Zurück vom Philippinengraben, die Sailfish-Jagd ging weiter !


  • Früh morgens an einem frischen Märztag verlasse ich ein Airport- Hotel


    In Frankfurt am Main in Richtung Flughafen. Beim Verladen meiner Gepäckstücke scherzt der Fahrer meines Shuttle Services noch ausgeglichen über deren Gewicht.


    „Da sind wohl Goldbarren drin?“ Die vermeintlich harmlose Äußerung des Fahrers verschafft mir ein flaues Gefühl in der Magengegend und treibt mir einige Schweißperlen auf die Stirn. Während der Fahrt zum Flughafen rechne ich fieberhaft die fiktiven Kosten für mein Übergepäck aus, erst 10kgx43€ dann 20kg….30kg usw.


    Am Flughafen angekommen, setze ich mich in Sichtweite meines Check-in- Schalters auf eine Bank und beschließe erst einmal die ganze Sache visuell abzuchecken. Mir ist freilich vollkommen klar, dass ich an der physikalischen Realität der Schwerkraft so nichts ändern werde. Jedoch hat die Erfahrung gezeigt, dass sich manchmal Situationen ergeben, bei denen sich Übergepäck verteilen lässt und so halte ich Ausschau nach alleinreisenden Rücksacktouristen, die oft nur wenig Gepäck mitführen. Da die Maschine einen Zwischenstopp in Bangkok macht, bin ich anfangs noch zuversichtlich. Am Check-in-Schalter von Kuwait- Airways geben immer mehr arabische „Matroschkas“ unzählige Gepäckstücke auf. Als mir klar wird, dass die Maschine nicht ausgebucht ist, nähre ich mich zwei freundlichen Damen am Schalter. Das erste Gepäckstück wandert aufs Band. Mir wird erklärt, dass das Gepäckstück die 30kg- Grenze überschritten hat und so nicht angenommen werden kann. Ich verdufte in ein Reisetaschengeschäft, erstehe eine weitere Tasche und packe um. Zurück am Schalter erkläre ich, dass es sich um Sportgepäck handelt und dieses angemeldet wäre. Mein Rutenrohr wird misstrauisch beäugt, jedoch beanstandungsfrei angenommen. Gebühren für Übergepäck werden nicht erhoben, ein Hochgefühl macht sich bei mir breit. Jetzt geht die Sailfishjagd in ihre zweite Runde und die Urlaubskasse stimmt.


    Nachdem ich fast den ganzen Flug verschlafen habe, setzt die Maschine zur Landung in Manila an. Wir befinden uns bereits im Sinkflug und vor den Toiletten bilden sich endlose Schlangen. Ob das in 20 Jahren meine Prostata noch mitmacht?


    Mein Gepäck hat den Flug schadlos überstanden und ich mache mich auf den Weg zu einer kleinen Pension, die ich schnell noch im Taxi aus dem Reiseführer suche.


    In Manila wird an diesem Sonnabend gegen die Regierung demonstriert, was das erreichen meiner Pension fast unmöglich macht. Nach einigen Stunden ist es geschafft und ich sitze bei meiner ersten Zigarre auf dem Balkon im ersten Stock einer kleinen Pension mitten im Herzen von Manila. Sonntag ist Ruhetag. Außer ein paar Gerstenkaltschalen und ausgiebigen Schläfchen gibt es nichts zu berichten. Montag hole ich mir im Reisebüro um die Ecke ein Ticket nach Surigao City.


    Im Domestik Airport treffe ich die Bürgermeisterin von Burgos, einer Nachbarinsel von Siargao Island. Im Gespräch mit Ihr, erfahre ich, dass um Burgos, nachts jede Menge Blue Marline mit dem Gillnet gefangen werden. Jedoch blieben die Netze bei Vollmond lehr. Für meinen Aufenthalt habe ich mir eine Mondphase von Neumond bis Vollmond ausgesucht, um flexibel fischen zu können.


    Es folgt noch eine Übernachtung in Surigao City, da dass letzte Fährschiff nach Siargao Island bereits um 12.00 Uhr mittags den Hafen verlässt. Ich nutze die Zeit, um im Emigration Office mein Visum verlängern zu lassen. Abends rufe ich Junior Gonzales an. Er gibt mir den Tipp, mich noch am Abend am Pier umzuschauen, wo genau am nächsten Tag das Fährschiff ablegt. Am Tag darauf schlürfe ich um 5.00 Uhr früh meinen Kaffee am Pier und schaue zu, wie mein Gepäck verladen wird. Auf dem Schiff herrscht eine beklemmende Enge und es fällt mir schwer einen Platz zu finden. So stehe ich meistens an der Reling und bewundere ausgedehnte Mangrovensümpfe. Junior sagte mir am Telefon, dass er mich mit dem Mottorad in Dapa abholen würde. Dort angekommen, treffe ich den mittlerweile drahtigen 61-jährigen, der mich verschmitzt unter seiner Sonnenbrille anlächelt. Schnell wird mein 46 Kilo schweres Tackle auf einem Mottorad vertäut. Junior erklärte mir, dass wir meinem Gepäck auf seinem Mottorad folgen werden und kein Anlass zur Sorge bestünde. Auf abenteuerlichen Pisten rasen unsere Motorräder über Reisfelder und durch Kokospalmenhaine bis wir das am Pazifik gelegene Örtchen Pilar erreichen.


    In Juniors Haus wird nach einem kräftigen Frühstück der Rest des Tages mit dem Zusammenbau meiner 6 Ruten und dem bespulen meiner Rollen verbracht. Am Abend bleibt noch Zeit für einen kleinen Rundgang durch das Örtchen. Ich werde von den Einheimischen, die sich noch an mich erinnern, herzlich begrüßt und das eine oder andere Gläschen Rum wird gelehrt. Ich habe die Ehre wieder mit Juniors Sohn,


    Balolong fischen zu dürfen. Von Ihm erfahre ich, dass die Sailfish-fänge derzeit zu wünschen übrig ließen. So entscheide ich mich für das kleinste Boot und beschließe am nächsten Tag auch die Jiggingruten mitzunehmen. Der Vormittag des ersten Angeltages brachte nur einen Wahoo, der auch noch beim Gaffen verloren ging.


    Am Nachmittag sollte Speedjiggen den Tag retten. Ich bat Balolong, mich an eine Stelle zu bringen, wo der Meeresgrund steil auf 200 bis 300m abfällt. Ohne Echolot ein schwieriges Unterfangen, aber Balolong fand so eine Stelle. Ich überließ ihm bereitwillig mein schweres Gerät mit der Stella 10000 und greife zum PE 3- Gerät, bestückt mit einer japanischen Twinpower 8000.


    Nach kurzer Zeit bekommt Balolong einen Hammerbiss auf einen Turky Slider gefolgt von einem sehr langen Run. Die Rute ist zum Halbkreis gebogen und außer sie mit beiden Händen festzuhalten und auf die singende Rolle zu starren, blieb ihm keine weitere Option offen. Als der Fisch stoppt, verlieren wir leider den Kontakt. Die anfängliche Freude über den ersten Strike, musste leider der folgenden Enttäuschung weichen. Kurz darauf lasse ich einen Shimano Flatsite Jig zum Grund hinab und bekomme schon in der Absinkfase einen Biss. Ich entschließe mich jedoch zu warten, da der Biss nur an einer leicht erhöhten Geschwindigkeit der ablaufenden Schnur zu erahnen war. Schließlich schließe ich doch den Bügel und bemerke den Fisch. Nach einem kurzen Drill können wir einen schönen Red Snapper landen und so den Tag doch noch retten, zumindest was das folgende Dinner anging.



    Zum Dinner in Juniors Haus erscheinen auch diverse Mitglieder der PHILIPPINE GAME FISHING FOUNDATION und des Pinoy-Anglers-Forum (Jighead und Spider). Neben den kulinarischen Köstlichkeiten, bestehend aus unseren Tagesfängen und einem Riesentablett Mangrovenkrabben erfreuen sich alle an dem regen Erfahrungsaustausch. Später laden mich die Filipinos noch zum Bier ein und wir schleudern noch bis spät in die Nacht Kunstköder von der geräumigen Terrasse ihres Bungalows in die Lagune und fangen überwiegen kleine Jacks und Makrelen.


    Am nächsten Tag läuft beim Schleppfischen relativ wenig und so beschließen wir am späten Nachmittag erneut zu jiggen. Balolong fängt wie auf Ansage einen Yellowtail beim ersten Drop seines Jigs, ein Hooker- Jig in den Farben Pink-Silber. Kurz darauf nimmt ein kleiner Rusty Jobfisch meinen Jig. Da wir sehr schnell abdriften müssen wir nach jedem Drop unsere Position korrigieren. Ich bekomme erneut einen Biß in mehr als 100 m Tiefe, gefolgt von einem langen Run. Als der Fisch stoppt und ich die ersten Meter Schnur gewinne ist meine Neugier groß. Der Fisch kämpft und wehrt sich bis zur Oberfläche, lässt sich jedoch dann völlig erschöpft und ohne Gegenwehr gaffen. Nun liegt ein weiterer Yellowtail von etwa 7 kg im Boot. Balolong gesteht, das diese Art von Fisch bisher nur von Einheimischen Grundfischern erbeutet wurde, weil ich der erste Gast bin, der in dieser Tiefe jiggen wollte.


    Es dämmert und da uns beiden die Arme herunterhängen, wie nach einem Boxkampf, beschließen wir, die Heimreise anzutreten. Wir sind guter Dinge, da wir nicht erwarten, dass die Anderen mehr gefangene Fische vorzuweisen haben. Wir sollten uns irren, denn als wir im Hafen anlegen, berichtet uns Spider von seinem gefangenem 24 kg schweren GT. Nachdem sie den ganzen Tag ohne Erfolg auf Sailfish schleppten, beschlossen sie am Abend in der Nähe der drei Felsen die fliegenden Fische durch Rapallas zu ersetzen. Danach folgte der GT double Strike.Leider konnte nur der wesendlich kleinere 24 kg schwere Fisch gelandet werden. Der zweite ging durch einen Schnurbruch an der 50-er verloren. Zur kulinarischen Freude aller hat noch Jemand einen frisch gefangenen Wahoo zum Dinner spendiert, den wir uns als Sashimi schmecken lassen. Selbstverständlich hat jeder Angler WASABI im Gepäck.


    Am folgenden Tag schleppten wir mit 4 Booten sämtliche Hotspots nach Sailfischen ab, doch von den Schwertträgern war weit und breit keine Spur. Im Hafen erzählen mir Einheimische, dass zur Zeit tausende Boote mit dem Gillnet fischen und pro Boot in einer Nacht bis zu zwei Dutzend Sailfische gefangen werden. (für die C&R-er eine kleine Randinformation) Aufgrund dieser Nachrichten bitte ich Balolong für die nächste Nacht alles zum Nachtfischen auf Yellowfin Tuna vorzubereiten und kündige an, das Schleppfischen auf Sailfish vorerst einzustellen. Am Abend treffen drei Filipinos aus Manila ein, die in ihrem Leben noch nie angeln waren, aber herausfinden wollten, ob das ein Freizeitvergnügen für sie wäre. Ich kann mir, bei Juniors Versuchen den drei über 40- jährigen Angelnovicen die Grundfunktionen einer Penn International näher zu bringen, ein Schmunzeln nicht verkneifen.


    Am nächsten Tag sind wir ausnahmslos mit den Vorbereitungen zum Nachtfischen beschäftigt. Balolong stöhnt schon am frühen Morgen über die viele Arbeit, bei der ich selten helfen kann. Zuerst kaufen wir vor Ort noch einige Circle Hooks der Größe 12/0, die wir mit einer Klavierseite als Vorfach versehen. Balolong nutzt dazu einen, in eine Holzwand eingeschlagenen Nagel und eine Zange. „Sir, if you watch me, it looks easy. Do you want to try?” Dankend weise ich das Angebot zurück und versuche mich anderweitig nützlich zu machen, da ich zum ersten Mal einen Filipino wie einen Europäer schwitzen sehe. Als nächstes werden altertümlich anmutende Gasdrucklampen überprüft und mit Brennstoff befüllt. Da ich ohnehin Nichts von diesen Lampen verstehe, verdrücke ich mich, um irgendwo ein kühles Blondes klar zu machen. Bei diesem nächtlichen Ausflug kam ein von Junior selbst entworfenes und gebautes Glasfieberboot zum Einsatz, dass auch bei höheren Wellen noch gut beherrschbar ist. Am späten Nachmittag inspiziere ich noch einmal sämtliche Ruten an Board. Da nachts nur Fische über 30 kg beißen sollen, nehmen wir nur Gerät ab 50 Pfund aufwärts mit. Beim Abendessen erfuhr ich dann, dass die 3 Angelnovicen aus Manila uns begleiten wollten. Da mir vordergründig nur die Kostenteilung in den Sinn kam, hielt ich es anfangs für eine gute Idee, die drei aus Manila mitzunehmen, was sich jedoch später als Fehlentscheidung herausstellen sollte. Als die Sonne am Horizont rotglühend hinter den Wolken verschwand, verließen wir den Hafen in Richtung offene See. Bereits nach einer Stunde fahrt konnten wir riesige Wale beobachten. Mit zunehmender Dunkelheit und größer werdender Entfernung zum Festland stieg auch die Spannung an Bord. Die raue See und die beengten Verhältnisse an Deck ließen als einzige mögliche Form der Fortbewegung nur das Kriechen zu. Als die Maschine stoppte waren wir etwa 30 Meilen Offshore. Es war eine dieser finsteren Neumondnächte, in denen der Mond einem Stück Melonenschale glich. Im Lichtschimmer meiner Kopflampe sahen wir, wie Balolong ein etwa 100m langes Seil mit Boje am Ende ausbrachte, an das er in engen Abständen unentwegt Palmenwedel knotete. Dieses Seil übernimmt im Wesendlichen die Funktion eines Driftsackes und soll umherziehenden Fischen mit seinen Palmenwedeln Unterschlupf gewähren, ähnlich einer FishAgrregating Device.Als nächstes nahm Balolong jene seltsamen Gasdrucklampen in Betrieb und vertäute sie sorgfältig an den Auslegerstegen. Dann nahm er eine meiner 50-er Ruten und zog einen fürchterlich stinkenden fliegenden Fisch auf den Haken. „Sir, we will try the flying fish until we have caught enough squid”.


    Vorsichtshalber krame ich mein Harness aus der Tasche, wer weiß, ob ich dazu später noch in der Lage sein werde. In der Zwischenzeit hat Balolong die zweite Rute vorbereitet und will den Köder gerade zu Wasser lassen, da hören wir auch schon den Klicker an der ersten Rute knarren. Strike ! Sir, Strike already Strike !


    It is a shark ! Als ich die Rute übernehme zieht der Fisch kräftig und stetig Schnur von der Rolle und geht direkt in die Tiefe. Als ich mein Harness in die Rolle einhänge, wird mir klar, dass dieses viel zu lang ist. Hatte ich es doch im heimischen Wohnzimmer für eine Stand-up Situation eingestellt. Doch hier saß ich auf den Planken. Balolong sah mir irgendwie an, in welcher Zwickmühle ich mich befand und schrie mich an: „Sir, give me the Rod and adjust your harness first !“ Als endlich alles passte war der Hai kein Problem mehr. Zumindest für mich nicht. Die Landung war jedoch alles andere als einfach, denn niemand an Board wollte ernsthaft einen lebenden Blauhai im Boot haben.


    Nach dieser kleinen Einlage konnten wir endlich damit beginnen unsere Squids zu fangen. Dazu hatte Balolong einige 1 Meter lange Bambussplitter mit einem Draht am Ende versehen, an dem ein Stück Plastiketikett einer Wasserflasche befestigt wurde. Nun lockte er mit dem Bambussplitter, ähnlich einem Anglerfisch, Squids zum Boot und fing sie blitzschnell mit dem Kescher. Auf jeden Circlehook kamen 5 Lifesquids. Nachdem alle vier 50-er Ruten angeködert und ausgelegt waren, machte sich Balolong erst einmal vor Erschöpfung lang. Tuna is a waitinggame !


    Einer der drei Filipinos änderte nun seine Gesichtsfarbe im Minutentakt. Die Seekrankheit spielte ihm übel mit. Sein Wimmern und Jammern war jetzt nicht mehr zu überhören. Die anderen Beiden baten mich die Aktion Yellowfin abzubrechen. Da Balolong die ganze Arbeit machte, fragte ich ihn, was wir machen sollten. In Anbetracht des Häufchen Elend in Gestallt des über die Bordwand hängenden Filipinos entschlossen wir uns dazu, das Nachtangeln abzubrechen und die Heimfahrt anzutreten. Beim Einholen der Ruten konnten wir noch einen schönen Barakuda landen, der wahrscheinlich schon seit längerer Zeit am Haken hing und von uns nicht bemerkt worden war. Auf der Heimfahrt erzählte Balolong noch einige Anekdoten von früheren nächtlichen Ausfahrten, bei denen um 3 Uhr morgens alle 4 Rollen gleichzeitig losratterten. Die aus dem Halbschlaf hochschreckenden Angler waren in so einer Situation oft chancenlos, da sich die Leinen oft ineinander verdrillten und ein Schnurbruch nicht lange auf sich warten ließ. Auch im vorsichtigen Drill reißen die 50 Pfund Schnüre wie Bindfäden. Die 80-er Schnurklasse wäre die bessere Wahl, jedoch ist die Mitnahme im Reisegepäck stets ein Problem. Balolong berichtete mir von Anglern, die nach ihrem ersten Yellowfin- Erlebnis alles hinschmeißen wollten. Bei den nächtlichen Ausfahrten sind es oft die ganz großen Kampfmaschinen, die die Köder nehmen. Oft gehen Einzelexemplare an den Haken, die sich auch nach stundenlangem Fight nicht liften lassen. Dann wandert die Angel durch viele Hände kampferprobter Angler, die sich dennoch geschlagen geben müssen. Balolongs Geschichten klingen märchenhaft und doch glaube ich jedes Wort. Zu einem weiteren nächtlichen Ausflug kam es leider nicht mehr, weil uns die raue See und der täglich zunehmende Mond einen Strich durch die Rechnung machten. In hellen Mondnächten ist der Fang von Squid fast unmöglich.


    Am nächsten Morgen machte ich noch ein Foto von meinem Blauhai, bevor ihn Balolong an interessierte Einheimische aufteilte. Auf den Philippinen wird schließlich alles verwertet.



    Am Nachmittag schleppten wir unsere fliegenden Fische, von der Hoffnung getragen, doch noch einen Sailfish erwischen zu können.


    Balolong kreuzte mehrfach vor einem unbewohnten Strandabschnitt in kurzer Distanz zum Ufer. Da mir die Nähe zum Strand nicht gefiel, fragte ich Balolong, warum er denn einen Hochseefisch in Strandnähe vermutet? Die Antwort kam von einer Penn Senator deren Klicker einen Fischalarm signalisierte. Die mit hoher Geschwindigkeit ablaufende Schnur ließ keinen Zweifel mehr aufkommen. Wir hatten unseren ersten Sail gehakt. Nach einem 5 Minuten Drill konnten wir diesen kleinen Kerl an Bord begrüßen. Wahrscheinlich waren die Kiemennetze vor der Küste noch zu großmaschig für diesen Winzling.



    Es folgten einige Tage rauen Wetters, die das Fischen mit unserem Kleinboot derart erschwerten, so dass wir eine Zwangspause einlegen mussten. Als das Wetter aufklarte hörten wir vermehrt von Sailfischfängen im Süden der Insel.


    Also ging es am nächsten Morgen gen Süden. Als wir so im Boot saßen, fragte ich: Where are those Wahoos this time. Kaum hatte ich ausgesprochen, bekamen wir einen Strike und konnten kurze Zeit später einen Wahoo gaffen. Warum nicht gleich so?



    Als wir kurz darauf noch einen schönen Sailfish fingen, der im Drill mehrfach sprang, war der Vormittag gerettet. Da jetzt über Ostern mehrere Gäste vor Ort waren, die auf eine Ausfahrt warteten, beschloss ich am Nachmittag kürzer zu treten und einem Filipino den Vortritt zu lassen. Mit Balolong als erfahrenem Bootsmann gelang auch ihm der Fang eines Sails. Jetzt fingen plötzlich alle Gäste in Juniors Haus Sailfische.


    Manche Wochenendgäste brachten ihre Kühltruhen mit, die sie anschließend mit Sailfish füllten. Jetzt hatte der kleine Ort Pilar ein gewisses Flair, das sich am besten mit Sailfish- City umschreiben lässt.


    Wir fingen nun jeden Tag ein oder zwei Sailfische. Hin und wieder ging auch eine Kingmakrele oder ein Wahoo an den Haken. Leider waren die Dorados schon durch.


    Als ich einen Sailfish in Richtung Boot drille, passiert etwas Ungewöhnliches. Er kommt ruhig auf mich zu. Es kommt mir wie eine Zeitlupenaufnahme vor, als der Sail mit seinem Schwert die Bordwand durchschlägt. Ich habe es gerade so geschafft mein Bein von der Stelle wegzunehmen, an der jetzt ein Loch die Bordwand ziert. Man erlebt doch immer wieder etwas Neues.



    Die Sailfische wandern jährlich von März bis Mai von Süden nach Norden die philippinische Pazifikküste entlang. Es handelt sich fast ausnahmslos um sehr junge Fische mit Gewichten von ca. 20 – 30 kg. Irgendwann erreichen sie die Nordspitze von Luzon, den Babuyan Channel. Auf ihrer Reise in den Norden können die Sails ihr Körpergewicht fast verdoppeln. Die richtig großen Sails werden fast ausnahmslos im hohen Norden der Philippinen gefangen.



    Am letzten Angeltag auf Siargao Island starteten wir um 7.00 Morgens in Richtung Süden. Wir fuhren in das Gebiet in dem wir am Tag zuvor einige Sailfische beim Springen beobachten konnten. Direkt voraus sahen wir, wie fünf fliegende Fische aus dem Wasser sprangen und einen langen Segelflug vollführten. Ein sicheres Zeichen für uns, dass sich ein oder mehrere Räuber an dem Platz befinden. Balolong steuert das Boot mitten durch das beobachtete Szenario. Wie auf Ansage wird die erste Rute krumm und die Schnur wird von der Penn Senator gerippt. Balolong gibt Vollgas und die zweite Rute schlägt aus. Jetzt hören wir beide Klicker der Pennrollen rattern und sehen wie der Schnurvorrat schwindet. Wir drosseln das Tempo und teilen uns auf. Ich gehe mit der einen Rute zum Bug des Bootes und Balolong verschwindet im Heck. Sofort wird klar, dass mein Fisch erheblich mehr Druck macht. Im Drill ziehe ich das Boot immer mehr zum Fisch, der sich halbkreisförmig um das Boot bewegt. Er springt mehrfach in einiger Entfernung. Balolong fordert mich auf schneller zu leiern. Er will meinen Fisch zuerst landen. „Reel it, reel it !“ Nach 10 Minuten können wir den ersten Fisch booten. Ich stecke meine Rute in den Halter und hole den kleineren Fisch an der zweiten Rute zum Boot. Auch den kann Balolong mühelos landen. Als wir die Fische unter dem Zwischenboden verstaut hatten, lag das Boot tiefer im Wasser und die Wellen schwappten herein. Ich bin nicht sicher, ob wir einen weiteren Fisch an Board nehmen sollten und so treten wir die Heimreise an.



    Außerdem haben wir zum Lunch eine Verabredung am Beach. Heute soll am Strand gegrillt werden und wir geben den kleineren Sailfisch zum Barbecue frei. Da wir nur den halben Fisch essen können, bringt Balolong die zweite Hälfte zum Markt und wird sie reißend los. Auf den Philippinen, alles kein Problem.



    Mit dem Kleinboot auf Sailfish ist vor allem für mich eine kostengünstige Alternative zu den First Klass Big Game Booten dieser Welt und Siargao Island wird mich auf jeden Fall wiedersehen. Mein Kampfstuhl war einer jener stapelbarer Plastikgartenstühle, wie sie viele von Euch in ihrem Vorgarten stehen haben und dennoch hätten wir es mit einem Marlin aufgenommen. Vielleicht beim nächsten mal, wenn ich mich im Norden Luzons in Santa Ana umschaue. Hierzu findet sich im Reiseführer folgendes: „Der Babuyan Channel wird auch das Bermuda- Dreieck der Philippinen genannt, da dort häufiger Big Game Angler auf geheimnisvolle Weise verschwunden und nie wieder aufgetaucht sind.“



    Gruß


    Marlin666


  • Ich bin begeistert !!! Danke für deinen genialen Bericht!



    Also als Erstes finde ich Deine Art zu schreiben einfach genial. Du bringst in Deinem Text nicht nur die Angelstory spannend rüber sondern so ganz "nebenbei" auch noch wertvolle Hintergrundinformationen.


    Und dann muss ich sagen, dass es mich Deine Art zu angeln begeistert. In einem kleinen Boot ohne irgendeinen Luxus und in enger Zusammenarbeit mit Einheimischen.


    Man spürt förmlich, dass es bei Dir ums Angeln geht und um nix Anderes.



    Ich danke Dir für deinen begeisternden Bericht.



    Eine Frage: Darf ich Deinen Bericht in unsere Datenbank übernehmen? Der gehört auf alle Fälle in den Datenbank-Berichte-Olymp!



    Viele Grüße aus München,
    Uwe

  • Sehr gut gemacht :thumbup:


    Das ist fischen in reinster Form und genau das was man als den Olymp des selfmade fishing bezeichnen darf.


    Ich habe deine Vorbereitungen und auch deine Nervosität verfolgt, umso mehr freut es mich, dass du den gewünschten Erfolg einfahren durftest.


    Ein gutes Beispiel dafür, dass Grösse nichts zählt, sondern das Erlebte an erster Stelle kommt.


    Ich denke du verstehst was ich meine. ;)

  • Danke für diesen tollen Bericht. Man merkt daß du mit Enthusiasmus und großer Freude bei der Sache bist. Das Jagdfieber springt
    einen regelrecht aus deinen Zeilen an! Ich gratuliere dir zu deinen super Fischen und zu deinem gelungenen exotischen Urlaub!


    Wenn man mal bedenkt mit welchen Booten du draussen unterwegs warst sind die Fänge schon wirklich beachtlich. Von so einer Nußschale
    aus ist ein Sail wirklich ein riesiger Fisch von dem auch wirkliche Gefahr ausgeht. Ich hatte auch schon mal vom Kleinboot mit einheimischen
    Fischern mit meinem eigenen Gerät nen 2,50m Hai am Boot - halleluja - hatten wir alle schiss! Am Ende wurde der Fisch etwa 2 Stunden lang
    erschlagen um ganz sicher zu gehen... :tot: :diablo: :!: Auch vor einem etwas zu voreilig an Board gehievten Wahoo mußte ich mein Geläuf
    schon mal in Sicherheit bringen... - seitdem hab ichs gern auch etwas größer, komfortabler und sicherer!


    Sailfische und kleinere Tune sind für mich der Übergang vom Little Big-Game zum Big Game. Vom kleinen Boot aus und evtl. sogar mit eigenem
    leichten Gerät bezwungen ist so ein Fisch anglerisch nicht geringer zu schätzen als großwüchsigere Arten. Dennoch dürften die meisten
    ambitionierten Hochseeangler irgendwann doch von großen Tunen, von Marlinen und von Schwertfischen träumen. Letztgenannter ist für mich
    der König der Fische - denn er ist unter den kampfstarken Billfishen mit Abstand der härteste Kämpfer! Leider ist er vom Drill eher mit einem
    Tunfisch zu vergleichen. Marlin ist in diesem Punkt einzigartig - auch wenn man den Fisch verloren hat - oder gerade dann - läßt einen die Sucht nicht
    mehr los, dieses tobende Spektakel noch einmal zu erleben.... - ich schweife schon wieder vom Thema ab :rolleyes:


    Lieber Marlin666 - herzlichen Dank für deinen wirklch tollen Bericht. Ich drück dir schon jetzt die Daumen, daß es beim nächsten Trip mit deinem
    Traum vom BIG MARLIN klappt! Man muß ja immer noch Ziele haben... :neo:


    Tight lines


    saily

    :rolleyes: Kann denn Angeln Sünde sein?? :rolleyes:

  • Klasse Bericht u. wie man sehen kann auch ein erfolgreicher Angelurlaub. :walklike:
    Schade nur das ihr die Nachtangelausfahrt abbrechen musste, aber ihr hatte keine Wahl. :verrueckt: :uebel:
    Der Blauhai ist auch nicht schlecht, zum Einstieg bei Nachtfischen. 8o
    Das mit den grossen Tunen kannst du beim nächsten Mal in Angriff nehmen.
    Eine Frage habe ich noch, habt ihr weniger gefangen als bei deinem letzten Besuch auf Siargao Island ?


    G. Tortugaf :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Tortugaf ()

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