Gedanken, die mich immer wieder in die Runde schicken...
Kopfzerbrechen garantiert...
Ich habe jetzt lange in einer unterversorgten Megastadt
in Afrika gelebt; 6 Millionen Leute, 70% aller Lebensmittel
werden importiert. Das Leben ist für einen Europäer 3
bis 7 mal teuerer als daheim.
Was mache ich also mit meinem Wochenende, wenn doch
einmal Essen gehen mit der Familie 150 USD verschlingt,
einmal Kino 80USD...
Nun... ich bin ja eingeladen Angeln zu gehen. Jetzt
fang ich was und es ist natürlich mehr als ich mit meinen
Vierlingen in der Woche vertilgen kann.
Nun, da nehm ich´s Telfon hoch und lade die Freunde
zum Sonntags-Grillen ein. Dann verschenke ich noch
Fisch an meinen Freund und Vertrauten Leutnant Joka
und seine Familie, vielleicht noch an die Wächter und den
Putzmann. Alle freuen sich.
Noch habe ich keinen Marlin entnommen... ich spreche nur
von Dorados, halbstarken Serras und Bigeyes/YFT, Jacks,
Baracudas und Corvinas im Winter, und alle haben Spass
daran.
Jetzt muss ich aber mal Soziologie betreiben, sorry.
Die Frage ist: Habe ich durch meine Fischerei jemandem
den Markt oder die Produktion ruiniert.
In der Hauptstadt und den nahen Küstenorten leben
Zehntausenden Familien von der handwerklichen Fischerei.
Ihr einziges Einkommen wird erwirtschaftet über die Küsten-
fischerei. Das Angebot auf dem lokalen "Parallel" Markt in
Luanda garantiert stabile Nachfrage zu zT horrenden Preisen.
Dann komme ich a) mit meinem Befischungsdruck dazu und
b) befriedige / ersetze ich durch meine Geschenke an Fahrer
etc etc einen Teil des Marktes, den doch eigentlich die
einheimischen Fischer bedienen sollten.
Gehen durch mich jetzt Existenzen zu Grunde?
Szenenwechsel: Lobito.
Einmal im Jahr fallen für eine Woche die 200 Angler plus
Familie und Anhang über die 200.000 Leute kleine
Hafenstadt herein.
Jeder Dampfer haut an den 6-7 Tagen 5-10 Küchenfische
raus und weiss nicht wohin. Also wird verschenkt... und
zwar ans Bootspersonal in der Marina, die Wachleute,
Polizei und Streitkräfte die zu den Sponsoren zählen,
das Hotelpersonal, und und und... alles üblicherweise
Kunden der handwerklichen Fischer, die diese Woche
eigentlich kompletten Verdienstausfall erleiden.
... aber eine Woche ist kurz und wir Teamangler
lassen pro Nase etwa 800 USD in der Region und somit
erleidet das Wirtschaftsgefüge keinen anhaltenden
Schaden...
In Luanda gehört mein Fang quasi schon zum Alltag
jeden Samstag. In Lobito mache ich Einheimische
arbeitslos für eine Woche und die Afrikaner sind
nicht mit Sparkassenkonto auf den Verdienstausfall
eingerichtet...
Wie muss es erst in einer vollständig auf den
Fischfang ausgerichteten Gemeinde aussehen
auf den Kapverden, SaoTome & Principe, Malediven?!
Wie handhabt Ihr das an Euren Destinationen?
Danke für jede auch noch so hitzige Kontroverse!!
Lasst es raus!
:sehrgut: