Hallo zusammen,
Hier mein Bericht zur Reise nach Französisch Guyana. Ein Video wird hoffentlich in ein paar Wochen folgen.
Französisch Guyana war für mich ein bisschen eine Wundertüte, es gibt fast keine Informationen und man liest kaum irgendwo etwas darüber. Die ganze Reise war also schon mit einem beträchtlichen Risiko verbunden. Der Skipper hat mir einen Tag vor meiner Abreise geschrieben, dass die Wetterbedingungen sehr schwierig sind und er in den letzten Tagen alle Ausfahrten wegen zu starkem Wind absagen musste - aber der Wetterbericht sehe deutlich besser aus und er hofft, dass wir wie geplant rausfahren können. Das war schon ein ziemlicher Dämpfer und die Vorfreude war damit auch grösstenteils verflogen. Ich habe mich schon gefragt, was ich eine Woche lang in Französisch Guyana machen werde, wenn das Wetter keine Ausfahrten zulassen wird.
In Französisch Guyana angekommen gab es zumindest teilweise positive Nachrichten: der Wetterbericht sieht für die nächsten zwei Tage so aus als könnten wir zumindest rausfahren, im Laufe der Woche drohen aber auf jeden Fall Ausfalltage. Und den Tagen an denen wir rausfahren können, dürfte es ziemlich holprig werden.
Am ersten Tag haben wir die Battures du Connétable beangelt und wir hatten einen ziemlich verhaltenen Start. Die Strömung war massiv und wir mussten mit sehr schweren Gewichten angeln um überhaupt irgendwie in die Nähe des Bodens zu kommen. Bei 8 bis 12 Meter Wassertiefe eigentlich Wansinn. Es war generell sehr ruhig mit sehr wenig Aktivität und auch beim Schleppen gab es ausser einigen Fehlbissen nichts. Mir ist ein grosser Manta reingeschwommen, welcher sich blöderweise selbst gehakt und sich danach aus dem Staub gemacht hat. Wir sind ihm noch drei Kilometer weit mit dem Boot gefolgt, aber spätestens als dann meine neue KOZ Expedition GT77 in die Brüche gegangen ist, habe ich eingesehen, dass da nichts zu holen ist und manche Fische einfach zu gross sind – auch für PE8 / PE10 Tackle. Kurz vor Ende des Tages dann aber ein erstes Lebenszeichen, mein erster Tarpon und was für einer! 186 cm pure Muskelkraft und mit zahlreichen spektakulären Sprüngen aus dem Wasser war es für mich ein mehr als nur versöhnlicher Abschluss des Tages.
In der Hoffnung, dass die Bedingungen an den Iles du Salut besser sein werden, haben wir uns entschieden, das Boot nach Kourou zu verlegen und die nächsten Tage dort zu angeln. Die Strömung war etwas besser, aber noch immer viel zu stark und es hat schon ziemlich gerüttelt. An diesem Tag haben wir einige schöne Tarpon und zwei Stachelrochen gefangen. Ebenfalls diverse Süsswasserwelse (!) um diese als Köderfisch für den nächsten Tag zu verwenden. Der Salzgehalt im Wasser ist aufgrund der vielen ins Meer mündenden Flüsse (und natürlich dem Amazonas weiter südlich) ziemlich gering, deswegen gibt es noch bis weit vor der Küste Süsswasserfische wie die genannten Welse. Und das Wasser ist sehr trüb, die Sichtweite unter Wasser ist nahezu null.
Wir haben das Boot über Nacht in Kourou gelassen und auch am dritten Tag wieder an den Iles du Salut geangelt. Die Bedingungen waren wiederum etwas besser, aber nach wie vor nicht ganz einfach. Es gab wieder einige grosse Tarpon um die 200 cm und den ersten Goliath Grouper. Dieser hat sich an eine Rute verirrt, mit der wir eigentlich auf Köderfische geangelt haben und dementsprechend hat er dort schon sehr ordentlich Alarm gemacht, obwohl er mit geschätzten 15 kg der mit Abstand kleinste Grouper der ganzen Reise war.
Den vierten Tag haben wir nochmals an den Iles du Salut geangelt und da die Strömung deutlich nachgelassen hat, haben wir uns entschieden, den Tag mit Slow Jigging zu beginnen und etwas Spass am leichten Gerät zu haben. Die ersten zwei Stunden hatte ich mit Inchiku am leichten PE2.5 Tackle mit so gut wie jedem Drop innert kürzester Zeit einen Hit. In den meisten Fällen war es ein kleiner Tarpon, welcher dann sofort an die Oberfläche geschossen ist und mit Sprüngen und Saltos eine akrobatische Showeinlage abgeliefert hat. Dabei konnten sich die meisten auch gleich selbst wieder vom Haken lösen und haben sich wieder zurück in die Tiefe verabschiedet. Bei unserem internen Wettstreit gegen Skipper Eric war ich nach kurzer Zeit uneinholbar vorne. Neben den Tarpon gab es auch einige Jack Crevalle, zwei Mal hat eine Königsmakrele oder sonst etwas mit grossen Zähnen sofort das Vorfach durchgebissen und einmal war etwas dran (wahrscheinlich ein Grouper), bei dem wir sofort wussten, dass es mit dem leichten Tackle sehr schwierig wird, den Fisch ans Boot zu bringen. Nach 15 bis 20 Minuten gab es dann den fast schon unausweichlichen Schnurbruch als ich verhindern wollte, dass der Fisch in die Korallen schwimmt. Als die Aktivität am Jig merklich abgenommen hat, haben wir uns dann für den Rest des Tages den Goliath Groupern gewidmet. Anfangs haben uns die Muränen ein bisschen das Leben schwer gemacht indem sie die Köderfische geklaut und sich sofort in ihre Höhle verkrochen haben. Am frühen Nachmittag war es dann aber soweit, ein 126 cm langer und auf etwa 60 kg geschätzter Goliath Grouper hat sich den Köferfisch einverleibt und im Drill so richtig vollgas gegeben. Was für ein Fisch! Nachdem dabei auch meine zweite Rute (Daiwa Saltiga Air Portable 180 - 400g) in die Brüche gegangen ist, konnten wir den Haken noch im Wasser entfernen und den Grouper wieder in die Tiefe entlassen. Kurze Zeit später gab es einen weiteren Goliath Grouper, welcher aber ein gutes Stück kleiner war und am schweren Tackle (Shimano Stella SW-C 20000 mit PE10 und meiner Backup Daiwa Saltiga 180 - 400g) um einiges einfacher zu bändigen war, als sein grösserer Kollege. Als der Angeltag langsam aber sicher dem Ende entgegen ging, haben wir uns entschlossen, dass wir nochmals schauen, ob die Tarpons in Beisslaune sind. Ich habe auf dieser Reise das erste Mal in meinem Leben mit Gummifischen geangelt und irgendwie habe ich den Dreh noch nicht so ganz raus, ich denke das könnte man am besten mit "hat und gibt sich Mühe" beschreiben. Einmal habe ich beim Einkurbeln auf den letzten Metern schon den Shad im trüben Wasser gesehen, als ein Tarpon von der Seite her angerauscht kam und unmittelbar vor dem Boot den Shad genommen hat. Auch hier wieder zahlreiche Sprünge aus dem Wasser bis wir ihn letztendlich am Boot hatten. Das Massband hat 204 cm angezeigt. Was für eine Premiere auf Gummifisch! Am Abend haben wir das Boot zurück nach Cayenne mitgenommen weil wir die letzten zwei Tage wieder an den Battures du Connetable angeln wollten.
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