Seit 2 Tagen frisch zurück von la Gomera folgt hier wie versprochen ein Bericht über meine Versuche einen vorzeigbaren Fisch ans Band zu bekommen. Da das Ganze etwas ausführlicher geworden ist, als geplant, musste ich die "Geschichte" in 3 Teile aufteilen.
Danke an alle, die mir hier auf diesem board so hilfreiche Tipps gegeben haben! Es war wie erwartet schwierig...sehr schwierig
Tag 1
Ankunft in San Sebastian. Zuerst mal die Lizenz besorgt - war relativ unkompliziert. Auch mit mit meinem paar Brocken Spanisch hab ich das hinbekommen. Danach erstmal zur Unterkunft: Eine Segeljacht direkt im Hafen von San Sebastian,- und welche Boot liegt direkt neben an? Die Bocinegro! Sehnsüchtig saß ich abends auf dem Oberdeck und hab mir vorgestellt wie das wohl ist, mit so nem Kahn unterwegs zu sein. Naja - irgendwann mal! Da ich mit Freundin unterwegs war, hat das natürlich die Nettoangelzeit etwas eingeschränkt. So blieb es dann auch am ersten Abend bei Einkauf, Essen gehen, abhängen und die Fische im Hafen beobachten (Meeräschen, Hornhechte, Gelbstriemen,etc. etc).
Tag 2
Der Wecker klingelt um 6:15, es regnet und der Wind hat aufgefrischt. Na super. Ich schnapp mir mein Zeug, und gehe direkt neben dem Hafen zu einem kleinem Felsvorsprung. Eine kurze Kletterei und schon bin ich auf der anderen Seite. Leider weht ein ordentlicher Wind und der Wellengang ist nicht ungefährlich - erinnert ein wenig an das Rockfishing in Australien - also immer schön vorsichtig! Ich montiere einen 50gr jig, feuer soweit raus wie möglich, und checke die Tiefe. Kann bis 20 zählen...also nicht wirklich tief. Nun gut - ich jigge etwa 30 min - nix. Dann geht die Sonne auf - zusammen mit den Wolken und dem Regen ergibt das eine wirkliche irre Farbexplosion am Himmel - ich liebe diese Morgenstimmung!
Ich wechsle irgendwann auf Wobbler (schlanker Rapala), und habe dann einen ordentlichen Barrakuda als Nachläufer, der aber 10m vorm Ufer langsam abdreht....dass sollte mir die nächsten Tage noch häufiger passieren. Fisch ist also da. Bis etwa 9:30 versuche ich es weiter - nichts passiert. Dann bin ich verpflichtet für Frühstück zu sorgen und packe zusammen. Der weitere Tag vergeht mit Mietauto besorgen, bummeln, und nach Hermigua fahren - dort haben wir für die nächsten 3 Tage eine Hütte gemietet. Dies sollte sich noch als ziemlich blöde Idee erweisen. In Hermigua angekommen, empfangen uns 5 Windstärken und Regen - überall Erdrutsche und Steinschläge. Um zu unserem Häuschen zu kommen, muss ich erstmal die Zufahrtsstraße von Geröll befreien. An angeln ist nicht zu denken. Ich hatte gehofft, am Strand von Hermigua vielleicht mein Glück auf Bluefish oder Wolfsbarsch zu probieren, - aber die Brandung knallt hier ungebremst rein...keine chance.
Tag 3
Ich stehe gar nicht erst auf. Es ist 6:00 - draußen peitscht der Wind & Regen - da brauch ich es gar nicht erst versuchen. Noch bin ich entspannt - hab ja noch ein paar Tage. Wir verbringen die Zeit mit "rumhängen"...grundsätzlich nicht so mein Ding. Ich checke ca. stündlich den Wetterbericht und schaue mir event. Spots auf der Tiefenkarte in der Umgebung an. Der Tag wird mit lesen, kochen, Knoten binden und tackle sortieren irgendwie überwunden.
Tag 4
Wetter etwas besser - aber immer noch ordentlich Wind. Ich versuche es morgens am Strand an einem Zulauf, der ordentlich Süßwasser mit sich führt. Nach 15 min gebe ich aber zerknirscht auf. Die Brandung ist so heftig, dass ich gar nicht so schnell kurbeln kann, wie mir der Köder wieder an den Strand geworfen wird. Die Einheimischen stehen kopfschüttelnd am Strand, machen Fotos, und sagen, dass so ein Wetter hier extrem selten und ungewöhnlich sei. Na super. Selbst mit schlanken shorecasting- jigs komme ich aufgrund des Windes grade so über den ersten Wellenkamm - und das auch nur wenn ich bei rückläufiger Welle über das Geröll runtersprinte, werfe, und sofort wieder hochrenne - viel zu gefährlich. Das Risiko, dass ich hier umknicke und mir die Haxen breche ist zu groß. Außerdem bin ich nach ner Viertelstunde ziemlich am japsen von der Rennerei - von wegen Angeln ist kein Sport und so...
So ungefähr sieht das dann aus - auch wenn hier das Wetter schon deutlich besser warund die Brandung weitaus weniger heftig:
Danach gehts mit der Freundin wandern - ich nehme meine Minimalausrüstung mit, da ich am Tag vorher eine potentielle Stelle entdeckt hatte - eine Bucht, die event. Windgeschütz sein könnte. Wir wandern östlich vom Strand von Hermigua etwa 6km an der Küste entlang und gelangen zu einer sogenannten "pescannte" (nicht die drei großen Pfeiler direkt bei Hermigua - weiter östlich) - eine ehemalige Anlegestelle, von der nur noch ein kleiner, halbrunder Teil der Grundmauern übrig geblieben ist. Und ja - der Wind ist hier deutlich schwächer und jetzt lässt sich auch die Sonne blicken! Meine Freundin schnappt sich ein Buch und gibt mir gnädiger Weise 45 Minuten Angelzeit
Also los: Popper drauf, und raus damit. Es hat ohne Ende Kleinfisch im Wasser - sehe außerdem Papageienfische direkt vor meinen Füßen. Sehr gut! Ich spreche grade kurz mit meiner Freundin und gucke nicht auf´s Wasser, da gibt es einen kurzen Ruck in der Rute - ich setze den Anhieb zu spät und sehe nur noch einen kleinen Schwall . Verdammt- aufmerksam bleiben Junge!
10 min später im Weißwasser eine Attacke auf meinen Popper - ein Riesenschwall direkt hinter dem Köder, aber kein Fischkontakt- nooooooo! Jetzt pumpt ordentlich Adrenalin durch meine Adern - hier gibt es Fisch, auch Große! Ich versuche es weiter mit dem Popper, aber es tut sich die nächste Viertelstunde nichts mehr. Ich nehme eine makrelenfarbenen Gummiköder und versuche es damit. Beim 3ten oder 4ten Wurf gibt´s während der Absinkphase einen wahnsinns Schlag in der Rute - sofort kommt der Anhieb, aber der Fisch hängt nicht- das kann doch wohl nicht war sein...Reaktionszeit war super...was läuft hier denn falsch . Der Gummifisch hatte 4 kleine parallel verlaufende Bissspuren direkt hinter dem Kopf - ein Barrakuda war´s also wohl nicht. Meine Freundin gibt mir gnädiger weise noch eine Verlängerung, aber ich bekomme leider keine Bisse mehr. Grübelnd und gleichzeitig ziemlich aufgekratzt wandern wir zurück. Es steht aber sofort der Entschluss, am nächsten morgen früh aus den Federn zu hüpfen - den langen Weg zum spot nehme ich gerne in kauf!
Hier ein Bild vom Spot: