Hallo Leute
Ich bin gerade in Japan und Taiwan unterwegs und möchte euch ein paar angeltechnische Eindrücke schildern. Auch wenn ich nur einen einzigen Tag auf dem Wasser war, hat diese Reise (welche eigentlich nichts mit angeln zu tun hatte) viele Eindrücke hinterlassen und ich habe mal wieder sehr viel gelernt.
Da es aus der Schweiz aus keinen Direktflug nach Taiwan gibt, sind wir über Tokio geflogen und haben uns ein paar Tage die Stadt angeschaut. Natürlich durfte ein Besuch in einem japanischen Tackle-Shop nicht fehlen. Ich habe mir einen Shop rausgesucht, welcher in der Nähe eines Ortes war, welchen wir sowieso besuchen wollten. Angepriesen wurde dieser mit "der grösste Tackle-Shop in Tokio für Salzwasserangeln". Vor Ort war das auf den ersten Blick schon etwas enttäuschend, da der Shop vielleicht 100 m2 gross war. Aber das Sortiment konnte sich echt sehen lassen. Bei den Ruten gab es eine grosse Auswahl von Ripple Fisher, Yamaga Blanks und anderen Marken im höheren Preissegment. Auch Shimano-Ruten aus dem hohen Preissegment waren zu finden, welche ich in Europa bisher nicht gesehen habe, aber welche durchaus spannend waren. Preislich alles deutlich günstiger als die Preise welche man in Europa bezahlt.
Auch in Sachen Braids, Popper, Stickbaits, Terminal Tackle, Jigs, Casting Jigs etc nur das Beste. Owner, Decoy, Varivas, Gamakatsu um nur ein paar der geläufigen Namen zu nennen. Und auch hier gab es viele Modelle, welche ich in Europa bisher noch nirgendwo gefunden habe. Was mir besonders aufgefallen ist: Jigs der Marke Nature Boys. Diese Marke habe ich bisher nicht gekannt, aber die hat wirklich guten Eindruck auf mich gemacht. Die Jigs werden in Japan produziert und sind bleifrei, ein grosser Teil davon wird aus Edelstahl produziert und es gibt sogar die Möglichkeit "verbrauchte" Jigs neu bemalen zu lassen. Aber auch sonst muss man sagen, dass die Jigs, Stickbaits und Popper einen qualitativ extrem hohen Eindruck gemacht haben. Es sind auch viele Fotos im Laden gehängt von Kunden, welche einen kapitalen Yellowtail oder GT gefangen haben und auf die Fotos ein paar Worte des Dankes an das Personal geschrieben haben. Leider war meine Zeit sehr begrenzt, ich habe es deswegen bei etwas Braid von Varivas, sowie ein paar Jigs und Casting Jigs von Nature Boys belassen.
In Taiwan bin ich ein paar Tage später in ein Geschäft einer Ladenkette namens ETUOH gegangen, welches quasi als Hausmarke die in Europa durchaus nicht unbekannte Marke Hearty Rise führt. Im Gegensatz zu Japan war hier vor allem das mittlere bis tiefere Preissegment vertreten, aber eine richtig tolle Auswahl. Was aber sofort auffällt: die verkaufen fast nur Sachen für Jigging und Shore Jigging. Dafür war die Auswahl aber wirklich beeindruckend, es sind geschätzt mehrere hundert Jigging Ruten im Laden gestanden, das meiste von Hearty Rise (logisch), aber auch vieles von Shimano, HOTS und anderen bekannten Marken. Terminal Tackle und Braid auch sehr viel von Hearty Rise, aber auch viel Shimano, Owner, Varivas etc. Was mir dabei besonders aufgefallen ist: Shimano Grappler 8 Braid, welches deutlich mehr Tragkraft hat als Braid mit gleichem Durchmesser von anderen Herstellern. PE3 mit 63 lbs Tragkraft, WTF?!?! Davon habe ich mir natürlich gleich mal eine Spule zum testen gekauft, sowie diverses Kleinzeug, vor allem für Ebing - dazu unten etwas mehr.
Wir sind dann ein paar Tage danach in den Osten der Insel nach Hualien gefahren um ein paar Freunde zu besuchen, welche sich dort niedergelassen haben. Ein kurzer Besuch im Hafen hat gezeigt, dass sich gerade grössere Mengen Spanish Mackerel und Mahi Mahi vor der Küste herumtreiben müssen. In einem Gespräch mit einem Local wurde mir auch mitgeteilt, dass die Amberjacks jetzt bis an die Küste kommen und von den Felsen aus mit Casting Jig und Stickbait gefangen werden können, dass es aber noch sehr früh in der Saison ist und es sich noch nicht so wirklich lohnt. Ich wurde aber eingeladen, einem lokalen Fischer bei der Sailfish-Fischerei zuzuschauen. Diese werden vom fahrenden Boot mittels Speer bzw Harpune erlegt. Einerseits ist mir das schon etwas barbarisch vorgekommen, aber andererseits hat das definitiv mein Interesse geweckt, da man offensichtlich sehr nahe an die Fische rankommen muss um diese von Hand mit der Harpune zu erlegen und dass sich eine solche Ausfahrt sehr produktiv sein muss, da es sich für die Fischer auch finanziell lohnen muss - Sailfish ist in Taiwan sehr billig, da er in den Küchen nicht besonders wertgeschätzt wird. Wenn das also mit der Harpune möglich ist, dann müsste Bait & Switch eigentlich auch funktionieren, so als mögliches Projekt für die Zukunft... Leider hat der Skipper dann aber kurzfristig doch noch abgesagt, da er Bedenken hatte wegen der Versicherung. Er hat aber versprochen, dass er sich um die Versicherung kümmert und mich das wenn ich zwischen November und Februar nach Taiwan komme auf jeden Fall mitnehmen wird. Er hat mir auch versprochen, dass er sich mal umhören wird, ob mich jemand zum Shore Casting zu den Felsen mitnehmen kann und dass er sich auch umschaut, ob sich einer der lokalen Skipper für Jigging oder Casting anheuern lassen würde. Mal schauen, ob sich daraus etwas für die Zukunft ergibt.
In der Zwischenzeit haben sich dann meine Angelbuddies von der Westküste gemeldet und wir haben uns darauf verständigt, dass wir unseren geplanten Angeltrip in den Süden (= Yellowfin Tuna) verlegen, da im Norden (= Amberjack) sehr starke Winde angekündigt waren und es sehr unwahrscheinlich war, dass bei dem Wetter ein Boot rausfahren wird. Da wurde ich dann auch gleich darauf hingewiesen, dass hauptsächlich Casting auf dem Plan steht und dass ich dafür Popper mit kleinen Cups benötige. Somit schnell noch in ein lokales Angelgeschäft in Hualien gefahren (welches aber hauptsächlich auf Surfcasting spezielisiert ware) und die beiden einzigen Popper mit kleinem Cup gekauft. Zurück im Westen bin ich dann nochmals losgefahren, aber auch dieses Geschäft war auf Jigging spezialisiert und es gab keinen einzigen Stickbait oder Popper für Offshore, dafür aber richtig viel Auswahl in Sachen Jigging und mir ist auch da die eine oder andere Marke aufgefallen, welche ich noch nie zuvor gehört habe.
Am Samstag Abend haben mich dann meine Angelbuddies am Abend in Taoyuan abgeholt und wir haben uns zusammen auf den Weg in den Süden nach Kaohsiung gemacht, wo wir kurz nach Mitternacht im Hafen angekommen sind. Nachdem wir uns vor Ort mit einem kleinen Snack verpflegt haben, sind wir zum Treffpunkt gefahren, wo sich auch nach und nach die anderen Angelverrückten eingefunden haben und wir ab 1 Uhr nachts auf das Boot konnten. Unsere Gruppe hat sich zusammen mit einem weiteren Local im vorderen Teil des Bootes positioniert wo es ideal für Casting ist, die restlichen fünf Leute haben es sich hinten bequem gemacht, da es dort am besten ist zum jiggen. Wir waren insgesamt 13 Leute an Bord, zwei Mann Besatzung, zwei Zuschauer und neun Angler. Was mir beim Verladen der Ausrüstung bereits aufgefallen ist: ich bin mir extrem untergeart vorgekommen, was die anderen da angeschleppt haben, war wirklich nur das Beste was man bekommen kann. Scheinbar ist eine Shimano Stella in der Standardausührung nicht mehr gut genug, es waren so viele Tuning-Teile montiert, dass auf den ersten Blick gar nicht mehr erkennbar war, dass das ursprünglich mal eine Stella war. Und auch die Ruten waren vom feinsten: Transcendence, FCL Labo, Shimano Ocea.
Pünktlich um 01:30 ist es dann losgegangen und nach der obligaten Anmeldung bei der Hafenverwaltung haben wir uns auf der Fahrt nach draussen schlafen gelegt. Unter Deck war es schon ziemlich eng, wir sind zu dritt Schulter an Schulter nebeneinander gelegen, aber wir hatten einen langen Tag vor uns und etwas Schlaf konnten wir gut gebrauchen. Um 04:45 Uhr hat uns dann die Crew geweckt, da wir am ersten Tuna Spot eingetroffen sind. Als ich nach draussen gekommen bin, ist mir als erstes aufgefallen, dass es überraschend windig und die See ziemlich rauh war. Da sind wir also zu viert gestanden und haben unsere Popper und Stickbaits in die völlige Dunkelheit geworfen. Auf die Frage, wo der Rest der Leute ist, wurde mir geantwortet dass diese schlafen und erst bei Sonnenaufgang zu jiggen beginnen werden. Ich hatte anfangs noch etwas Mühe - neue Rute, neue Popper, völlige Dunkelheit draussen auf hoher See, ordentlicher Wellengang - und habe deswegen den Platz ganz vorne oben am Bug bekommen, während die anderen drei unten nebeneinander geangelt haben. Insgesamt zu dritt wäre eigentlich ganz gut gegangen, aber zu viert war irgendwie einer zuviel. Es gab unten gleich die ersten Strikes, aber die Tunas waren noch Babies, vielleicht so um die 2 kg. Auch bei mir ist es von Wurf zu Wurf besser geworden und ich konnte einen ersten kleinen Tuna an Bord bringen und gleich wieder releasen. Zwei Würfe später wieder ein Strike, wieder ein kleiner habe ich gedacht, bis dieser dann auf einmal begonnen hat, ordentlich Schnur von der Rolle zu ziehen. Da habe ich realisiert, dass das etwas besseres ist. Geschätzte 15 Minuten und ein paar Fluchten unter das Boot später konnte die Besatzung den Tuna gaffen, für taiwanische Verhältnisse ein wirklich gutes Exemplar und damit war das Maximalziel des Tages (YFT mit 20+ kg) bereits erreicht.
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