8 Tage La Gomera im November 2015

  • Seit 2 Tagen frisch zurück von la Gomera folgt hier wie versprochen ein Bericht über meine Versuche einen vorzeigbaren Fisch ans Band zu bekommen. Da das Ganze etwas ausführlicher geworden ist, als geplant, musste ich die "Geschichte" in 3 Teile aufteilen.
    Danke an alle, die mir hier auf diesem board so hilfreiche Tipps gegeben haben! Es war wie erwartet schwierig...sehr schwierig :D




    Tag 1
    Ankunft in San Sebastian. Zuerst mal die Lizenz besorgt - war relativ unkompliziert. Auch mit mit meinem paar Brocken Spanisch hab ich das hinbekommen. Danach erstmal zur Unterkunft: Eine Segeljacht direkt im Hafen von San Sebastian,- und welche Boot liegt direkt neben an? Die Bocinegro! Sehnsüchtig saß ich abends auf dem Oberdeck und hab mir vorgestellt wie das wohl ist, mit so nem Kahn unterwegs zu sein. Naja - irgendwann mal! Da ich mit Freundin unterwegs war, hat das natürlich die Nettoangelzeit etwas eingeschränkt. So blieb es dann auch am ersten Abend bei Einkauf, Essen gehen, abhängen und die Fische im Hafen beobachten (Meeräschen, Hornhechte, Gelbstriemen,etc. etc).


    Tag 2
    Der Wecker klingelt um 6:15, es regnet und der Wind hat aufgefrischt. Na super. Ich schnapp mir mein Zeug, und gehe direkt neben dem Hafen zu einem kleinem Felsvorsprung. Eine kurze Kletterei und schon bin ich auf der anderen Seite. Leider weht ein ordentlicher Wind und der Wellengang ist nicht ungefährlich - erinnert ein wenig an das Rockfishing in Australien - also immer schön vorsichtig! Ich montiere einen 50gr jig, feuer soweit raus wie möglich, und checke die Tiefe. Kann bis 20 zählen...also nicht wirklich tief. Nun gut - ich jigge etwa 30 min - nix. Dann geht die Sonne auf - zusammen mit den Wolken und dem Regen ergibt das eine wirkliche irre Farbexplosion am Himmel - ich liebe diese Morgenstimmung!
    Ich wechsle irgendwann auf Wobbler (schlanker Rapala), und habe dann einen ordentlichen Barrakuda als Nachläufer, der aber 10m vorm Ufer langsam abdreht....dass sollte mir die nächsten Tage noch häufiger passieren. Fisch ist also da. Bis etwa 9:30 versuche ich es weiter - nichts passiert. Dann bin ich verpflichtet für Frühstück zu sorgen und packe zusammen. Der weitere Tag vergeht mit Mietauto besorgen, bummeln, und nach Hermigua fahren - dort haben wir für die nächsten 3 Tage eine Hütte gemietet. Dies sollte sich noch als ziemlich blöde Idee erweisen. In Hermigua angekommen, empfangen uns 5 Windstärken und Regen - überall Erdrutsche und Steinschläge. Um zu unserem Häuschen zu kommen, muss ich erstmal die Zufahrtsstraße von Geröll befreien. An angeln ist nicht zu denken. Ich hatte gehofft, am Strand von Hermigua vielleicht mein Glück auf Bluefish oder Wolfsbarsch zu probieren, - aber die Brandung knallt hier ungebremst rein...keine chance.


    Tag 3
    Ich stehe gar nicht erst auf. Es ist 6:00 - draußen peitscht der Wind & Regen - da brauch ich es gar nicht erst versuchen. Noch bin ich entspannt - hab ja noch ein paar Tage. Wir verbringen die Zeit mit "rumhängen"...grundsätzlich nicht so mein Ding. Ich checke ca. stündlich den Wetterbericht und schaue mir event. Spots auf der Tiefenkarte in der Umgebung an. Der Tag wird mit lesen, kochen, Knoten binden und tackle sortieren irgendwie überwunden.


    Tag 4
    Wetter etwas besser - aber immer noch ordentlich Wind. Ich versuche es morgens am Strand an einem Zulauf, der ordentlich Süßwasser mit sich führt. Nach 15 min gebe ich aber zerknirscht auf. Die Brandung ist so heftig, dass ich gar nicht so schnell kurbeln kann, wie mir der Köder wieder an den Strand geworfen wird. Die Einheimischen stehen kopfschüttelnd am Strand, machen Fotos, und sagen, dass so ein Wetter hier extrem selten und ungewöhnlich sei. Na super. Selbst mit schlanken shorecasting- jigs komme ich aufgrund des Windes grade so über den ersten Wellenkamm - und das auch nur wenn ich bei rückläufiger Welle über das Geröll runtersprinte, werfe, und sofort wieder hochrenne - viel zu gefährlich. Das Risiko, dass ich hier umknicke und mir die Haxen breche ist zu groß. Außerdem bin ich nach ner Viertelstunde ziemlich am japsen von der Rennerei - von wegen Angeln ist kein Sport und so...
    So ungefähr sieht das dann aus - auch wenn hier das Wetter schon deutlich besser warund die Brandung weitaus weniger heftig:


    Danach gehts mit der Freundin wandern - ich nehme meine Minimalausrüstung mit, da ich am Tag vorher eine potentielle Stelle entdeckt hatte - eine Bucht, die event. Windgeschütz sein könnte. Wir wandern östlich vom Strand von Hermigua etwa 6km an der Küste entlang und gelangen zu einer sogenannten "pescannte" (nicht die drei großen Pfeiler direkt bei Hermigua - weiter östlich) - eine ehemalige Anlegestelle, von der nur noch ein kleiner, halbrunder Teil der Grundmauern übrig geblieben ist. Und ja - der Wind ist hier deutlich schwächer und jetzt lässt sich auch die Sonne blicken! Meine Freundin schnappt sich ein Buch und gibt mir gnädiger Weise 45 Minuten Angelzeit :D
    Also los: Popper drauf, und raus damit. Es hat ohne Ende Kleinfisch im Wasser - sehe außerdem Papageienfische direkt vor meinen Füßen. Sehr gut! Ich spreche grade kurz mit meiner Freundin und gucke nicht auf´s Wasser, da gibt es einen kurzen Ruck in der Rute - ich setze den Anhieb zu spät und sehe nur noch einen kleinen Schwall X/ . Verdammt- aufmerksam bleiben Junge!
    10 min später im Weißwasser eine Attacke auf meinen Popper - ein Riesenschwall direkt hinter dem Köder, aber kein Fischkontakt- nooooooo! Jetzt pumpt ordentlich Adrenalin durch meine Adern - hier gibt es Fisch, auch Große! Ich versuche es weiter mit dem Popper, aber es tut sich die nächste Viertelstunde nichts mehr. Ich nehme eine makrelenfarbenen Gummiköder und versuche es damit. Beim 3ten oder 4ten Wurf gibt´s während der Absinkphase einen wahnsinns Schlag in der Rute - sofort kommt der Anhieb, aber der Fisch hängt nicht- das kann doch wohl nicht war sein...Reaktionszeit war super...was läuft hier denn falsch ?( . Der Gummifisch hatte 4 kleine parallel verlaufende Bissspuren direkt hinter dem Kopf - ein Barrakuda war´s also wohl nicht. Meine Freundin gibt mir gnädiger weise noch eine Verlängerung, aber ich bekomme leider keine Bisse mehr. Grübelnd und gleichzeitig ziemlich aufgekratzt wandern wir zurück. Es steht aber sofort der Entschluss, am nächsten morgen früh aus den Federn zu hüpfen - den langen Weg zum spot nehme ich gerne in kauf!
    Hier ein Bild vom Spot:


  • Tag 5
    Das be********* Wetter macht mich wahnsinnig - wieder heftiger Wind und Regen. Bei dem Wetter wird mir etwas mulmig bei dem Gedanken im dunklen da auf rutschigem Fels die Küste langzukraxeln und ich kneife. Da wir heute eh in den Süden fahren, setze ich alle meine Hoffnung auf die Außenmole von Vueltas im Valle Gran Rey. Also gibt´s erstmal Kaffee und Frühstück und ab geht´s in den Süden. Vorher wird noch im Lorbeerwald etwas gewandert - auch ganz nett, aber ich will endlich Fisch am Band :D
    Wir kommen dann noch an einem kleinen Stausee vorbei. Ich hab zwar keine Lizenz für´s Süßwasser - kann mir aber ein paar Würfe dann doch nicht verkneifen. Wahnsinn was es hier an Schwarzbarschen gibt - die stehen gestapelt und knallen so ziemlich auf alles! Ich kann zwei "überlisten" - höre dann aber auf, weil das mit meiner Reisejigge irgendwie so ein bisschen ist, wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. Die Stauseen sind für Schwarzbarschfans aber wohl ein Toprevier - hab Einige mit über 50 cm gesehen.
    Im Valle Gran Rey angekommen empfängt uns die Sonne - kaum Wind, Topbedingungen. Nach dem wir unsere Unterkunft bezogen haben, hält mich nix mehr - ich schnappe mir mein Zeug, und runter geht´s zum Hafen. Gegen 17 Uhr stehe ich am Kopfende der Außenmole. Direkt unter mir steht ein Riesenschwarm Bogas (sieht ein bisschen wie ein kleiner australischer Hering aus- vielleicht kennt ja jemand von Euch die deutsche Bezeichnung)

    Ich beobachte erstmal das Wasser. Es dauert keine 5 Minuten, da raubt es und die Bogas spritzen in alle Richtungen davon. Ich konnte nicht sehne, was es war - 30 Sekunden später wieder. Sierras! 5-6 Stück. Und das Spiel geht weiter - rein in den Hafen, Bogas schnappen, wieder raus aus dem Hafen, und wieder Bogas schnappen. Das geht ein gutes dutzend mal so - für meinen kleinen Wobbler interessieren sie sich überhaupt nicht - das hatte ich erwartet. Selbst meine Freundin, die wirklich nicht viel vom Angeln hält ist fasziniert von dem Schauspiel und leistet mir eine Weile gesellschaft. Die nächsten 3 Stunden werfe ich alles, was die Köderkiste hergibt - ich sehe ständig 5-6 Barrakudas die meinem Köder folgen - aber keiner macht anstalten, Selbigen zu attackieren. Egal welche Farbe, egal welche Größe, egal welche Tiefe egal welcher Führungsstil. Mittlerweile sind andere Angler aufgetaucht. Mir wird bestätigt, dass zwar meine Köderauswahl durchaus gut ist, aber das um diese Jahreszeit kaum eine chance besteht mit Kunstködern etwas zu haken. "No plastic this time of the year" höre ich immer wieder. Selbst ausgewiesenen Spinnfischer und jigging- freaks angeln mit lebendem oder toten Fisch - oder erst gar nicht. Ich versuche mich nicht verunsichern zu lassen - sowas hatte ich auch schon am Mittelmeer öfter gehört, und dann doch gefangen. Ich versuche es weiter und bekomme im dunklen 4 Bisse, die ich allesamt nicht verwerten kann - ich schätze Hornhechte, die hier zu Hauf unterwegs sind. Jedenfalls sah danach mein Wobbler so aus:

    Überhaupt ist alles voller Fisch: Hornhechte, Barrakudas, verschiedene Zahnbrassen, ohne Ende Kleinfisch, Doraden, etc, etc. Überall raubt es - ohne Ende Aktivität im Wasser. Direkt neben mir angelt jemand mit Handleine und toter Sardine, bekommt einen Biss, hat kurz Fischkontakt und holt dann seine Montage wieder hoch. Drilling mit Haken länger als meine Zeigefinger AUFGEBOGEN! Ich schätze also da sind auch Rochen und Haie am Grund unterwegs. Gegen kurz vor 21 Uhr muss ich aufgeben, da dann der Hafen abgeschlossen wird. Um 6 macht er wieder auf - ich werde da sein.


    Tag 6
    Pünktlich um 6 bin ich im Hafen - gebe wieder alles. Jigge vom Kopf der Mole raus ins Tiefe- nix, werfe Wobbler und Stickbaits und Topwaterköder, dann Gummifisch - auf den fange ich dann einen Eidechsenfisch - welch Hohn, das Meer zeigt mir den Stinkefinger. Frustriert ziehe ich gegen 10 ab. Ich gehe zum Fischerhafen und versuche dort mit den Leuten ins Gespräch zu kommen - alle sagen das Selbe: Kunstköder erst wieder ab Ende Januar/Anfang Februar....das darf doch nicht war sein! :thumbdown: Selbiges bekomme ich vom Besitzer eines Angelladens erzählt...- wobei Angelladen hier etwas übertrieben ist. Das Nötigste bekommt man aber. Abends versuche ich es wieder. Ich jigge und werfe, bis mir meine Schulter ernsthaft weh tut - nix. So langsam fang ich an zu verzweifeln und frage mich immer noch, ob ich nicht vielleicht doch irgendwas falsch mache - also erstmal ne Zigarette und ein Bier und noch mal überlegt. Aber ich komm nicht dahinter - der Angeldruck ist hoch, ja, - aber da MUSS doch einfach was gehen bei so viel Fisch. Ich spreche wieder mit den anderen Anglern, und treffe zwei deutsche Jungs - einer von den Beiden lebt hier seit 3 Jahren. Er sagt wieder das Selbe und begründet das eben mit dem hohen Angeldruck und dem riesigen Kleinfischvorkommen zu dieser Jahreszeit. Mit Bonitos sei zu dieser Zeit ebenfalls nicht zu rechnen - die sind weiter draußen. Während wir quatschen bekommt er einen Biss und landet nach kurzem Drill einen Barrakuda mit gut einem Meter! Nachdem der Fisch versorgt ist, drückt er mir eine 30 cm Makrele in die Hand, und sagt: vertrau mir mein Freund, anders wirst du hier jetzt nicht zu deinem Fisch kommen! Ich gebe mich geschlagen, laufe zum Auto, hol meine 2te Rute, und montiere eine 20gr. Laufpose, ohne Blei, ohne Wirbel, - Einzelhaken am Stahlvorfach. Da es jetzt dunkel ist, und ich vorher gesehen hab, was der Barrakuda mit dem 80er Fluor meines Kollegen angestellt hatte, gehe ich kein Risiko ein. Währenddessen hakt besagter Kollege etwas wirklich Großes - erst denken wir an einen großen Wahoo, weil der Fisch wirklich kreuz und quer losschießt und ordentlich Schnur nimmt. Das geht so gute 5 Minuten, dann zieht er in die Tiefe. Und da bleibt er! Der arme Kerl versucht gute 15 Minuten das Viech an die Oberfläche zu pumpen - keine Chance, irgendwann gibt der Knoten zwischen Fluor und Geflochtener nach. Ich tippe auf Rochen - auch wenn das am Anfang überhaupt nicht so aussah und er auf 2 m geangelt hatte.
    Nun endlich werfe ich meine Makrelenmontag raus (eingestellt auf etwa 2m Tiefe) und warte. Nichts passiert und ich bin schon am zusammenpacken, als meine Bremse loskreischt und ein Fisch ordentlich Schnur nimmt. Sofort habe ich die Rute in der Hand, Bremse zu, Anhieb, - hängt. Ein guter Fisch. Ich rechne erst mit einem Barrakuda - aber dafür hat der dann doch zu viel Dampf. Ich versuche ruhig zu bleiben obwohl ich platzen könnte vor Aufregung. Ich drille den Fisch ran, und sehe: das ist definitiv kein Barrakuda. Aber keine Ahnung was - und viel kleiner als erwartet (schätze so ca 60 cm)! Nach kurzem Drill direkt vor meinen Füßen, kann ich den Fisch landen. :thumbsup: Ich bin mir bis heute nicht sicher - aber ich glaube das war eine kleine Bernsteinmakrele/Medregal die ich da fangen konnte. Jedenfalls bin ich überglücklich! Endlich hat´s geklappt. Meine Freundin kann ich mit einem großartigem Abendessen ebenfalls etwas besänftigen. Langsam geh ich ihr mit der Angellei etwas auf den Wecker :saint:
    Hier noch ein Bild - eine spanische Anglerin freute sich für mich mit und sprach die ganze Zeit von Seriola - was ja ein spanischer Name für Amberjack/Bernsteinmakrele ist...vielleicht kann mir das hier ja jemand bestätigen. Sieht jedenfalls sehr danach aus.


  • Tag 7
    Ich fange mir morgens in der Dämmerung mit Handleine ein paar Bogas mit Brot und versuche jetzt die Sierras zu überlisten. Lasse mein Fischlein direkt im Schwarm schwimmen, und kurze Zeit später taucht auch die Pose ab- normalerweise müsste jetzt wie wahnsinnig Schnur laufen - passiert aber nicht. Ich setze den Anhieb und bringe nach kurzer Gegenwehr ein Trompetenfisch an die Oberfläche. Leider hat der geschluckt - keine chance da an den Haken zu kommen - verdammt! Das Vordach muss abgeschnitten werden. Ich hoffe, er hat überlebt - faszinierende Fische!



    Sonst passiert auch an diesem Vormittag nichts mehr.
    Direkt danach treffe ich mich mit meiner extrem geduldigen Traumfrau am Pier und wir gehen auf whalewatching-tour. Ich hatte vorher vorsichtig angefragt, ob ich vielleicht mal die Rute hinten raushängen darf. Sofern die anderen Gäste nix dagegen hätten und keine Wale in unmittelbarer Nähe seihen, könnte ich das versuchen. Los ging´s - Traumwetter, wenig Seegang, und dann auch noch richtig Glück mit den Tieren! Zuerst konnten wir große Tümmler, dann mehrere Gruppen von Pilotwalen, und zum Schluß sogar 3 Brydewale beobachten - das war schon wirklich Beeindruckend! Und zwischendurch sah ich Thunfische jagen - keine Bonitos, große Thunfische! Gott war das hart! Der Skipper konnte mich gut verstehen - war selber leidenschaftlicher Angler.



    Zum Schluß sollte noch in einer Bucht gebadet werden. Auf dem Weg dorthin darf ich dann kurz schleppen. Meine Rute war zwar nicht dafür ausgelegt - aber egal. Kleiner blauer Rapala drauf, nach hinten rausgeworfen, und los ging´s. Ich hab den Wobbler keine Minute draußen, und rums - Biss! Ich schreie dem skipper zu,- er reagiert sofort nimmt Gas raus und fährt ne halbe Kehre. Meine Bremse kreischt, und ich merke sofort: das ist ein Bonito! Yes! Nach 2 heftigen Fluchten dreht der Fisch und schwimmt auf mich zu - ich kann fast nicht so schnell kurbeln wie der auf mich zusaust. Helle Aufregung an Bord - ich Adrenalin pur, der Skipper genauso, und die restlichen Gäste ebenfalls total aufgeregt. Direkt vor dem Boot taucht der Fisch ab, und liefert noch mal einen ordentlichen aber kurzen Kampf an meinem leichten Gerät. Der skipper lehnt sich über board und bevor ich schalten kann, greift er sich das Vorfach und will den Bonito so an Bord heben. Ich schreie noch "no,no,no" - aber zu spät. Ihr könnt Euch ungefähr vorstellen was passiert ist. Ich versuche den Fisch noch zu greifen und hechte halb über die Bordwand,- verpasse ihn aber knapp. Paralysiert stehe ich da und schaue zu, wie der bonito in kleinen Kreisen langsam nach unten abtaucht. Dann erwache ich aus der Schockstarre, reiße mir handy und Geldbeutel aus den Taschen und will hinterher springen - aber su spät. Der Bonito ist weg! ;(
    Völlig fertig stehe ich erstmal da, fassungslos mit 2 blutenden Schienbeinen die ich mir an der Bordwand aufgehauen hatte, starre ins Wasser, und kann gar nix mehr. Das war meine chance (ich will seit drei Jahren einen bonito fangen) und ich hab´s vermasselt. Denn, wenn man ehrlich ist: Das Vorfach hätte halten müssen! Ich binde eigentlich immer mit größter Sorgfalt meine Knoten - aber irgendwie hatte sich der Knoten vom snap aufgezogen - ich konnte also nicht mal dem skipper wirklich die Schuld geben. Der hat mir dann seinen Arm um die Schulter gelegt, mir ein Bier in die Hand gedrückt und meinte nur: next time my friend, next time. Ja, ja - von wegen....der Tag war erstmal gelaufen. Wenn man sich dann auch noch so Sprüche wie" komm, stell dich nicht so an, wir haben doch Fotos gemacht" verkraften muss, steigt die Laune nicht unbedingt! :cursing:
    Hier ein 2 Bilder von dem wunderschönen Tier kurz vor dem Abriss. Der hat das leider wohl nicht überlebt. Das ist doppelt ärgerlich und tut mir wirklich leid - den Wobbler ist er wahrscheinlich nicht losgeworden.



    Nun gut - so ist das eben. Ich gab mir jedenfalls Mühe, den Kopf nicht hängen zu lassen und verbrachte den Rest des Tages mit der Freundin am Strand - wo ich dann zufällig Oliver traf. Und Oliver vermietet Kajaks - womit wir zum letzten Tag des Urlaubes kommen:


    Tag 8
    Ich wollte nicht aufgeben - nach dem verlorenen Fisch...nein, inakzeptabel! Also bin ich morgens um 11 runter zu Oliver - ein sehr netter freak - aber nur halb so verrückt wie die ganzen anderen Hardcorehippies auf la Gomera. Ich hab mir ein Kajak geschnappt - See war ruhig. Also bin ich raus zu ungefähr der Stelle, an der am Tag vorher der Biss war. Eine gute Stunde war ich unterwegs, - dann Wobbler (wieder schlanker, flachlaufende, blauer Rapala) raus, die Rute irgendwie zwischen die Beine geklemmt und dann paddeln so schnell es irgendwie geht. Keine 5 Minuten später, an ungefähr derselben Stelle, gleicher Köder, gleiche Uhrzeit, pralle Sonne, ruhige See, - rums, Biss!!! Und dann war´s gar nicht mal so unkompliziert: Ruder verstauen und gleichzeitig Rute schnappen - das war haarscharf! Ich konnte die Bremse in letzter Sekunde noch aufmachen, sonst wäre der Fisch wohl ausgeschlitzt oder die Schnur gerissen. Sofort war klar - hochfrequente Schwanzschläge in der Schnur - das war wieder ein Bonito! Dann das Kajak irgendwie versuchen schön frontal in den Wellen zu halten, nicht das Gleichgewicht verlieren, und dann der Fisch an der Rute - das war ein ganz schönes Theater. Nach der ersten heftigen Flucht kam er gut 50 m mitgeschwommen. Dann noch mal zwei kürzere Fluchten, und er war neben dem Kajak. Ein beherzter Griff an die Schwanzflosse und dann lag er zwischen meinen Beinen im Boot! Yeah! :thumbsup: :thumbup:
    Mein erster bonito, am letzten Tag - und dann noch mit dem Kajak auf offenem Wasser - ich konnte nicht glücklicher sein. Grinsend paddelte ich gemütlich zurück Richtung Hafen. Wahrscheinlich haben mich die Leute für grenzdebil und völlig bescheuert gehalten, als die mich lachend mit Bonito unterm Arm das Kajak den Strand hochziehen sahen. Meine Freundin hat jedenfalls gedacht ich sei nun völlig bekloppt, "dass man sich über sowas so freuen kann,- als hättest du grad im Lotto gewonnen". Ihre Meinung hat sich dann allerdings schnell geändert, nachdem sie den ersten Bissen im Mund hatte
    Hier ist das Ding - deutlich kleiner als der Erste, aber das war mir grad egal! Und außerdem unfassbar lecker! Auch cool: im Flieger sitzen und Thunfischsandwich essen, während sich die anderen Fluggäste für 5,50 ein labbriges, und Plastik eingeschweißtes Ekelsandwich reinfahren



    Fazit:


    Schwierige Sache auf La Gomera vom Ufer aus - zumindest mit Kunstköder und zu dieser Jahreszeit. Es geht potenziell wohl so Einiges. Fisch ist da - aber man muss eben auch die richtigen Spots kennen und zur richtigen Jahreszeit vor Ort sein. Mit den Leuten vor Ort sprechen ist Gold wert - und wie immer (zumindest nach meiner Erfahrung) braucht man einfach ein paar Tage, um rauszufinden wie es läuft. Ich habe als "Anfänger" was das Meeresalgen angeht viel Lehrgeld bezahlt, viel gelernt, und letztendlich doch 2 schöne Fische fangen können - vor allem der Bonito vom Kajak war ein unglaubliches Erlebnis. Das Angeln vom Kajak könnte meine neue Lieblingsmethode werden. Da ich allein aus finanziellen Gründen wenn überhaupt nur einmal im Jahr die Möglichkeit habe ans Meer zu fahren, sind auch solche "kleinen" Fische für mich ein Traum und was absolut Besonderes! Die meisten Leute, die hier auf diesem Bord werden wahrscheinlich nur schmunzeln, ob meiner Fänge ;-)
    Ich habe eigentlich vorgehabt, den Bericht kurz zu halten - ist mir nicht gelungen
    Ich hoffe trotzdem, ihr hattet Spaß beim lesen. Wer Fragen hat zum fischen auf la Gomera, kann mir gerne jederzeit schreiben - ich helfe, wenn ich denn kann!
    Nächste Projekte sind in Planung - ich taste mich langsam ran. Griechenland und die Amberjacks steht als nächstes auf dem Zettel
    tight lines
    Ralph

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