Madagaskar Ostküste Dezember 2023

  • Hallo zusammen,


    Est hat leider ein bisschen gedauert, nun aber doch der Bericht zu meiner Reise an die Ostküste von Madagaskar. Wenn es angeltechnisch um Madagaskar geht, ist normalerweise eigentlich immer Nosy Be der Ausgangspunkt, von der Ostküste ist da aber eher selten die Rede - eigentlich völlig zu Unrecht. Der Norden Madagaskars hat mit dem Nordwesten (Baie du Courrier) und dem Nordosten zwei richtig gute Reviere im Angebot, beide sind wettertechnisch auf der schwierigen Seite, die Ostküste auf der sehr schwierigen. Es warten dafür aber auch grosse Fische: GT, Doggies und Grouper sind sicher die Hauptattraktionen, aber es gibt auch diverse Trevally Spezies, Spanish Mackerel, Barakuda, Emperor, Jobfish und vieles mehr. Trolling wäre mit Sicherheit auch nicht schlechter als rund um Nosy Be.


    Die Anreise ist nochmals ein gutes Stück länger als nach Nosy Be, welche ja auch einige Zeit in Anspruch nimmt. Für mich ist es mit Zwischenstopp in Addis Ababa in die madagassische Hauptstadt Antananarivo gegangen, wo ich in Flughafennähe in einem Hotel übernachtet habe bevor ich am nächsten Morgen um 6 Uhr weiter nach Diego Suarez geflogen bin. Der Zwischenstop in Antananarivo war problemlos, das Hotel welches ich gebucht habe war keinen Kilometer vom Flughafen entfernt, hat einen Fahrer geschickt und war auf einem guten Niveau, auch das dazugehörige Restaurant war absolut in Ordnung. Etwas schockiert hat mich, dass morgens um 4 Uhr als ich wieder zum Flughafen gefahren bin noch genau die gleiche Mannschaft anwesend war, wie am Nachmittag um 15 Uhr. Auf meine Frage, ob sie noch immer da sind oder schon wieder da sind meinte der Manager mit einem Lächeln, dass sie 24 Stunden am Tag dort sind und sich einfach dann wenn mal nicht so viel los ist ab und zu mal etwas hinlegen können um sich auszuruhen...


    Nach einem zweieinhalbstündigen Flug in Diego Suarez angekommen, bin ich mir ein bisschen vorgekommen wie in einem Museum. Das Gepäckband im Flughafen war etwa drei Meter lang und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Koffer dort auch nur draufgestellt werden um ein bisschen das Feeling eines Flughafens zu vermitteln. Vor dem Gebäude sind dann etwa zwei dutzend Taxis gestanden, alles gelbe Renault R4 TL Savane, was ein bisschen an die Filme mit Louis de Funès erinnert, wo diese dann alle zu Schrott gefahren werden. Ein Fahrer hat mich in Empfang genommen und hat mich zum Hotel gefahren, wo auch gleich nach einer kurzen Verschnaufpause das Briefing für die nächsten Tage stattgefunden hat.


    Equipmenttechnisch habe ich genau das eingepackt, was der Charter auf der Liste angegeben hat. Zwei schwere PE10 Popping-Combos, die PE8 (Tuna-) Popping-Rute wurde etwas belächelt und mir wurde gesagt, dass die eigentlich im Hotelzimmer bleiben könne weil zu schwach. Ebenfalls mit dabei hatte zwei schwere Jigging-Combos. Der Charter rät zwar strikte von allem unter PE8 für Jigging ab, ich hatte aber einmal PE6 und einmal PE5 drauf, was mit den Schnüren auf dem neuesten Stand der Technik sicherlich ausreichend ist. Meine Slow Jigging Combo wurde ebenfalls ein bisschen belächelt, aber die hat unglaubliches Rückgrat, das würde man ihr bei dem filigranen Äusseren niemals geben - im späteren Verlauf meines Aufenthaltes hat sich der Skipper nach anfänglichem Lacher dann doch noch ziemlich in diese Rute verliebt. Bezüglich Vorfach für Popping hatte ich wie üblich 220 lbs dabei, wovon mir aber ausdrücklich abgeraten wurde: hier wird 300 lbs benötigt. Für Jigging wurden aber die 150 lbs als perfekt empfunden. Split Rings, Solid Rings, Swivels nur das stärkste und beste, idealerweise von Owner. An den Poppern ausschliesslich die besten und stärksten (Decoy Y-S23 oder Owner ST-76), Assist Hooks idealerweise Grösse 13/0 und idealerweise von Fisherman. Der Wind hat in den letzten Tagen sehr stark zu schaffen gemacht, ist aber deutlich abgeflacht und sollte in den nächsten Tagen keine Probleme bereiten. Vereinzelte Regenschauer waren angekündigt, sollten aber ebenfalls keine Probleme bereiten. Des weiteren wurde mir erklärt, dass es in Richtung Norden um den Cap d'Ambre sehr grosse Grouper geben soll, während in Richtung Süden die Doggies ihr Unwesen treiben. Ebenfalls wurde mir erklärt, dass auch gerne mit Live-Bait geangelt wird, was sehr produktiv auf grosse Grouper und Doggies sei. Auf schleppen wird hingegen - wie bereits im Vorfeld angekündigt und abgemacht - gänzlich verzichtet, was mir aber sehr recht sein soll.


    Frühstück gab es jeweils um 6:00 Uhr, um 06:25 ist Abfahrt, so dass man um 06:30 am Boot ist, wo alles bereit steht um sofort abzulegen. Nachdem wir die Bucht von Diego Suarez durchquert haben, sind wir dann am ersten Tag im offenen Meer in Richtung Norden gefahren und haben an vereinzelten Spots angehalten um die Popper auszuwerfen. Da habe ich dann auch recht schnell gemerkt, wieso ein 300 lbs Vorfach benötigt wird: die Stellen waren gerade mal zwischen 4 und 12 Meter tief und wir sind dabei auch sehr nahe an die Felsen gekommen. Auf Popper ist den ganzen Morgen nichts gelaufen und als wir am späten Vormittag dann mit Cap d'Ambre den nördlichsten Punkt Madagaskars erreicht haben, hat der Skipper entschieden, dass wir mal schauen ob es beim jiggen etwas besser läuft. Dort gab es dann immerhin die ersten Erfolgserlebnisse, ein paar GT und einen Black Trevally, alle wohl irgendwo zwischen 5 und 10 kg, also noch nicht die erhofften Riesen. Kurz vor dem Mittag hatte ich dann einen Strike bei dem ich zuerst gedacht habe, dass das nichts besonderes ist. Nach vielleicht 30 Sekunden ist dann aber so richtig die Post abgegangen und die Schnur ist mit einer Leichtigkeit von der Rolle gegangen wie ich es bisher noch nicht so oft erlebt habe. Die Jigging Rute (immerhin eine JM Evo Falling Performance mit PE10) hat sich bis in den Griff durchgebogen und ich habe mir da schon etwas Sorgen gemacht, ob die Rute das überleben würde. Obwohl ich mich voll dagegengestemmt habe, hat es der Grouper leider ins Riff geschafft und beim Versuch ihn rauszuziehen ist das Braid knapp überhalb des Vorfachs gerissen - 8 Meter Vorfach waren offenbar nicht genug. Schade, das wäre er gewesen... Ich hatte in Französisch Guyana schon einen 60 kg schweren Grouper gefangen - dieser hier hatte aber noch um einiges mehr Power. Das Wetter hat sich dann sehr schnell sehr stark verschlechtert und es ist sehr starker Wind in Richtung Norden aufgekommen. Es hat zeitweise stark geregnet, aber nass wäre man auch nur schon von den vielen Wellen geworden. Aufgrund des starken Windes hatten wir eine sehr starke Drift und wir haben uns bei den Gewichten kontinuierlich nach oben gearbeitet, bis selbst 400 Gramm nur noch in weitem Bogen den Grund erreicht hat. Wir haben das dann abgebrochen und auf dem Weg zurück in Richtung Süden nochmals einige Spots für Popper angefahren. Immerhin gab es auf Popper auch noch ein kleines Erfolgserlebnis in Form eines Green Jobfish.


    Am zweiten Tag haben wir uns entschieden, dass wir in Richtung Süden gehen. Das Wetter war das absolute Gegenteil des Vortages, das Wasser war zeitweise so glatt wie in einem Swimming Pool. Dieser Tag kann kurz zusammengefasst werden: mit Popper begonnen, dann gejiggt und gegen Abend wieder Popper. Wir haben vieles versucht, aber es ist nicht viel gelaufen. Drei GT und einen Bluefin Trevally auf Jig, einen GT und zwei Green Jobfish auf Popper, wieder nichts was zumindest an der 10 kg Marke gekratzt hätte. Der Skipper meinte noch, dass die Strömung sehr schwach sei, aber dass es in den nächsten Tagen etwas anziehen werde und dadurch Besserung in Sicht ist.


    Am dritten Tag sind wir wieder in Richtung Norden aufgebrochen und haben wiederum mit Popper begonnen. Der Skipper hat in dieser Zeit mit meiner Slow Jigging Combo noch ein paar Köderfische gefangen. Einige Emperor wie sie perfekt für den Gril geeignet wären sind dabei im Eimer gelandet und wurden später an den Jigging Spots an den kleineren der beiden Assist Hooks montiert, der Jig hat dabei als Gewicht gedient um das Ganze in der Nähe des Grundes zu halten. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass auch bei Speed Jigs immer mit zwei Assist Hooks geangelt wird, ein kleiner (9/0 oder 11/0) mit kürzerer Assist Line und ein grösserer (13/0) mit längerer Assist Line. Scheinbar werden hier regelmässig während dem Drill die Fische von deutlich grösseren Fischen angegriffen, welche dann auch gerne mal am noch freien Assist Hook gehakt werden... Auf Live Bait hatten wir dann auch ein paar gute Strikes, woraus ein guter Grouper resultiert ist. Auch dieser kein Riese, aber immerhin eine ganz passable Grösse. Im Laufe des Morgens ist wieder sehr starker Wind aufgekommen und zeitweise hat es sich dann schon ein wieder ein bisschen wie am ersten Tag angefühlt, wo man sich manchmal gefühlt hat, wie wenn man mit einer Achterbahn durch eine Autwaschanlage fährt. Die Ausbeute war die bisher beste: 5 GT, 5 Rainbow Runner, zwei Moontail Seabass, ein Grouper und die beiden obligaten Green Jobfish auf Popper. Von grossen Fischen weiterhin keine Spur.

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  • Am vierten Tag war so richtig was los. Wir haben diesmal gleich mit jiggen begonnen und sind dafür nicht besonders weit gefahren. Es war nicht wirklich etwas los und auf dem Sounder war auch nicht wirklich etwas zu sehen. Ich habe dann nach zwei oder drei Stunden den Skipper gefragt, nach was wir da suchen, es gibt keine Strikes und auf dem Sounder ist auch so gut wie nichts zu sehen. Er meinte dann, dass es an dieser Stelle eine Frage der Zeit sei, bis die GTs durchdrehen. Und er sollte Recht behalten: es hat zwar lange gedauert, aber ab Mittag war der Spot wirklich heiss. Am Sounder konnte man sehen, wie sich die GTs am Grund stapeln und sich darüber eine Wolke mit Rainbow Runner befindet. Für einige Zeit hat der Ablauf dann so ausgesehen: Jig bis zum Grund, fast jeder Drop ein Strike. Wenn das mal nicht der Fall war, einfach weiter nach oben und spätestens dort ist dann ein Rainbow Runner eingestiegen. Die Ausbeute an dem Tag war dann 20 GT, 8 Rainbow Runner, 2 Spotted Trevally, 1 Emperor, 2 Grouper. Der Skipper, welcher wie üblich mitgeangelt hat, hatte sogar noch eine bessere Ausbeute. Einmal hat er mir unmittelbar nachdem wir einen meiner zahlreichen GTs gelandet haben seine Rute in die Handgedrückt, an der der nächste GT dran war, als der dann oben war hat er mir wieder meine Rute in die Hand gegeben, an der der nächste dran war und so weiter und so weiter. Diese habe ich in der obigen Aufstellung gar nicht mal mitgezählt. Am Abend haben wir auf dem Rückweg beim Poppern noch die üblichen zwei Green Jobfish eingesammelt, über die sich die Familien der Besatzung gefreut haben. An diesem Tag waren die ersten GT über 10 kg dabei, aber schon wieder nichts grosses. Einen persönlichen Erfolg konnte ich noch verbuchen: meine erste GT-Doublette. Wie jeden Abend hat mich einer der beiden Chefs am Bootssteg in Empfang genommen und meinte dann: morgen gibt es die grossen, sei bereit. Auch der zweite Chef hat mir noch bei Whatsapp geschrieben: morgen gibt es mit Sicherheit einige grosse, sei bereit.


    Am fünften Tag sind wir also wieder in den Süden und zwar so weit, wie sie normalerweise nur mit Liveaboard Trips mit Katamaran gehen, aber eben dort wo die richtig dicken Fische zuhause sind. Nach über zwei Stunden Bootsfahrt haben wir mit Poppern begonnen, was aber nichts eingebracht hat. Also sollte es mal wieder das Jiggen richten. Ich hatte dann recht schnell einen sehr guten Strike, wo dann auch sehr viel Zug drauf. Etwas später ist dann ein Hai neben dem Boot aufgetaucht, wo er dann das Vorfach zerbissen hat. Es gab in weiterer Folge diverse Strikes, daraus resultierte ein guter Grouper aber ansonsten war jedes Mal war innert kürzester Zeit das Vorfach durchgebissen, die Razor Gang war also sehr aktiv - immerhin wurde dadurch das Gepäck für die Rückreise deutlich leichter. Vor dem Mittag gab es dann einen richtig guten Strike, diesmal war er dran und das Vorfach schien auch zu halten. Der Skipper meinte schon, dass das ein richtig guter Doggy sei und ich jetzt nicht locker lassen solle. Als er noch etwa 15 bis 20 Meter unter dem Boot war, aber der Schock: ausgestiegen. Mist. Nachdem dann nochmals bei ein paar Strikes gleich das Vorfach durchgebissen wurde, habe ich ein Stück Titan montiert, danach gabs aber für den Rest des Tages aber keinen einzigen Biss mehr. Bei der Crew sah es ähnlich aus, die haben auch der Razor Gang Tribut gezollt und bei denen war nach dem Mittag dann auch die Luft draussen. Der Skipper hat mir noch einen GT auf Jig und einen GT auf Popper überlassen. Also wieder nichts und irgendwie habe ich mich ab dem Zeitpunkt damit abgefunden, dass aus dieser Reise wohl keine Giganten resultieren werden...


    Am sechsten und letzten Tag habe ich nochmals alles gegeben, aber bis zum Mittag keinen einzigen Strike. Der Skipper hat aber neben mir doch den einen oder anderen GT rausgeholt und ich würde lügen, wenn ich jetzt behaupten würde, dass das nicht an meinem Selbstvertrauen gekratzt hat. Das waren zwei halbe Tage in Folge ohne einen einzigen Strike... Dazu kommt, dass ich ziemlich ausgepowert war und auch die Motivation schon mal besser war. Immerhin ist es nach dem Mittag wieder etwas besser geworden und ich konnte immerhin wieder einige Strikes verzeichnen. Ich habe wieder einen richtig guten Grouper verloren. Kein Riese wie der am ersten Tag, aber so 20 bis 30 kg hätte der bestimmt auf die Waage gebracht. Ansonsten gab es 4 Rainbow Runner, 5 GT, 2 Bluefin Trevally, 3 Grouper und einen Blubberlip Snapper. Die Crew war an diesem Tag ziemlich fahrig und unkonzentriert, einmal haben sie die Luke am Boden geöffnet um einen Fisch darin zu verstauen. Haben aber nicht wie üblich gesagt, dass sie aufmachen und ich bin voll mit dem Fuss reingedonnert. Ich habe nichts gesagt weil ich ja auch ein gutes Stück weit selber schuld bin, habe ja schliesslich Augen im Kopf. Aber der Skipper hat sich sichtlich darüber geärgert. Kurz danach habe ich den grössten GT der Reise gehakt, aber mit geschätzten 15 kg war das nach wie vor nicht die erhoffte Grösse. Der Skipper meinte zu einem seiner Jungs, er solle das Gaff nehmen und dieses am Maul platzieren damit er den Fisch besser ins Boot bekommt. Der hat aber das Gaff aber einfach mitten durch den Bauch gerammt, was mich dann schon etwas schockiert hat, da wir ja abgemacht haben, dass wir alle GT wieder releasen. Der Skipper hat mich dann gebeten, dass ich doch kurz meine Ohren zuhalten soll und hat seine beiden Jungs nach vorne genommen, wo es ein richtiges Donnerwetter abgesetzt hat wie ich es selten erlebt habe. Der Tag ist dann immer mehr seinem Ende entgegen gegangen und beim Poppern gab es wie schon am Tag zuvor nichtmal die beiden obligaten Green Jobfish. Damit ist die Reise ohne wirkliche Highlights zu Ende gegangen. Aber ja, so kann das manchmal laufen beim angeln. Nur weil man in einem richtig guten Revier unterwegs ist, ist das noch lange keine Garantie, dass die gesetzten Erwartungen erfüllt werden... Immerhin wäre die Chance sehr gross, dass das Ergebnis bei einer weiteren Reise an diese Location besser wäre.


    Vielleicht noch ein paar Worte zum drum herum:

    Die Boote sind schon etwas in die Jahre gekommen, aber in einem guten Zustand. Die Boote wurden ganz klar für Trolling gebaut und sind für Casting nur bedingt geeignet. Die grösste offene Fläche ist hinten am Heck, wobei mitten drin ein grosser Sockel fix im Boot verankert ist, darin ist ein etwas merkwürdig anmutenden Kampfstuhl montiert, welcher wertvollen Platz besetzt. Der Sockel wird als Kühlbox für Getränke verwendet. Am Bug gibt es eine kleine Plattfrom, welche aber so klein ist, dass man dort nicht sonderlich gut werfen kann und das eigentlich auch nur bei ruhiger See. Der Bug ist generell so gestaltet, dass es dort eine Sitzecke gibt, welche sich zwar zum chillen während dem schleppen sicherlich sehr gut eignet, aber beim werfen ebenfalls alles andere als ideal ist. Zu zweit kann man mit bestimmten Abstrichen schon angeln, dass man aber zu dritt gleichzeitig poppern kann, halte ich für ausgeschlossen. Jiggen ist natürlich kein Problem, da ist für drei oder gar vier Mann genügend Platz vorhanden. Alles was auf dem Boot ist, wird nass. Mein Rucksack mit dem Backup-Tackle wurde immer in der vorderen Sitzbank verstaut und in eine Regenjacke, sowie eine Plane eingewickelt. Im Laufe des Tages drückt die Feuchtigkeit aber durch. Das Handy wird in einem wasserdichten Pelican Case verstaut, sie haben eine eigene Digitalkamera und eine ältere GoPro an Bord. Die Crew besteht inklusive Skipper komplett aus Einheimischen, die Leute sind sehr höflich, zuvorkommend und bemüht. Der Skipper ist sehr erfahren, kennt das Gewässer sehr gut, hat mehrere tausend Waypoints auf dem Sounder und ist eine echte Maschine beim jiggen. Der zieht den ganzen Tag ununterbrochen vollgas mit und macht selbst in der Mittagspause einfach weiter. Leider waren seine Sprachkenntnisse ziemlich limitiert, er hat zwar immer wieder Dinge erklärt, aber oft hat der Wortschatz leider nicht ausgereicht. Die Deckhands haben keine Vorkenntnisse über die Fischerei, sind aber recht gut ausgebildet und ich musste die ganze Woche über keinen einzigen Knoten selbst machen, weil die Crew einfach schneller war.


    Ich war ziemlich genau zu Vollmond dort, die Chefs waren davon überzeugt, dass das perfekt ist. Der Skipper hingegen ist kein Fan von Vollmond und meinte, dass die Ergebnisse deutlich besser sind wenn der Mond sichelförmig ist statt rund - vor allem auch was die Grösse der Fische betrifft. Ebenfalls meinte der Skipper, dass die Spots welche während regulären Tagesausfahrten ab Diego Suarez angefahren werden können nicht mehr so gut sind wie auch schon und GTs über 30 kg nicht mehr so häufig gefangen werden. Er meinte auch, dass es weiter im Süden viel mehr und vor allem grössere Fische gibt, dass diese Spots aber nur mit dem Katamaran angefahren werden. Ebenfalls hat er von einem Spot im Süden erzählt, wo sie regelmässig gute Doggies auf Popper fangen - aber sie die richtig grossen Exemplare ausnahmslos im Riff verlieren weil das Wasser dort einfach nicht tief genug ist. Vor Ort hat mir noch jemand erzählt, dass es in der Zone wo mein Charter nur mit Katamaran unterwegs ist ein anderer Charter mit einer kleinen abgeschiedenen Lodge zusammen arbeitet und ab dort Tagestouren unternimmt. Besser für Casting geeignete Boote haben sie ebenfalls. Kontaktinformationen habe ich auch bekommen und bin bereits in Kontakt und am grübeln ob ich es dort nochmals versuchen soll.

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  • Wie bereits geschrieben sind die Bedindungen vor Ort nicht gerade einfach, es ist bloss während vier Monaten im Jahr überhaupt erst möglich, dort zu angeln und auch dann ist es alles andere als ein Spaziergang. Das soll aber auch überhaupt kein Vorwurf sein, der Charter kommuniziert das ganz klar. Wer also Komfort und ruhige See erwartet, der ist in Nosy Be viel besser aufgehoben. Um an der Ostküste zu angeln, muss man aus der Komfortzone herausgehen. Auch wenn ich meine Reise insgesamt als etwas enttäuschend empfunden habe, hatte ich trotzdem eine gute Zeit und dennoch viele Fische gefangen. Ich bin darüber hinaus nach wie vor überzeugt, dass ich einfach Pech hatte und es an dieser Location im Normalfall immer zumindest ein paar dicke GTs ins Boot schaffen. Was mich neben dem Fehlen der grossen Fische etwas runtergezogen hat, ist dass meine neue JM Yellow Fin Special II am ersten Tag gleich in der Mitte gebrochen ist (offensichtlich ein Transportschaden, hat immerhin die Versicherung in der Zwischenzeit übernommen), bei einer Stella das Gehäuse einen Riss hat und das Getriebe defekt ist, bei einer weiteren Stella der Schnurfangbügel in die Brüche gegangen ist und dass ich am Ende des letzten Tages gemerkt habe, dass meine GoPro auf Zeitraffer eingestellt war und die ganzen Videos unbrauchbar sind. Sind aber alles Dinge, die halt passieren können.


    Diego Suarez ist eine alte Stadt, welche stellenweise schon ziemich zerfallen ist. Selbst für afrikanische Verhältnisse macht die Stadt einen sehr verfallenen und armen Eindruck. Das Hotel war absolut ok. Kein Luxus aber alles was man braucht. Klimaanlage, warmes Wasser, genügend Platz, sauber, keine Insekten. Das Frühstück könnte sicherlich etwas besser und abwechslungsreicher sein. Das Essen auf dem Boot war ganz okay. Etwas nervig war die Kirche gegenüber, welche ab 5 Uhr morgens mit Glockengeläute ab Band über richtig schlechte Lautsprecher die Leute beglückt hat, aber das war wohl aufgrund der Weihnachtsfeiertagen so. Im Zentrum gibt es ein Hotel auf einem etwas höheren Level. Wenn man dort wohnen möchte, ist das kein Problem. Dort ist es halt einfach etwas lauter, da es gleich um die Ecke ein paar Bars und Discos gibt.


    Etwa 10 Minuten zu Fuss vom Hotel ist das Zentrum bzw die Hauptstrasse, dort gibt es diverse Restaurants. Auch hier keine Highlights, aber zwei, drei Restaurants sind absolut in Ordnung. Am besten war meiner Meinung nach das Kambusa, dieses wurde mir auch vom Chef des Charters empfohlen. Ein komplettes Abendessen (Bier, Wasser, Hauptgang, Nachtisch) kommt auf umgerechnet vielleicht 6 Euro. Ich hatte ab Mitte des Aufenthaltes etwa zwei Wochen lang ziemlich hartnäckige Magen-Darm Probleme, aber das kann überall in den Tropen passieren. Nebenbei bemerkt habe ich mich auch ziemlich stark erkältet - den ganzen Tag in nassen Klamotten auf dem Boot zu stehen ist nicht gerade ideal, aber das ist an der Ostküste nun mal so und das war auch zu erwarten, soll kein Vorwurf sein. Zurück ins Hotel fährt man am besten mit dem Taxi, welche es massenhaft gibt. Kostet umgerechnet 20 Cent und damit lassen sich die Stellen mit den dunklen Seitenstrassen vermeiden, welche immer ein gewisses Risiko bergen, dass man dort ausgeraubt wird. An der Hauptstrasse hat es sehr viele Leute unterwegs, welche einfach ein bisschen reden möchten, betteln oder etwas verkaufen wollen. Alles unproblematisch und nicht aufdringlich. Den Bettlern habe ich meistens etwas kleines gegeben, den hungrigen Kindern welche etwas essen wollten an einem Streetfood Stand etwas zum essen gekauft und die Händler haben ein nein ohne zu diskutieren akzeptiert, auch wenn man ihnen die Enttäuschung angesehen hat und sie das Geld mit Sicherheit gut hätten gebrauchen können. Bei den Leuten, welche einfach ein bisschen reden wollten war die Kommunikation manchmal sehr schwierig, da sie meistens einen sehr starken Akzent hatten. Ich habe da jeweils nicht viele Informationen gegeben, weil die Absichten etwas unklar waren. Einzig eine Dame aus dem horizontalen Gewerbe war etwas aufdringlich und wollte ein nein nicht akzeptieren und hat darauf beharrt, dass ich sie zumindest zu einem Fruchtsaft einlade um mit ihr zu besprechen, was sie denn alles für mich tun könne. Sie sei schliesslich arm und brauche das Geld. Sie ist erst dann gegangen als das Personal des Restaurants gefragt hat, ob sie die Dame rauswerfen sollen. Was mich gestört hat, ist dass viele alte Franzosen ab mindestens Mitte sechzig mit sehr sehr jungen Madagassinnen (sind die überhaupt schon 18?) im Arm in den Restaurants und Bars gesessen sind.


    Ich spreche zum Glück französisch auf einem recht guten Niveau, ich denke dass es nur mit englisch schon überall ein bisschen schwierig werden könnte. Sowohl auf dem Boot, als auch im Hotel, als auch in den Restaurants. Ich habe die ganze Zeit über kein einziges Wort englisch gehört. Falls jemand diese Tour machen möchte, sollte er sich vorher genau mit dem Charter unterhalten, ob es auch Besatzungen gibt, welche englisch sprechen.


    Ich sehe gerade, dass der Bericht unglaublich lang geworden ist... Ich hoffe, dass er dadurch nicht zu langweilig wurde.


    Tight Lines

    Thomas

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