Big Game Fischen in Angola - Benguela Strom und alles über das Angeln in Angola
Gar nicht so einfach in diesen Tagen, sich als Sportfischer, als Meeresangler, vielleicht auch noch passionierter Blauwasserfischer in tropischen Revieren, zu "outen".
Um so bemerkenswerter, dass es auf diesem Planeten "Reservate" für uns bedrohte Gemeinschaft gibt.
Davon will ich in diesem Blog berichten; von meinem Reservat, meinem persönlichen Privileg in Angola fischen zu dürfen.
1.600km Küstengewässer erstrecken sich zwischen der Kongomündung und der namibischen Grenze. Der Benguela-Strom aus der Antarktis bestimmt die Jahreszeiten.
Wanderfische kommen und gehen mit der Kollision zwischen Tropisch-warmem Oberflächenwasser und kaltem mineralreichen Tiefenwasser.
Thun, Schwertfisch oder Segelfisch und blauer Marlin; Adlerfisch und Bernsteinmakrele, oder Wahoo und Goldmakrele, Kaltwasser von Mai bis Oktober und mollige 28 Grad von November bis tief in den April.
Standorttreue Sportfische locken zusätzlich an die Brandung und unter die Klippen. Cubera Snapper wachsen zu beeindruckenden 40 kg plus und die mit 30kgs weltgrösste Crevalle wurden in der Nähe der Hauptstadt Luanda gefangen.
Ein wahrhaft vielseitiges Revier! Hier darf man noch Großfischfan sein!
In den 1970ern formierte sich eine erste kleine Gruppe von Big Gamern unter den "feinen portugiesischen Kolonialherren". Dann kam 1975, die Nelkenrevolution in Lissabon und die Unabhängigkeit für Angola.
Aus der "feinen Gesellschaft" von Offizieren und hohen Beamten verwandelte sich die Szene in eine knappe Zahl von "Dagebliebenen" und neuen Freunden des sozialistischen Angola...
Erst Ende der 1980er öffnete sich Angola dem Westen und seither wächst die Zahl der Addepten des Big Game stetig.
Doch die Szene ist alles andere als abgehoben. Penn Senators dominieren auch heute noch das Bild und auch die Flotte von ca 150 privaten Booten ist bescheiden und robust. Protz und Pomp gibt's eher selten. Neid und Zank nur gelegentlich, wenn zu viele Großfische am Galgen baumeln. Konservierung und Hegefischen ist die Maßgabe seit 2000.
Das Schönste: In der Big-Game-Saison (jeweils November bis Mai) gibt es alle drei Wochen einen Wettkampf.
Da die Schwertträger meist "entlassen" werden, sind wir verpflichtet den Fang abzufilmen. Am Ende jeden Wettkampftages laufen die Beweisfilme vor der versammelten Flotte... da bleibt kein Auge trocken und kein Geheimnis verborgen. Es dient dem guten Sport und der Fortbildung der Crews, denn hier wird strikt nach IGFA Regeln gefischt.
Acht Wettkämpfe, zT mehrtägig, gibt es in der Saison. Der Gewinner kriegt von der IGFA automatisch die Zulassung zur IGFA Offshore Weltmeisterschaft und auch für die
FIPS-M meldet der junge angolanische Sportfischer-Verband FAPD regelmässig.
Prägen und Ausbilden: Seit mich Dr. Ilunga, Angola-Deutscher Unternehmer in Luanda, bei einer Veranstaltung der deutschen Botschaft 2003 auf die Angelei angesprochen hat, mach ich für sein Team den Skipper auf der "Djamila2", einem offenen 6,15m Sportboot oder seit 2011 auf seiner „Mahinda“, einer 28 Fuß Albemarle mit Tower und Dieselmaschinen und ordentlichen Auslegern. Das Team von Cdre. Xico Ilunga besteht aus seinem Sohn Sach, Esley aus Cuba, Julio aus Portugal und mir, solange ich in Angola gearbeitet habe.
Egal wie groß das Boot oder die Yacht, keines der Teams darf aus mehr als 4 Anglern bestehen. So kümmert sich die Wettkampfleitung darum, dass die Flotte nicht überaltert
und sich nach einer Zeit von selbst auflöst. Überalterung arbeiten alle Teams entgegen. Von etwa 25 wirklich aktiven Team fischen 10 mit Junioren zwischen 10 und 16 Jahren
an Bord.
Drei Teams werden zudem von Frauen geskippert und auch sonst gibt es kein Tabu bzgl weiblicher Sportkamaradinnen. Bernie Nicolson und Nisa Ekberg sind mehrfache IGFA Weltmeisterinnen verschiedener Leinenklassen in Segelfisch, African Threadfin und Guinea Baracuda und zuletzt hat sich die Damenmannschaft „Doce Vela“ (süßer Segelfisch)direkt für die IGFA WM Costa Rica 2014 qualifiziert.
2011 haben wir die Gründung der Federacao Angolana da Pesca Desportiva vollzogen. Sponsoren und zT Werksteams der Ölgesellschaften überschlagen sich, um beim Wettfischen
dabei zu sein.
Presse und Fernsehen berichten regelmäßig von den Events. Berührungsängste bzw Fremdenfeindlichkeit (etwa die Hälfte der Aktiven sind Ausländer; letzte Saison 56 verschiedene Nationalitäten) gibt es keine.
Der größte Event ist das Lobito Fischen. 500km südlich der Hauptstadt befindet sich Lobito Port am Golf von Benguela. Dort stapeln sich Sails, blaue und weisse Marlins, Wahoo, Thune, Dorados und Makos... Jedes Jahr wieder im März fighten 40-50 Teams in Lobito, die meisten reisen auf dem eigenen Kiel aus der Hauptstadt an. Im Wettkampf gab es in den letzten Jahren Blue Marlins von 350kgs, 390 und 430. In 2009 wurde der erste angolanische "Grander" gefangen, ein Blue Marlin von 464 kgs.
In 2008 haben 35 Boote an vier Tagen 97 Schwertträger ge"tagt", vorwiegend Segelfische. In 2009 waren es für 52 Teams knapp 70 Großfische, aber mit wesentlich höherem Marlin-Anteil.
2010 war ein bescheidenes Bill-Fish Jahr, doch schon 2012 gab es den ersten Boat-Grand-Slam aus Sail, Blue und White Marlin.
Der ganz grosse Hit dann in 2013: Über 250 Schwertträger t&r an vier Wettkampftagen!
Der Weltverband FIPS-M plant 2015 seine Weltmeisterschaft in Lobito stattfinden zu lassen: Seija bem vindo!! Herzlich willkommen!
In Angola ist Big Game "junge" Tradition und hat das Image eines aufstrebenden Extremsportes mit hohem Imagegewinn für Sponsoren.... unvorstellbar?!?
Schaut mal gelegentlich in diesem Blog nach...
Mui cordialmente, Euer Pargo
Comments 2
Pargo Author
sach ich doch, Uwe, ein Privileg!
milchner
Ein Traum!