Ist zwar schon ein Weilchen her, aber als kleine Bereicherung für dieses Forum wollte ich die Norwegenabteilung noch mit einem Bericht füllen.
Heilbuttangeln in Norwegen - Kveite 2009
Es ist der 15.06.09 so gegen 16:00 Uhr irgendwo auf der A24. Wir sind
auf der Anreise nach Berlin, denn vom Flughafen Schönefeld soll es am
nächsten Tag gen Norden gehen. Mathias Fuhrmann, Volker Dapoz und die 1.
Truppe der Teilnehmer der „Expedition Kveite 2009“ haben bereits fast
eine Woche Angeln rund um die Insel Vannoy in Nordnorwegen hinter sich.
Eine eher durchwachsene Woche, wie ich von Mathias per E-Mail und per
SMS erfahren habe. Kein optimales Wetter, viel Wind, verhaltene Beißerei
und trotzdem respektable Fänge zumindest was die Menge an gefangen
Heilbutts angeht. Dorsche bis 105cm und eher kleinere Butts waren die
Ausbeute der letzten Tage. Folglich begleitete uns ein eher gedämpfter
Optimismus auf der Fahrt.
Doch plötzlich überschlagen sich die
Ereignisse. Innerhalb von einer Stunde bekomme ich mehrere SMS von
Mathias mit den aktuellen Fangmeldungen, darunter der bisher größte
Heilbutt von 166cm und geschätzten 70 bis 75kg. Unsere Stimmung stieg
urplötzlich und nach einer kurzen unruhigen Nacht ging es am nächsten
Tag mit dem Flieger über Oslo ab nach Tromsö.
Um 19:00 Uhr dort angekommen wurden wir von Sonja, der Chefin im Torsvag
Havfiske Camp mit einem nahezu nagelneuen Mercedes-Bus abgeholt. Sagte Mathias am Telefon nicht etwas von einem alten, etwas antiquierten SCANIA?
Den bekamen wir dann ca. 30 Minuten später zu Gesicht. Da hieß es dann
nämlich vor der Fährüberfahrt Koffer umpacken und umsteigen.
Weitere 90 Minuten später erreichten wir bei „schönstem“ Regenwetter das
Camp in Torsvag. Noch schnell ein paar Sachen im örtlichen
Lebensmittelladen gekauft und dann das Angelzeug klarmachen. Das schlechte und windige Wetter dämpfte allerdings unseren Optimismus
und nach Mathias und Volkers Einschätzung der Lage, war an eine Ausfahrt
vor 12:00 Uhr am nächsten Tag nicht zu denken. Dann blieb zumindest
genug Zeit um auszuschlafen und das Tackle vorzubereiten.
Am nächsten
Tag starteten wir dann gegen Mittag zusammen mit Volker und wegen des
immer noch kräftigen Windes und der hohen Dünung blieben wir zunächst im
Fjord, besorgten uns ein paar Seelachse im Köderfischformat und es ging
weiter zu den Buttplätzen. Wir montierten die Seelachse auf den
Baitheads sowie Giant Jigheads in 300-400g. Die ersten 3 Stunden
passierte gar nichts und wir beschlossen trotz der recht hohen Dünung
einen Platz in den Schären vor Vannoy anzusteuern – goldrichtig, wie
sich kurze Zeit später herausstellen sollte. Gleich in der ersten Drift erhielten wir einen Fehlbiss. Volker konnte
dann in der folgenden Drift eine ca. 8kg schwere „Tischplatte“ fangen,
nicht schlecht für den ersten Tag. Auch in den Nachbarbooten passierte
etwas. Mathias konnte ebenfalls einen schönen Butt landen.
So gut wie es angefangen hatte, sollte es allerdings nicht weitergehen.
Bis auf ein paar Fehlbisse und vereinzelt schönen Dorschen passierte
nicht mehr viel. Nach dann mittlerweile um die 10 Stunden Fischen hatte
die Mehrzahl der Angler erst einmal genug und fuhr zurück ins Camp.
Mathias, Volker und ich entschieden allerdings angesichts der sehr guten
Witterungsbedingungen noch ein wenig draußen zu bleiben. Unsere
Entscheidung sollte belohnt werden.
Aufgrund des herrschenden Tidenwechsels und des nun fehlenden Windes
hatten wir keine Drift mehr und entschieden uns ein wenig zu schleppen.
Wir montierten 500-650g schwere Giant Jigheads mit Gummifischen von
23-26 cm, Mathias versuchte einen Seelachs am Baithead. Knapp über Grund
wurden nun die Köder in langsamer Schleppgeschwindigkeit angeboten. Was
sich innerhalb der nächsten 2 Stunden abspielen sollte, überforderte
mich ehrlich gesagt ein wenig. Ich konnte insgesamt 3 Heilbutts zwischen
ca. 8 und 30kg landen und das war bereits mehr als ich je erwartet
hatte in einer Woche zu fangen.
Volker hatte noch einen kurzen Buttkontakt, aber nach diesen
unglaublichen Erlebnissen für mich beendeten wir mehr als zufrieden
unseren langen ersten Angeltag.
Trotz des anstrengenden Tages fiel es schwer in den Schlaf zu kommen,
doch ein paar Havanna-Club und Linie Aquavit halfen beim Einschlafen.
Der
nächste Tag brachte allerdings erneut sehr starken Wind, so dass eine
Ausfahrt auf die offene See leider nicht möglich war. Von Stefan Lühring dem Servicemann im Camp
erfuhren wir, dass eine Gruppe Angler am Morgen wohl ein paar schöne Dorsche
bis etwa 110cm im Fjord gefangen hatte und so versuchten wir es im
windgeschützten Fjordbereich vor der Insel Helgoy. Wir beangelten ein
aussichtsreiches Plateau mit 2 kleinen Unterwasserbergen. In der ersten
Drift konnte Sandra einen schönen Dorsch zum kurzen Fototermin
überreden.
In der darauffolgenden Drift schlug es bei mir in 55 m Wassertiefe auf
den 500g Jighead mit 26 cm Gummifisch derart heftig in der Rute ein,
dass mir sofort klar war, dass ein großer Fisch gebissen hatte. Die
Gegenwehr war heftig, die Kopfstöße gewaltig und ich glaubte die
Urmutter aller Dorsche gehakt zu haben. Die 30lbs Rute war im Halbkreis
krumm, die Bremse der Shimano Tekota arbeitete gut und mit aller Gewalt
gelang es mir meinen Gegner ins Mittelwasser hochzupumpen. Mittlerweile
hatten wir Mathias mit dem anderen Boot zu uns herangerufen und mein
Kontrahent am anderen Ende der Schnur hatte es geschafft mir all die
mühsam erkämpften Meter Schnur wieder abzunehmen.
Für Mathias war
sofort klar: DAS IST EIN GROßER BUTT!! Na klasse, denn wie das in solch
einer Situation ist war natürlich weder eine Landehilfe vorbereitet noch
ein Gaff an Bord. Während ich mich um den Fisch kümmerte stieg Mathias
vom anderen Boot über und machte sofort den Landehaken klar. Wie ein
riesiger Teppich kam der Butt an die Oberfläche geschwebt und bei der 1.
passenden Gelegenheit setzte Matze den Haken und hielt den wild um sich
schlagenden Fisch am Seil fest. Mit vereinten Kräften gelang es uns die
Platte an Bord zu bringen und die Anspannung aller an Bord entlud sich
in einem lauten Jubelgeschrei. Das Maßband zeigte 172cm und wir
schätzten den Butt auf gute 70-75kg.
Ich konnte es nicht fassen, der 2. Tag in Norwegen, schon der 4. Butt
und das noch in dieser Größenordnung – WAHNSINN!
Nach der Fotosession durfte der Fisch dann wieder zurück in sein
Element, danach war selbstverständlich an ernsthaftes Angeln nicht mehr
wirklich zu denken.
In den darauf folgenden Tagen konnte ich noch 4 weitere Butts bis 150 cm
überlisten
Auch meine Freundin Sandra durfte sich über eine ca. 20
kg schwere und 113cm lange Platte freuen.
Insgesamt wurden auf dieser
Tour insgesamt 57 Butts in 2 Wochen mit einem Gesamtgewicht von über
1000kg gefangen, ein sehr beeindruckendes Ergebnis.
Dieser Trip wird,
denke ich, nicht nur mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben.
Vielen
Dank an Mathias Fuhrmann und Volker Dapoz für die gute Organisation und
die Betreuung!
Grüße
rookie80
Robert Balkow