Raja Ampat, Indonesien - März 2023 - Angeln und Schnorcheln im Paradies

  • Im März 2023 war ich für eine Woche in Raja Ampat, einer Inselgruppe im Osten Indonesiens. Ich habe mir eine Reise organisiert, die individuell nach meinen Vorstellungen gestaltet war. Mein Wunsch war es, die Inselgruppe und ihre schönsten Plätze zu erkunden, sowohl über Wasser als auch schnorchelnder Weise unter Wasser, und dies mit Angeln zu verbinden. Und ganz schnell vorab: es ist mir gelungen.


    Nun ist dieser Wunsch nicht ganz einfach zu erfüllen, weil Raja Ampat vor allem unter Tauchern ein legendäres Reiseziel ist und fast der gesamte Tourismus dort auf Taucher ausgerichtet ist. Es gibt in der gesamten Gegend nicht nur kein einziges professionelles Angelguiding, sondern es gibt auch riesige Flächen Fischerei-Schutzzonen. Nach etwas Recherche habe ich dann aber einen "Homestay" namens "Tapor Aikos" gefunden, der auf Wunsch auch gemeinsame Angelausflüge und mehrtätige Touren quer durch die Inselwelt anbietet.


    Mein Plan sah eine Rundtour durch die Inselgruppe vor, mit Übernachtungsstopps an unterschiedlichen Orten, um möglichst viel von der Gegend zu erkunden und um die entlegensten Stellen zu finden. Und weil ich persönlich immer wieder mit Schmerzen in den Armen zu kämpfen habe, wenn ich stundenlang Riesenköder werfe, wollte ich Angeln und Schnorcheln abwechseln.


    Um das zu realisieren musste ich erstmal meine Vorstellungen mit dem Besitzer des Homestays, Dawid, abstimmen. Weil der aber kaum Englisch spricht, hat mir Laurent Deleuze dabei geholfen: ein Schweizer, der eng mit Dawids Familie befreundet ist und für sie die Webseite des Homestay pflegt und online Werbung für sie macht. Ich habe also mit Laurent eine Route abgestimmt und er hat sie dann Dawid kommuniziert. Ich habe dann später noch etwas Indonesisch gelernt, was mir dann dort sehr geholfen hat.


    Meine Route führte mich über unterschiedliche Homestays auf den Inseln, weil mein eigentlicher Gastgeber Dawid überall in der Gegend dort Familie und Freunde hat, bei denen wir übernachten konnten. Die Homestays sind allesamt einfache Holzhütten auf Stelzen (am Strand oder auf dem Wasser) mit Dächern aus Palmenblättern, einer Matratze mit Mückennetz, und Strom während der Nacht. Toilette und Dusche sind ein und dasselbe: ein Plumpsklo, ein Eimer Wasser und eine Schöpfkelle. Es ist definitiv nichts für Warmduscher oder besonders auf Reinlichkeit bedachte Menschen. Für mich ist es Teil des Abenteuers.


    Die Gegend dort ist wunderschön. Es gibt unzählige Riffe, die sich teilweise mehrere Kilometer lang ziehen und überwiegend so flach sind, dass sie bei Ebbe gerade eben an der Wasseroberfläche kratzen. Für Angler heißt das: auf dem Riff angeln geht an den meisten Orten nur bei Flut und die meiste Zeit verbringt man an der Abbruchkante. Es ist außerdem erwähnenswert, dass es kaum bemerkenswerte tiefergelegene Plateaus gibt, die für Jigging spannend wären. Fast alle Unterwasser-Erhebungen gehen steil bis zur Wasseroberfläche.


    Die anglerische Herausforderung bei all dieser vielversprechenden Fläche, ist wirklich die Frage: wo soll ich hier anfangen, weil es überall so gut aussieht. Und welche Technik soll ich anwenden? Hier kann man bestimmt hervorragend an der Riffkante entlang Schleppfischen (was ich nicht gemacht habe, weil mir persönlich das zu passiv ist). Jiggen wiederum habe ich nur zwei mal kurz ausprobiert, weil Dawid und sein Bruder, keine speziellen Spots dafür kannten und auch kein Sonar haben. Also hieß es überwiegend: Poppern an der Riffkante. Wir haben immer zuerst nach Kleinfisch-Schwärmen an den Oberfläche Ausschau gehalten und diese dann angefahren, um in ihrer Nähe nach den lauernden Räubern zu suchen. Das hat auf jeden Fall gut funktioniert.


    Beim Angeln an der Riffkante habe ich fast ausschließlich mit Poppern zwischen 100 und 150 gr (ungeriggtem) Gewicht gefischt (mein Favorit: der Heru Cubera Popper). Wer das schon mal gemacht hat, weiß, dass das mühsame Schwerstarbeit ist, die dafür aber auch riesig Spaß macht, weil man jede Fisch-Attacke direkt sieht. Ich habe auf jeden Fall ein paar interessante Feststellungen machen dürfen, die ich so woanders noch nicht erlebt hatte. Und zwar gab es wirklich fast an jedem Spot innerhalb der ersten fünf Würfe eine Fisch-Attacke. Und nach dieser einen Attacke, passierte dann gefühlt nie wieder etwas. Als ob die Fische eigentlich satt sind und die Köder nur wegbeißen, um ihr Revier zu verteidigen, und danach sofort merken, dass sie lieber nicht noch mal beißen. Dafür spricht auch, dass die meisten Bisse sehr spitz kamen und ich wirklich sehr viele Anschläge verhauen und viele Fische im Drill verloren habe. So verging mein erster Tag recht frustrierend, weil ich nach 3 Stunden schon mindestens 4 oder 5 GTs verloren hatte und mir langsam blöd vorkam.


    Dazu lohnt es sich vielleicht zu erwähnen, dass ich normalerweise ausschließlich Haken ohne Widerhaken benutze. Einerseits, zu meiner eigenen Sicherheit und andererseits zum Schutz der Fische (weil ich außerhalb Deutschlands üblicherweise C&R praktiziere). Nun ist es aber so, dass die Einheimischen in Raja Ampat am liebsten jeden Fisch mitnehmen und ich ihnen das auch nicht vermiesen wollte, weil die Familien dort überwiegend sehr am sind. Die Leute freuen sich wirklich sehr über die gefangenen Fische. Und da ich außer mir dort wirklich keinen anderen angelnden Touristen gesehen habe, konnte ich es mit mir vereinbaren. Kurzum: ich entschloss mich auf frische Haken mit Widerhaken umzusteigen und ab da ging es dann auch ein kleines bisschen besser.


    Der durchschnittliche GT dort liegt rund um die 10 kg und wer GTs kennt, weiß, dass auch ein 10kg-GT gut Alarm macht. Auch an meiner PE8-Rute fetzte das ganz gut. Neben GTs machten meine Köder Bekanntschaft mit anderen Trevallysorten (Bluefin Trevally, Golden Trevally und Rainbow Runner), Barracuda, Bohar Snapper und Coral Trout. Außerdem hatte ich wirklich sehr häufig Hai-Nachläufer, die aber zum Glück nie zugeschnappt haben.


    Insgesamt war die Angelei sehr kurzweilig, weil ich selten wirklich lange auf eine Reaktion im Wasser warten musste. Und das hält einen ja bei der Stange; wenn man merkt, da geht was! Ich habe zwar noch nie in meinem Anglerleben so viele Fische verloren, aber abgesehen von meinem geringfügig angekratztem Angler-Selbstvertrauen war ich insgeheim auch ein wenig froh, weil wir am Ende fast jeden Tages schon mehr als genug Fisch für uns alleine hatten und immer noch einen oder zwei Fische an glückliche Brüder oder Cousins verteilen konnten.


    Das Angeln auf dem Riff war übrigens fast noch spaßiger, weil die Biss-Frequenz noch höher liegt, aber die lieben Zackenbarsche haben bekanntlich die unangenehme Angewohnheit sofort nach dem Biss wieder unter die Korallen zu flitzen und bei 1-2 Metern Wassertiefe geht es das oft schneller, als man nach dem Anschlag reagieren kann. Sprich: wir sind etliche male nach dem Köder getaucht, um ihn wieder aus dem Korallen zu lösen. So oft, dass ich irgendwann gesagt habe: komm, wir lassen das jetzt. Ist halt schlecht für die Korallen.


    Und ja, wir sind öfter mal nach den Ködern getaucht. Denn Tauchen ist in Raja Ampat ja eigentlich überhaupt das Allerbeste, was man machen kann. Oder bei mir genauer gesagt Schnorcheln, weil die Riffe sowieso in Oberflächennähe viel schöner aussehen und die meisten Spots gar nicht besonders tief liegen (und weil ich seit mehr als 10 Jahren nicht mehr mit Flasche getaucht bin und das ohne erfahrene Guides und gut gewartete Ausrüstung nicht machen wollte). Was an Raja Ampat wirklich hervorsticht, ist die Menge und die Diversität an Fischen, die es dort zu sehen gibt. Ich durfte mit Mantarochen tauchen, habe Wasserschildkröten in allen Größen gesehen, Delfine, Napoleonfische, Riffhaie, Anemonenfische ("Nemo"), Einhornfische, Triggerfische, Papageienfische, Fledermausfische, und so weiter und so weiter. Es gibt wirklich sehr, sehr viel zu bestaunen unter Wasser.


    Mein üblicher Tagesablauf sah also im Üblichen etwa so aus: 6 Uhr morgens aufstehen (mit dem Sonnenaufgang), Kaffee trinken und frittierte Banane essen, auf zum Riff und erste Angelsession, dann zur Erholung Schnorcheln, dann Mittagspause auf einer kleinen menschenleeren Insel am Traumstrand, und dann wieder Angeln und Schnorcheln bis zum Sonnenuntergang, um anschließend auf einer anderen Insel zu übernachten. Um 18:30 Uhr war ich also fertig (im doppelten Sinne), habe mich (und die Angel- und Schnorchelausrüstung) abgewaschen, dann zu Abend gegessen (natürlich fangfrischen Fisch) und irgendwann um 21 Uhr war ich dann auch bettreif. Denn im Dunkeln gibt es auch nicht mehr viel zu tun als sich noch kurz mit dem Einheimischen zu unterhalten, vielleicht noch mal eine Nachricht an die Familie zu Hause zu schicken und das war's. Denn es gibt zwar eine erstaunlich gute Netzabdeckung (für das Smartphone) in Raja Ampat, aber in den Homestays keinen Fernseher oder Radio. Und in den Dörfern auf den Inseln gibt es auch keine Bars, Kinos oder Theater (geschweigedenn Straßen).


    Es war also rundum gelungen und so, wie ich es mir erhofft hatte. Dass Raja Ampat kein zweiter Süd-Oman mit Riesen-GTs ist, war mir schon klar. Dafür ist es dort halt einfach paradiesisch schön und ich angelte nicht 10 Stunden am Stück bis der Tennisarm grüßt und ich mir abends noch Schmerzmittel reinpfeifen muss, sondern konnte zwischendurch die Unterwasserwelt auch von unter der Oberfläche bewundern. Ich bin immer noch verzaubert von dieser Gegend und überlege schon wie und wann ich das wiederholen kann, und dann aber für 2-3 Wochen, um auch am allerletzten vorgelagerten Felsen noch mal gucken, ob da nicht doch noch eine GT-Oma haust. Denn den obligatorischen einen Riesenfisch durfte ich natürlich auch einmal erleben: ein riesiger Schwall, die typische GT-Seitendrehung, ein wahrlich großer Leib, und schwupp, weg war der Köder. Einfach den 200lb Leader gekappt, nicht den Knoten, sondern sauber durch. Und da bleibt dann nur noch dieser eine Gedanke: ich komme wieder!


  • Tom, ja, ich war alleine unterwegs. Ich war die 2 Wochen davor schon mit meiner Frau in Indonesien unterwegs und habe mir dann noch diese eine Woche alleine gegönnt und es hat sich wirklich gelohnt.

  • Petri!

    Was haben denn die Angeltouren mit dem Kleinboot ungefähr gekostet?

    Ich gehe auch gerne tauchen und schnorcheln. Indonesien hatte ich immer mal wieder ins Auge gefasst...



    Um einen Gang zurückzuschalten, wenn ich mich nicht gut fühle oder zum Aufwärmen nehm ich gerne den Heru Skipjack, statt den Cubera.


    Von rechts nach links:

    Skipjack in 90, 120, 150 und 180g, Cubera in 125 und 150g

    MfG Lorenz

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