Das letze Mal das ich den Hull durch die Wellen hindurch gleiten oder das Adrenalin, das hoch kommt wenn man eine schreiende Tiagra in der Hand hat, spürte, ist schon wieder etliche Vollmonde und unzählige Gezeitenwechsel her – da machen sich langsam Entzugserscheinungen bemerkbar. Immer mal wieder mit Patrick (ForTuna hier) in Kontakt, ergab es sich neulich spontan, das ich Fuß auf Deck seiner schönen Pilot Console mit Single Yanmar Inboarder und Lawrance Boardelektronik setzen durfte, geankert in Zadar, Kroatien.
Was der Junkie nicht alles tut um seine Sucht zu befriedigen... Freitag Abend hab ich mich ins Auto gesetzt und bin spontan die 500km nach Zadar runter gedüst, wo ich von einem Arsenal an gold glänzenden Shimano Tiagra Rollen an Bent Butt Ruten in 50 und 80er Ausführung, säuberlich in den Rutenhaltern aufgereiht, begrüßt wurde. Nun weiß ich natürlich, das hier an der Adria Thune gefangen werden & auch Schwertfische vorkommen sollen, deshalb bin ich ja uch da. Doch 50w und 80er Outfits... das Zeug nutzen wir in den Tropen, im warmen Atlantik um Blue Marlin und co zu befischen. Aber hier... an der Adria? Neugierig und gespannt, aber etwas skeptisch der ganzen Sache gegenüber wurde der Abend mit etwas Fachsimpelei bei einem gemütlichen Bier bendet.
Cafe' um 8:00 im ''Jacht Club Cafe' ''. Dann rört der Yanmar Diesel Motor auf und wir navigieren uns durch das Inselwerk... ich am Steuer
Die Sonne, der Wind, das Gefühl durch das Wasser zu gleiten, das Steuerrad fest in der Hand und ein Ziel am Horizont... die Autofahrt herunter hat sich schon mal gelohnt!
Ich leb mich schnell in das Boot hinein und spiele mich ein wenig in die features hinein... man lässt mich machen
Trimmklappen, GPS, Sounder, Sonar, sogar ein Autopilot (fancy ) …gut ausgestattet, liegt gut im Wasser, ruhiges Fahrverhalten... ich mag das Boot.
Als wir den anvisierten Punkt am GPS Gerät anfahren, die nächste Überraschung. Keine Struktur, keine Berge, Kanten oder dergleichen... wie entlang der Ausfahrtsstrecke, ein sehr strukturloser Meeresboden. Die größte Ausnahme (die mir gezeigt wurde) stellte ne dezente Ausnahme, eine Abbruchkante von 90 auf 100m.
Man muss sein Revier schon gut kennen, um sich mit so wenig Anhaltspunkten auf den Fisch zu setzen – Respekt!
Weiter südlich, entlang der Küste nimmt die Struktur sowie die zu erreichende Wassertiefe zu, wenn ich mir die Navionics Karte im Nachhinein ansehe. Sagt aber nichts aus, der Fisch ist da und Patrick und seine Leute kennen ihr Revier gut.
Los geht’s! Chumspur anstarten, Ruten riggen und ab damit – nettes Gadget an Board ist der ''Sardimatic'', ein elektrischer Fleischwolf, der zeitgeregelt kontinuierlich Sardinen zerstückelt und eine traumhafte Spur im Wasser macht!
Es dauert keine 5 Minuten da kreist ein Dorado um das Boot. Wir sehen dem 3-4kg Fisch ein Weilchen zu und lassen ihn ziehen. Den zweiten, der kurz darauf folgte, deutlich größer, wollten wir dann auch fangen. Doch nach nur einer Runde ums Boot & bevor wir ihm ne Sardine vor das Maul werfen konnten, tauchte er wieder ab ins tiefe blau... naja.
Am späteren Vormittag dann noch ein spannender adrenalingeladener Anblick – ein Schwarm kleiner Tunas im 15kg Bereich, kam in Wurfweite zum Boot hoch. Aber keine Wurfrute an Board. Schnell einen 100g Jig an die Jigging Rute geknüpft und versucht damit zu werfen.... doch jede Mühe war vergebens, mit dem Outfit kommt man einfach nicht auf Weite
Das Spektakel dauerte ein paar Minuten und hörte dann so plötzlich auf wie es begann.
Kurz vor Mittag dann ein Ruck an der Rute, etwas Schnur geht von der Rolle, bevor ein 10kg Blauhai mMit der mächtigen Tiagra ans Boot gepumpt wurde. Der Circle Hook saß genau im Mundwinkel – ein kurzer Ruck mit der Zange und das Tier schwamm weiter.
Mittags dann etwas Aufregung an Deck. Ein Tuna am Sounder. Er arbeitet tief, saust wie wild unter dem Boot herum, ein großer Fisch! Und dann verlief zunächst alles wie im Bilderbuch!
Tiefe der Köder nachkorrigiert, Schnur in der Hand – Strike – die Rute krümmt sich und die Tiagra 80w beginnt aufzuheulen - ''da kommt das Feeling hoch, für das wir leben''
Doch dann ging Alles ganz schnell. Binnen Sekunden waren die ersten 250m Schnur von der Rolle. Das Dacron Backing schon in Sicht wurde der Traum zum Albtraum. Eine Schnurmasche, die Rolle steht und die Rute krümmt sich immer weiter!
Ich schnapp mir die Ruteund laufe rückwärts Richtung Fisch, Ivo zeitgleich mit der Hand schon am Gashebel und den Rückwärtsgang voll reingehauen. Schneller hätten wir nicht reagieren können, zum Schluss war ich, sagen wir mal ''mit halbem Körper im Boot'', die Rute nur noch in einer Hand ganz hinten am Kreuz und dennoch... peng! und weg war er
Lange Gesichter an Deck, Analyse und Fachsimpelei, Materialfehler – Scheiße!!! Das war der große den wir gesucht haben... aber was soll man machen!? Weiterfischen, lächeln und sich freuen das erlebt zu haben
Der Nachmittag und frühe Abend verblieben ruhig. So beschlossen wir uns zurück ins Inselwerk zu begeben, wo wir an nem Restaurant, nur per Boot zugänglich, rasteten und schmausten und uns etwas zu erholen erholten, vor der Nachtschicht. Ein malerisches Fleckchen und Essen von Feinsten!
Um halb 10 Abends waren die Leinen samt Blaulicht wieder im Wasser. Gleich zu Beginn ein paar kleinere Tunas am Sounder, aber kein Strike.
Gegen halb 12 dann ein Ruck an der Rute & nach ein paar Minuten Drill war ein kleiner Schwertfisch auszumachen. Ein beherztes Kopfschütteln später schmiss er den Haken... ''will heute irgendwie so garnicht''
Um halb 2 dann nochmal das selbe Spiel und nach ein paar Minuten beäugle ich mit einem Lächeln im Gesicht einen kleinen Broadbill Swordfish an der Boardwand
Das Tier verlor viel Blut, war trotz Circle leider in den Kiemen gehakt... nicht schön, aber kennt jeder Angler. Die restliche Nacht blieb ruhig und als sich die Sonne am Horizont auftat, bereiteten wir noch eine letzte Drift vor, die allerdings auch ohne Biss blieb. Zum Abschied noch ein paar Delphine, die ihre akrobatischen Künste zur Schau stellten!
Zurück im Hafen machten wir das Boot und Tackle klar und schliefen Beide noch eine Runde bevor ich mich auf den Heimweg machte
Alles in Allem ein gelungenes Wochenende. Zeit am Wasser verbracht, bisschen Action, Einblicke in eine neue Fischerei... ein stattlicher Tuna wäre natürlich die Krönung gewesen, aber ich zog auch so mit vielen Eindrücken von dannen. Erstaunlich aber wahr, das Wasser lebt, da ist ein gesundes Fischaufkomen in der Adria und eine reelle Chance auf einen +100kg Fisch... ein Gebiet mit Potenzial, direkt vor der Haustüre
Danke Patrick!
Einladung steht, mal sehen ob wir dir nicht auch mal in meinem Hausgewässer einen Marlin an die Strippe bekommen.
TL,
M