....bzw. lehrgefischt statt Leerfish könnte die Überschrift heißen. Doch alles der Reihe nach.
Mein langjähriger Freund, Klassenkamerad und Tauchlehrer ist mit einer Sardin verheiratet. D.h. für ihn jedes Jahr im August großes Familientreffen und kaum Zeit zum tauchen oder fischen. Wenn allerdings Besuch aus Deutschland kommt, muß er natürlich Fremdenführer spielen und kann nicht den ganzen Tag mit Omas, Tanten, Schwestern usw. am Kaffeetisch sitzen. Zumal er letztes Jahr seinen Fischereischein in Deutschland gemacht hat und in Sardinien noch nie einen Fisch gefangen hat, fand er es zweimal gut, wenn ich ihn als "alter Hase" besuchen komme. Boot, Echolot, Tauchausrüstung alles da. Soweit sein Plan.
Motiviert durch einen Vortrag u.a. über große Goldmakrelenfänge im August vor Sardinien und der Aussicht sehr individuell tauchen (ohne Gruppe zu festen Zeiten einer Tauchbasis) zu gehen, ließ ich mich nicht lange bitten. "Wir werden wahre Sternstunden erleben". Soweit mein Plan.
Bereits am Hafenbecken von Porto Corallo (Süd-Ost Küste) war ich überrascht nur sehr kleine bis gar keine Meeräschen zu sehen. Dafür umso mehr Angler, trotz eindeutiger Verbotsschilder. Das Boot echt prima zum Tauchen bei ruhiger See, doch ohne Rutenhalter bzw. die Möglichkeit meine eigenen zu montieren.
Der erste Tauchgang war genauso ernüchternd. Kein Fisch weit und breit. Nur vereinzelte hypernervöse Kleinstfische. Sogar die Felsen waren regelrecht leergefressen. Kaum Muscheln oder Seeigel. Hier wird alles verwertet und zu Pastasauce verarbeitet. Kein Kind schnorchelt ohne Dreizack, kein Erwachsener ohne Harpune, sogar Flaschentaucher als Vorhut, führen die Schnorchler als Team zum Fisch. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich´s nicht selbst gesehen hätte.
Also raus auf 60 bis 100m Tiefe. Kanten/Untiefen suchen, Trolling , Naturköder und Jiggen. Doch Echolot kaputt. Seekarte Fehlanzeige. Sturm zieht auf (ital. Wetterbericht kennt kein schlechtes Wetter) Rückfahrt mit Wasserschöpfen und Stoßgebeten zum Himmel, nach 3 Std. Kampf gegen Wind und Wellen: Hurra wir leben noch.
Am nächsten Tag habe ich sämtliche Angelläden abgeklappert wegen Echolot, Seekarte und natürlich um Informationen zur Fischerei zu erhalten. Jeder weinte den guten alten Zeiten nach. Auch zeigte mir jeder Ladenbesitzer stolz seine Bilder, der größtenteils mit Tauchflasche harpunierten Fische. Mit der Angel seien heutzutage nur Fische mit Downrigger und Livebait zu fangen. Ja wie denn, wenn nicht mal ein Rutenhalter montiert werden kann???
Zufällig hatte ich das passende T-shirt dabei. Darauf steht u.a. If you cant´t catch fish, catch bird´s. Viele fanden´s lustig, vielleicht weil sie es auch genau so handhaben.
Nächste Woche bin ich bei meinem Segeltörn in Griechenland. Da hoffe ich schon, daß a´bisserl mehr geht. Ich werde berichten.
Bis bald
Gerhard