovon mir aber ausdrücklich abgeraten wurde: hier wird 300 lbs benötigt. Für Jigging wurden aber die 150 lbs als perfekt empfunden. Split Rings, Solid Rings, Swivels nur das stärkste und beste, idealerweise von Owner. An den Poppern ausschliesslich die besten und stärksten (Decoy Y-S23 oder Owner ST-76), Assist Hooks idealerweise Grösse 13/0 und idealerweise von Fisherman. Der Wind hat in den letzten Tagen sehr stark zu schaffen gemacht, ist aber deutlich abgeflacht und sollte in den nächsten Tagen keine Probleme bereiten. Vereinzelte Regenschauer waren angekündigt, sollten aber ebenfalls keine Probleme bereiten. Des weiteren wurde mir erklärt, dass es in Richtung Norden um den Cap d'Ambre sehr grosse Grouper geben soll, während in Richtung Süden die Doggies ihr Unwesen treiben. Ebenfalls wurde mir erklärt, dass auch gerne mit Live-Bait geangelt wird, was sehr produktiv auf grosse Grouper und Doggies sei. Auf schleppen wird hingegen - wie bereits im Vorfeld angekündigt und abgemacht - gänzlich verzichtet, was mir aber sehr recht sein soll.
Frühstück gab es jeweils um 6:00 Uhr, um 06:25 ist Abfahrt, so dass man um 06:30 am Boot ist, wo alles bereit steht um sofort abzulegen. Nachdem wir die Bucht von Diego Suarez durchquert haben, sind wir dann am ersten Tag im offenen Meer in Richtung Norden gefahren und haben an vereinzelten Spots angehalten um die Popper auszuwerfen. Da habe ich dann auch recht schnell gemerkt, wieso ein 300 lbs Vorfach benötigt wird: die Stellen waren gerade mal zwischen 4 und 12 Meter tief und wir sind dabei auch sehr nahe an die Felsen gekommen. Auf Popper ist den ganzen Morgen nichts gelaufen und als wir am späten Vormittag dann mit Cap d'Ambre den nördlichsten Punkt Madagaskars erreicht haben, hat der Skipper entschieden, dass wir mal schauen ob es beim jiggen etwas besser läuft. Dort gab es dann immerhin die ersten Erfolgserlebnisse, ein paar GT und einen Black Trevally, alle wohl irgendwo zwischen 5 und 10 kg, also noch nicht die erhofften Riesen. Kurz vor dem Mittag hatte ich dann einen Strike bei dem ich zuerst gedacht habe, dass das nichts besonderes ist. Nach vielleicht 30 Sekunden ist dann aber so richtig die Post abgegangen und die Schnur ist mit einer Leichtigkeit von der Rolle gegangen wie ich es bisher noch nicht so oft erlebt habe. Die Jigging Rute (immerhin eine JM Evo Falling Performance mit PE10) hat sich bis in den Griff durchgebogen und ich habe mir da schon etwas Sorgen gemacht, ob die Rute das überleben würde. Obwohl ich mich voll dagegengestemmt habe, hat es der Grouper leider ins Riff geschafft und beim Versuch ihn rauszuziehen ist das Braid knapp überhalb des Vorfachs gerissen - 8 Meter Vorfach waren offenbar nicht genug. Schade, das wäre er gewesen... Ich hatte in Französisch Guyana schon einen 60 kg schweren Grouper gefangen - dieser hier hatte aber noch um einiges mehr Power. Das Wetter hat sich dann sehr schnell sehr stark verschlechtert und es ist sehr starker Wind in Richtung Norden aufgekommen. Es hat zeitweise stark geregnet, aber nass wäre man auch nur schon von den vielen Wellen geworden. Aufgrund des starken Windes hatten wir eine sehr starke Drift und wir haben uns bei den Gewichten kontinuierlich nach oben gearbeitet, bis selbst 400 Gramm nur noch in weitem Bogen den Grund erreicht hat. Wir haben das dann abgebrochen und auf dem Weg zurück in Richtung Süden nochmals einige Spots für Popper angefahren. Immerhin gab es auf Popper auch noch ein kleines Erfolgserlebnis in Form eines Green Jobfish.
Am zweiten Tag haben wir uns entschieden, dass wir in Richtung Süden gehen. Das Wetter war das absolute Gegenteil des Vortages, das Wasser war zeitweise so glatt wie in einem Swimming Pool. Dieser Tag kann kurz zusammengefasst werden: mit Popper begonnen, dann gejiggt und gegen Abend wieder Popper. Wir haben vieles versucht, aber es ist nicht viel gelaufen. Drei GT und einen Bluefin Trevally auf Jig, einen GT und zwei Green Jobfish auf Popper, wieder nichts was zumindest an der 10 kg Marke gekratzt hätte. Der Skipper meinte noch, dass die Strömung sehr schwach sei, aber dass es in den nächsten Tagen etwas anziehen werde und dadurch Besserung in Sicht ist.
Am dritten Tag sind wir wieder in Richtung Norden aufgebrochen und haben wiederum mit Popper begonnen. Der Skipper hat in dieser Zeit mit meiner Slow Jigging Combo noch ein paar Köderfische gefangen. Einige Emperor wie sie perfekt für den Gril geeignet wären sind dabei im Eimer gelandet und wurden später an den Jigging Spots an den kleineren der beiden Assist Hooks montiert, der Jig hat dabei als Gewicht gedient um das Ganze in der Nähe des Grundes zu halten. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass auch bei Speed Jigs immer mit zwei Assist Hooks geangelt wird, ein kleiner (9/0 oder 11/0) mit kürzerer Assist Line und ein grösserer (13/0) mit längerer Assist Line. Scheinbar werden hier regelmässig während dem Drill die Fische von deutlich grösseren Fischen angegriffen, welche dann auch gerne mal am noch freien Assist Hook gehakt werden... Auf Live Bait hatten wir dann auch ein paar gute Strikes, woraus ein guter Grouper resultiert ist. Auch dieser kein Riese, aber immerhin eine ganz passable Grösse. Im Laufe des Morgens ist wieder sehr starker Wind aufgekommen und zeitweise hat es sich dann schon ein wieder ein bisschen wie am ersten Tag angefühlt, wo man sich manchmal gefühlt hat, wie wenn man mit einer Achterbahn durch eine Autwaschanlage fährt. Die Ausbeute war die bisher beste: 5 GT, 5 Rainbow Runner, zwei Moontail Seabass, ein Grouper und die beiden obligaten Green Jobfish auf Popper. Von grossen Fischen weiterhin keine Spur.