Französisch Guyana August 2023

  • Hallo zusammen,


    Hier mein Bericht zur Reise nach Französisch Guyana. Ein Video wird hoffentlich in ein paar Wochen folgen.


    Französisch Guyana war für mich ein bisschen eine Wundertüte, es gibt fast keine Informationen und man liest kaum irgendwo etwas darüber. Die ganze Reise war also schon mit einem beträchtlichen Risiko verbunden. Der Skipper hat mir einen Tag vor meiner Abreise geschrieben, dass die Wetterbedingungen sehr schwierig sind und er in den letzten Tagen alle Ausfahrten wegen zu starkem Wind absagen musste - aber der Wetterbericht sehe deutlich besser aus und er hofft, dass wir wie geplant rausfahren können. Das war schon ein ziemlicher Dämpfer und die Vorfreude war damit auch grösstenteils verflogen. Ich habe mich schon gefragt, was ich eine Woche lang in Französisch Guyana machen werde, wenn das Wetter keine Ausfahrten zulassen wird.


    In Französisch Guyana angekommen gab es zumindest teilweise positive Nachrichten: der Wetterbericht sieht für die nächsten zwei Tage so aus als könnten wir zumindest rausfahren, im Laufe der Woche drohen aber auf jeden Fall Ausfalltage. Und den Tagen an denen wir rausfahren können, dürfte es ziemlich holprig werden.


    Am ersten Tag haben wir die Battures du Connétable beangelt und wir hatten einen ziemlich verhaltenen Start. Die Strömung war massiv und wir mussten mit sehr schweren Gewichten angeln um überhaupt irgendwie in die Nähe des Bodens zu kommen. Bei 8 bis 12 Meter Wassertiefe eigentlich Wansinn. Es war generell sehr ruhig mit sehr wenig Aktivität und auch beim Schleppen gab es ausser einigen Fehlbissen nichts. Mir ist ein grosser Manta reingeschwommen, welcher sich blöderweise selbst gehakt und sich danach aus dem Staub gemacht hat. Wir sind ihm noch drei Kilometer weit mit dem Boot gefolgt, aber spätestens als dann meine neue KOZ Expedition GT77 in die Brüche gegangen ist, habe ich eingesehen, dass da nichts zu holen ist und manche Fische einfach zu gross sind – auch für PE8 / PE10 Tackle. Kurz vor Ende des Tages dann aber ein erstes Lebenszeichen, mein erster Tarpon und was für einer! 186 cm pure Muskelkraft und mit zahlreichen spektakulären Sprüngen aus dem Wasser war es für mich ein mehr als nur versöhnlicher Abschluss des Tages.


    In der Hoffnung, dass die Bedingungen an den Iles du Salut besser sein werden, haben wir uns entschieden, das Boot nach Kourou zu verlegen und die nächsten Tage dort zu angeln. Die Strömung war etwas besser, aber noch immer viel zu stark und es hat schon ziemlich gerüttelt. An diesem Tag haben wir einige schöne Tarpon und zwei Stachelrochen gefangen. Ebenfalls diverse Süsswasserwelse (!) um diese als Köderfisch für den nächsten Tag zu verwenden. Der Salzgehalt im Wasser ist aufgrund der vielen ins Meer mündenden Flüsse (und natürlich dem Amazonas weiter südlich) ziemlich gering, deswegen gibt es noch bis weit vor der Küste Süsswasserfische wie die genannten Welse. Und das Wasser ist sehr trüb, die Sichtweite unter Wasser ist nahezu null.


    Wir haben das Boot über Nacht in Kourou gelassen und auch am dritten Tag wieder an den Iles du Salut geangelt. Die Bedingungen waren wiederum etwas besser, aber nach wie vor nicht ganz einfach. Es gab wieder einige grosse Tarpon um die 200 cm und den ersten Goliath Grouper. Dieser hat sich an eine Rute verirrt, mit der wir eigentlich auf Köderfische geangelt haben und dementsprechend hat er dort schon sehr ordentlich Alarm gemacht, obwohl er mit geschätzten 15 kg der mit Abstand kleinste Grouper der ganzen Reise war.


    Den vierten Tag haben wir nochmals an den Iles du Salut geangelt und da die Strömung deutlich nachgelassen hat, haben wir uns entschieden, den Tag mit Slow Jigging zu beginnen und etwas Spass am leichten Gerät zu haben. Die ersten zwei Stunden hatte ich mit Inchiku am leichten PE2.5 Tackle mit so gut wie jedem Drop innert kürzester Zeit einen Hit. In den meisten Fällen war es ein kleiner Tarpon, welcher dann sofort an die Oberfläche geschossen ist und mit Sprüngen und Saltos eine akrobatische Showeinlage abgeliefert hat. Dabei konnten sich die meisten auch gleich selbst wieder vom Haken lösen und haben sich wieder zurück in die Tiefe verabschiedet. Bei unserem internen Wettstreit gegen Skipper Eric war ich nach kurzer Zeit uneinholbar vorne. Neben den Tarpon gab es auch einige Jack Crevalle, zwei Mal hat eine Königsmakrele oder sonst etwas mit grossen Zähnen sofort das Vorfach durchgebissen und einmal war etwas dran (wahrscheinlich ein Grouper), bei dem wir sofort wussten, dass es mit dem leichten Tackle sehr schwierig wird, den Fisch ans Boot zu bringen. Nach 15 bis 20 Minuten gab es dann den fast schon unausweichlichen Schnurbruch als ich verhindern wollte, dass der Fisch in die Korallen schwimmt. Als die Aktivität am Jig merklich abgenommen hat, haben wir uns dann für den Rest des Tages den Goliath Groupern gewidmet. Anfangs haben uns die Muränen ein bisschen das Leben schwer gemacht indem sie die Köderfische geklaut und sich sofort in ihre Höhle verkrochen haben. Am frühen Nachmittag war es dann aber soweit, ein 126 cm langer und auf etwa 60 kg geschätzter Goliath Grouper hat sich den Köferfisch einverleibt und im Drill so richtig vollgas gegeben. Was für ein Fisch! Nachdem dabei auch meine zweite Rute (Daiwa Saltiga Air Portable 180 - 400g) in die Brüche gegangen ist, konnten wir den Haken noch im Wasser entfernen und den Grouper wieder in die Tiefe entlassen. Kurze Zeit später gab es einen weiteren Goliath Grouper, welcher aber ein gutes Stück kleiner war und am schweren Tackle (Shimano Stella SW-C 20000 mit PE10 und meiner Backup Daiwa Saltiga 180 - 400g) um einiges einfacher zu bändigen war, als sein grösserer Kollege. Als der Angeltag langsam aber sicher dem Ende entgegen ging, haben wir uns entschlossen, dass wir nochmals schauen, ob die Tarpons in Beisslaune sind. Ich habe auf dieser Reise das erste Mal in meinem Leben mit Gummifischen geangelt und irgendwie habe ich den Dreh noch nicht so ganz raus, ich denke das könnte man am besten mit "hat und gibt sich Mühe" beschreiben. Einmal habe ich beim Einkurbeln auf den letzten Metern schon den Shad im trüben Wasser gesehen, als ein Tarpon von der Seite her angerauscht kam und unmittelbar vor dem Boot den Shad genommen hat. Auch hier wieder zahlreiche Sprünge aus dem Wasser bis wir ihn letztendlich am Boot hatten. Das Massband hat 204 cm angezeigt. Was für eine Premiere auf Gummifisch! Am Abend haben wir das Boot zurück nach Cayenne mitgenommen weil wir die letzten zwei Tage wieder an den Battures du Connetable angeln wollten.


    ... Fortsetzung im nächsten Beitrag ...

  • Das Ziel für die letzten beiden Tage war klar: jetzt sind die Cubera Snapper fällig. Wir haben den Tag mit schleppen auf Köderfische begonnen - genauer gesagt Königsmakrelen. Diese waren sehr aktiv und wir hatten im Schnitt alle 5 bis 10 Minuten einen Hit. Alles gute Grössen von über 100 cm, die Serra Makrelen etwas kleiner. Die grösste Serra Makrele hatte eine Länge von 96 cm und der Skipper meinte, dass er in seinen rund 30 Jahren in Französisch Guyana noch nie so eine grosse Serra Makrele gesehen hat. Am Spot für die Cubera Snapper haben wir zwei schwere Ruten mit dem gleichen Setup wie für Grouper ausgelegt, als Köder haben wir die Köpfe der Königsmakrelen verwendet und es hat nicht lange gedauert, bis wir einen ersten Biss verzeichnen konnten. Leider hat der Cubera Snapper knapp unterhalb des Hakens angebissen, die tiefen Furchen der Zähne waren aber gut sichtbar und der Kopf hat schon sehr zerfleddert ausgesehen. Kurze Zeit später hat ein stattlicher Ammenhai den Kopf genommen und ordentlich Stoff gegeben. Nochmals etwa eine halbe Stunde später gab es einen sehr heftigen Biss und ich habe die Rute fast nicht aus dem Rutenhalter bekommen. Einige Minuten später hat dann Skipper Eric den Fisch als erstes an der Oberfläche gesichtet und sofort "Un carpe! Un carpe!" gerufen, also den gesuchten Cubera Snapper. Und was für einen! Der Französisch Guyana Grand Slam (Tarpon, Goliath Grouper, Cubera Snapper) ist somit vervollständigt. Im Laufe des Tages konnten wir dann noch einen weiteren Cubera Snapper in ähnlicher Grösse fangen und releasen. Gegen den späteren Nachmittag hin haben wir uns entschieden, dass wir zum Ausklang des Tages nochmals ein bisschen auf Königsmakrelen schleppen. Auch diesmal mit sehr hoher Frequenz und viel Action, weswegen wir den Angeltag dann auch zu dem Zeitpunkt beeendet haben, als es am besten war. Als ich vom langsam fahrenden Boot gerade die letzte Rute eingeholt habe, habe ich nochmals einen heftigen Biss an der leichten PE4 Spinnrute gespürt und eine Königsmakrele hat mit brutalem Tempo Schnur von der Rolle gezogen. Etwas später hatten wir eine wahnsinns-Königsmakrele am Gaff. Was für ein Tagesabschluss!


    Am sechsten und letzten Tag sind wir nochmals an die Battures rausgefahren. Eric war noch nicht zufrieden mit unserer Ausbeute bezüglich Goliath Grouper, er wollte unbedingt einen grossen Grouper fangen (in seiner Definition 100+ kg) und Acoupa war auch noch auf der Liste. Nach den obligaten Königsmakrelen am Morgen haben wir die schweren Ruten für Grouper ausgelegt, eine mit Königsmakrelenkopf und eine mit Wels. Im hinteren Bereich des Bootes haben wir zwei leichtere Ruten mit Fischfetzen ausgelegt um damit auch die Acoupas zu sichern. Angefangen hat der Tag mit einem kleinen Grouper, wobei der mit rund 20 kg gar nicht mal so klein war. An diesem Tag sind uns leider besonders viele Mantas reingeschwommen und haben jeweils alles abgerissen, mehrmals auch gleich beide schweren Ruten auf einmal. Wir haben mehrmals den Spot gewechselt und waren fast ununterbrochen damit beschäftigt, die Vorfächer neu zu montieren. Um bis auf den Grund in 14 bis 18 Metern Tiefe vorzustossen, waren übrigens Gewichte von 500g notwendig... Kurz nach einem erneuten Spotwechsel ein heftiger einschlag an einer der beiden schweren Ruten. Ich habe sofort Eric gefragt, ob wir wieder ein U-Boot (Manta) gehakt haben. Er meinte, dass er eher einen grossen Tigerhai vermutet und ich selber entscheiden müsse, ob ich mich stark genug fühle. Sowas muss man mir nicht zwei Mal sagen, ich habe es natürlich versucht. Nach etwa einer Stunde Drillzeit haben wir das erste Mal das Vorfach vor uns gehabt und gesehen, dass es leider wieder ein Manta war. Aber ich hatte diesmal das Gefühl (oder eher die Hoffnung), dass ich ihn bezwingen würde. Da ich eh schon eine Stunde und sehr viel Kraft investiert habe, habe ich gesagt, dass ich das zu Ende bringen möchte. Jedes Mal wenn ich wieder ein paar Meter gewinnen konnte, hat er gefühlt das dreifache wieder runtergezogen. Nach zwei Stunden hat Eric gesehen, dass ich langsam aber sicher am Ende meiner Kräfte war und hat mich gefragt, ob ich mir das weiterhin antun möchte oder wir das einfach beenden. Wir haben uns geeinigt, dass er für ein paar Minuten übernimmt damit ich kurz den Akku an der Kamera wechseln und etwas trinken kann. Mittlerweile war der Rochen aber auch schon ziemlich erschöpft und ich konnte dann wieder ordentlich Schnur zurück gewinnen, bis dann etwas später wieder das Vorfach vor uns aufgetaucht ist. Einem so grossen Rochen den Haken zu entfernen ist uns ziemlich aussichtslos erschienen, weswegen wir das Vorfach möglichst kurz abgeschnitten haben. Der Rochen ist dann noch kurz neben dem Boot an der Oberfläche geschwommen und dann wieder abgetaucht. Ich habe mich erstmal an den Schatten gesetzt und eine ausgiebige Pause benötigt. Eigentlich war ich bereit, den Angeltag vorzeitig zu beenden, aber Eric meinte, dass es doch schade wäre wenn wir jetzt schon wieder zurück fahren und er dann mit seiner Frau einkaufen gehen müsse. Wir haben also weiter geangelt und dabei drei grosse Acoupas erwischt, sowie ganz am Ende des Tages als krönenden Abschluss nochmals einen grossen Tarpon mit knapp unter 200 cm.


    Am Anfang der Woche war Eric ziemlich unglücklich mit den Wetterbedingungen und den Ergebnissen. Ich hingegen habe mich über die vielen Tarpons gefreut und habe das als Jammern auf hohem Niveau empfunden. Wenn ich mir im Nachhinein die letzten drei Tage betrachte (welche Eric nach wie vor als durchschnittlich bis maximal überdurchschnittlich empfindet), kann ich schon eine sehr klare Steigerung erkennen, aber irgendwie fehlt mir schon noch ein bisschen die Vorstellungskraft, wie denn ein guter oder sehr guter Tag aussehen soll. Gerade am letzten Tag waren von 10 Stunden auf See 2 Stunden Anfahrt / Rückfahrt, sowie 4.5 Stunden Drillzeit. Wo soll man da also noch mehr Fische unterbringen?


    Fazit:

    Diese Reise war richtig gut. Das Klima in Französisch Guyana ist zwar mit sehr heissem und extrem feuchten Wetter, sowie unzähligen Insekten sehr anspruchsvoll, aber die Fischerei ist mit Abstand die beste, welche ich bisher erlebt habe. Die Menge an Grossfischen habe ich nicht mal annähernd woanders erlebt. Wir haben zahlreiche richtig gute Fische gefangen, aber noch viel mehr mindestens so grosse Fische aus den verschiedensten Gründen verloren. Die Frage, ob ich wieder kommen werde, hat sich eigentlich schon von selbst beantwortet...


    Vielleicht noch ein paar wichtige Anmerkungen: Französisch Guyana ist keine Destination, in der viel gejiggt oder gepoppt wird, auch Stickbaits für die Oberfläche sind nicht produktiv. Ich habe jemanden kennengelernt, der schon oft mit Popper auf Cuber Snapper versucht und es mittlerweile aufgegeben hat. Es wird hauptsächlich mit lebendem und totem Köderfisch, sowie mit Fischfetzen geangelt, dazu Shads auf Tarpon, sowie Casting Jigs und sinkende Stickbaits auf Jack Crevalle, Königsmakrelen und Serra Makrelen. Dazu Minnows schleppen auf Königsmakrelen (sehr produktiv) und wenn es die Strömung zulässt etwas Slow Jigging. Es gibt keine Thunfische, Segelfische, Marlin, Wahoo und logischerweise auch keine GT. Was es aber gibt sind grosse Goliath Grouper, grosse Cubera Snapper und grosse Tarpon – in wirklich beachtlichen Mengen. Dazu Acoupa, Königsmakrelen, Serra Makrelen und Jack Crevalle, sowie andere Jacks. Man sollte auch einigermassen sattelfest französisch sprechen, in dem Land spricht kaum jemand auch nur ein paar Worte englisch.


    Bezüglich Tackle war ich mit PE10 an einer schweren Jigging Rute für Grouper und Cubera Snapper am Start, sowie einer PE8 mit entsprechender Spinnrute für Tarpon. Für die Stickbaits und Casting Jigs habe ich ein PE4 Setup verwendet, eine PE2.5 Slow Jigging war ebenfalls im Koffer. Glücklicherweise hatte ich ebenfalls zwei Ersatzruten im Gepäck.


    Weitere Fotos und Videos gibt es auf meinem Facebook Account:

    https://www.facebook.com/exofishing/


    Tight Lines!

    Thomas













  • Geiler Bericht, danke dir dafür !


    Eine Tolle bunte Strecke, aber die Cuberas sind schon Ausnahmefische,

    Glückwunsch zu dem Tollen Trip.


    Beste Grüße

    Reinhold


    P.S. habt ihr mal Cevice vom Cubera probiert ?

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