Törn- und Fangreport Segelyacht Thyrrenisches Meer / Juni 2015 (Teil 1)

  • Rückblick:

    Mangels Fangerfolges mit normaler „Binnensee-Angeltechnik“ in den vergangenen Jahren wollte ich mich seit Frühjahr 2015 als „Big-Game-Fishing“-Neuling nun intensiv mit der Sache
    auseinandersetzen. Ein Fangerfolg sollte nun her für die für Juni 2015 geplante, 3-wöchige Segeltour im thyrrenischen Meer.


    Insbesondere die geplante Hochsee-Komponente in der ersten Urlaubswoche dieses Segeltörns von Olbia (Sardinen) über die Isola di Ustica und den Liparischen Inseln bis zur Nordküste Siziliens durch die Straße von Messina mit letztlichem Ziel Südwestküste am italienischen Festland motivierte dabei nochmals, nun mit einem wirklichen Konzept an die Sache heranzugehen. Die erste Woche des 3-wöchigen Törns hatte ich dabei als reine Männerrunde unter besten Freunden geplant. Allesamt kompetente Segler meines Vertrauens mit der Garantie auf reichlich Spaß. Optimale Grundvoraussetzungen waren also gegeben, mich nun besser auf das neue Thema Big-Game-Fishing vom Segelboot zu konzentrieren.


    Vor allem die wertvollen Hinweise hier im Forum sowie das Resultat einiger Telefonate mit Wolfgang (the-tackle-shop.com) und Olli (Biggameshop Berlin) waren offensichtlich ausschlaggebend für den letztlichen Fangerfolg, den ich weiter unten beschreiben werde. Dafür meinen herzlichen Dank an alle Beteiligten – hier im Forum vor allem an „Ital“ für reichlich zusätzliche Hinweise.


    Bis dato habe ich von den Informationen und dem Hintergrundwissen der z.T. enormen Erfahrung hier im Forum nur einseitig profitiert. Ich möchte nun einige meiner ersten, selber gemachten Erfahrungen mit diesem Fangbericht beschreiben. Ich hatte dies ja auch in einem früheren Beitrag versprochen:
    http://www.big-game-board.net/…lmeer-Segelboot-Trolling/
    Besser spät als nie ;-). Evtl. kann dieser Bericht dazu beitragen, auch anderen Neulingen die ein oder anderen Erkenntnisse mit Schwerpunkt Big Game vom Segler zu vermitteln. Da die Unterstützung hier im Forum enorm war, habe ich mir zusätzlich die Mühe gemacht, einige kurze Videos auf Youtube einzustellen – auch wenn es nicht viel ist und die Qualität beschissen ist (z.B. von meinem Ruten- und Leinen-Setup auf der Yacht sowie der Befestigung der Teaser an der Yacht usw. - weiter unten mehr dazu). Vielleicht ist dies für die ein oder anderen Big-Game-vom-Segler-Neulingen hier im Forum von Interesse.


    Von den „alten Hasen“ und Profis hier im Forum erhoffe ich mir weitere, wertvolle Diskussionen, Tipps und Verbesserungsvorschläge, die ganz sicher einfließen werden. Letztlich war dieser Segeltörn für mich der erste Versuch mit Big-Game-Fishing Konzept und verbesserter Ausrüstung. Die Profis hier mögen mir den ein oder anderen „Murks“ daher bitte noch verzeihen ;-)
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    Vorbereitungen:

    Nach den zahlreichen Diskussionen hier im Forum wurde mir schnell klar, dass deutlich besseres Material angeschafft werden sollte anstatt die bis dato vorhandene Kirmes-Ausrüstung zu nutzen. Vor allem deswegen, weil ich auch langfristig was davon haben wollte. Wichtig war mir, dass sämtliches Material „luftverlegbar“ sein sollte, um alles nach Möglichkeit in einer einzigen großen Sporttasche im Flieger mitnehmen zu können.


    Es dauerte etwas, bis das gesamte Material aus Waldmohr, Berlin, Österreich und den USA vollständig bei mir war. Ich würde heute einem Neuling wie mir empfehlen, hier 2-3 Monate Beschaffungs- und Testaufbauzeit einzuplanen, wenn man bei nahezu Null startet. Vor allem dann, wenn Material in Übersee bestellt wird.


    Die Haupt-Lures:



    Ilander Tracker Flasher (10,8cm) in einer Vermählung mit Gummifisch garniert mit einem kleineren Moldcraft Bird an 90er FC, etwa 60-100m (je nach Speed und Seebedingungen) hinter dem Boot geschleppt. Kurz hinter der Teaser-Dredge und damit deutlich näher am Boot der 12cm Rapala XRap Magnum 15 RedHead an 150er FC.


    Die lange Vorlaufzeit zur Materialbeschaffung hatte aber auch damit zu tun, dass ich mehrfach Sachen nachbestellt habe, weil mir erst beim „trockenen“ Testaufbau zu Hause im Wohnzimmer auffiel, was noch alles zur Montage fehlte. Rückblickend betrachtet kann ich nur jedem Neuling empfehlen, ebenfalls weit vor dem Törn alles zu Hause vollständig aufzubauen. Gerade dadurch beschäftigt man sich intensiv mit der Materie bis in das kleinste Detail. Jeder fehlende oder falsch dimensionierte Wirbel oder jede unklare Verbindung usw. kommen so frühzeitig zum Vorschein und man kann noch anpassen.

    Letztlich stand mir u.a. die folgende Ausrüstung zum Abflugtag zur Verfügung:



    hier das Ganze noch als pdf-Datei zwecks besserer Auflösung.
    Ich bin gespannt auf Eure Kritik und die Verbesserungsvorschläge zum Setup.


    Das gesamte Fishing-Material passte tatsächlich in eine große Sporttasche und wog 21,5 kg (23 kg waren erlaubt). Zugegeben, etwas Marine-Equippment war auch noch dabei. Nur ein Handgepäckstück in Form eines Rucksacks verblieb noch für Klamotten usw., was aber auch ausreichte und somit auch der Crew die Prioritäten des diesjährigen Törns ohne Worte vermittelte.
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    In der Marina:

    Yacht: Reinke Tarranga 10m Stahl mit Hochsee-Ausrüstung.
    Chaos-Crew in der Angelwoche: Malte, Nico, Till, Dos


    Die Teaser und die Befestigungen am Boot wurden am Steg ausgelegt um zu schauen, wie alles am besten an der Segelyacht festgemacht werden kann.



    Stripes Teaser Dredge mit Mann´s Magnum Wobbler. Es dauerte seine Zeit, bis dass wir die optimale Entfernung zwischen Dredge und Mann´s Wobbler gefunden hatten. Aber einmal korrekt eingestellt übertraf das meine Erwartungen. Das Ganze lief die vollen 3 Wochen wie ein Uhrwerk und der Wobbler hielt die Dredge nicht nur wunschgemäß knapp unter der Oberfläche, sondern der Wobbler zeigte richtig Action und schoss hin und wieder in die Dredge rein. So, als ob er die Stripes-Fische attackieren würde. Man kann sich gut vorstellen, dass dies eine ordentliche Teaserwirkung hatte.



    Teaser-Bird / 7 Stück á 20 cm und dahinter noch ein großer Williamson zur Erzeugung einer großen Blasenspur. Den Williamson haben wir nach ein paar Tagen leider verloren. Ich vermute, dass sich die 300er monofil am Befestigungsring des letzten Birds durchgescheuert hatte. Ich hatte leider keinen Line Protektor anbringen können, die Schnur war einfach zu dick und der Ring am Bird viel zu klein. Ich hab die Birds immer mal wieder auch reingenommen und nur die Dredge draußen gelassen. Alle Strikes kamen, als die Birds nicht draußen waren. Hier fehlt mir aber noch die statistische Masse. Bin hier sehr auf Eure Meinung gespannt, ob die Birds evtl. zu groß waren o.ä.
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    1. Hochsee-Etappe und erster Fang

    Nachdem wir aus den Naturschutzgebieten mit Fangverbot vor der Sardinischen Küste ausgefahren waren, so wurde umgehend zum Trolling übergegangen:



    Im Bild erkennbar: Die Stripes Dredge knapp unter der Oberfläche.


    Mein Haupt-Setup als Videos:





    Es ging nun von Olbia (Sardinien) zur Isola di Ustica (Sizilien). Es lagen ca. 200 Seemeilen Hochsee vor uns, welche wir in ca. 2 vollen Tagen bewältigen wollten. Mit Überqueren der 12 Seemeilen-Zone und dem Verlassen der Hoheitsgewässer wurde dann auch die volle Getränkepalette an Bord offiziell von mir freigegeben.


    Ungefähr auf halber Strecke, ca. 80 Seemeilen vom nächsten Land entfernt hakte dann zum ersten Mal der erste Fisch an der Ilander-Gummifisch Kombo – ungefähr 80m hinter der Yacht bei 5 kn Speed. Zunächst dachten wir, dass wir treibenden Müll gehakt hätten, weil die bei ca. 13kg eingestellte Bremse überhaupt nicht anfing zu laufen, sondern wir nur an der leicht stärkeren Biegung der Rute sahen, dass da irgendwas war. Überhaupt war das keine Action zu verspüren, merkwürdig. Als wir dann erst ganz nah am Boot merkten, dass sich da ein kleinerer Thunfisch eingehakt hatte und erst dort gab es etwas Action von dem Tuna. Kurzes Chaos an Bord war die Folge, aber wir freuten uns sehr über den – wenn auch kleinen - ersten Fang.



    Vor allem hatte ich das Maul auch übergroß aufgerissen vor Start des Törns und stand somit quasi unter selbst hergestelltem Erfolgsdruck ;-) U.a. an den längeren Brustflossen identifiziert als kleinerer ca. 50 cm großer Albacore (weißer Thun) - und somit eine gering gefährdete Art - landete dieser dann auch umgehend in der Pfanne und reichte für die Überfahrt an Verpflegung für alle. Die weitere Fahrt bis zur Isola di Ustica sollte leider keine weiteren Strikes mehr bringen.


    Teil 2 folgt...

  • Törn- und Fangreport Teil 2/2


    ...am Abend kurz vor Ankunft auf der Isola di Ustica war dann erst einmal Feierabend mit dem Segelyacht-Trolling u.a. wegen einer ausgewiesenen Schutzzone. Schade eigentlich, weil hier offenbar Chancen auf den Mittelmeer- Schwertfisch und auch auf Thunfisch um die Insel bestehen. Bereits in nur 2 Seemeilen Entfernung zur Vulkaninsel fällt es ab auf 1000m Wassertiefe und mehr.


    Mit Fisching-Gear und beiden Teasern raus ging es weiter Richtung Palermo. Palermo liegt nicht sehr weit entfernt von den (inzwischen inaktiven) Mattanza-Hotspots Trapani und der Insel Favignana. Wir fragten uns daher, wie hoch wohl die Chancen auf BT für uns stehen könnten.


    Einige Seemeilen nördlich der sizilianischen Küste kam es dann tatsächlich zu einem weiteren Strike bei ca. 5kn Fahrt unter Segeln. Diesmal auf den Rapala X-Rap redhead, welcher kurz hinter und unterhalb der Stripes-Teaser Dredge lief. Der Fisch floh sofort mit Gewalt in die Tiefe. Dummerweise kam der Biss auf die schwächere der beiden Ruten, die damit auch sehr hart am Material-Limit arbeitete. Nach einiger Zeit kräftigen Drills hatten wir den Fisch ganz kurz in Sichtweite.


    Doch ganz plötzlich ging der Zug aus der Leine. Direkt anschließend verloren wir den Fang bei einem erneuten Fluchtversuch. Wir sind uns sicher,
    dass es ein Tuna von vielleicht 1,20-140m gewesen war (von den Konturen her möglicherweise ein BT, aber aufgrund der Entfernung schwer abzuschätzen).


    Was war falsch gelaufen ? Wir sind direkt nach dem Strike aufgeschossen, haben die Segel geborgen und haben die Maschine gestartet mit Fahrt ganz leicht voraus bzw. fast auf der Stelle verbleibend. Wir haben nur soviel Fahrt gemacht, dass die Rute am Heck immer frei in Richtung des Fangs lief. Evtl. hätten wir permanent leichte Fahrt weg von dem Fisch machen mmüssen, um die Leine dauerhaft auf Spannung zu halten ? Zumindest solange ausreichend Restschnur vorhanden war ? Wir hatten ja noch genug auf der Rolle. Ich denke, es waren zu dem Zeitpunkt knapp 150-180m runter. Ärgerlich ! Dennoch: Es zeigte, dass wir mit dem ganzen Setup und Equippment offenbar auf dem richtigen Weg sind.


    Es folgten einige Tage Küstensegeln ganz nah an der Küste ohne weitere Strikes. Nach einem Aufenthalt in Cefalu (Mitte Nordküste Siziliens) begannen wir dann mit dem „Sprung“ zu den etwa 46sm entfernten Liparischen Inseln - endlich ging es wieder zurück auf Hochsee. Geschätzte 14 sm nördlich der sizilianischen Küste fielen uns Fischerboote auf, die sich in einem Abstand von etwa 1-2 km zueinander in einer Linie parallel zur Küste in Position brachten. Kurze Zeit später heulte auch schon die Rute mit der Ilander-Gummifisch Kombination (mit vorgeschaltetem Bird) bei uns auf. Was folgte war ein langer, heftiger Drill...


    Wir hatten den Fisch bereits 2 Mal bis Nahe ans Heck des Bootes gedrillt. Einmal hatten wir sogar schon das Vorfach in Händen. Jedoch floh der Tuna noch beide Mal wieder mit reichlich Schnur in die Tiefe und auch relativ weit raus. Ich fragte mich nach der 2. Flucht, wer gerade wen drillt. Die Penn Senator war die ganze Zeit mit ca. 10kg Bremse eingestellt – daran habe ich auch während des Drills nichts verändert. Adrenalin pur ! Nach etwa 2,5h bekamen wir den Tuna dann aber immer näher an das Boot ran und er begann, diese bekannten Kreise zu ziehen, von denen ich zuvor schon mal gelesen hatte. Am Ende war der Tuna total fertig (ich aber auch) und wir konnten ihn am Vorfach bis an die Badeleiter heranbringen.



    [Blockierte Grafik: https://www.wanduhrwelt.de/dos/tuna5_klein.jpg]


    Ca. 1,40m Länge dürfte der BT gehabt haben. Wir entschieden wir uns für C&R und befreiten den Tuna vom Haken und ließen ihn wieder frei.
    Ein Wahnsinns Erlebnis...

  • Super, hat es geklappt. Wer jetzt nicht infiziert ist.... wirds nicht mehr. Macht Lust auch wieder mal unter Segeln zu fischen, denn so hats bei mir auf dem Meer auch angefangen. Ich mag das lautlose Gleiten vor dem Biss☺. Merci für den Bericht

  • Sicher...die waren auf tonno rosso.
    Bei 1.40 hatte der Kerl so um 70 Kilo....ich hätte den gefressen..... der erste wird dir von Poseidon geschenkt....hoffentlich folgen noch viele.


    Lupo....in bocca al lupo

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