Schon mal vorweg ein kleines Sorry für den doch etwas langen Bericht! Es gäbe noch einiges mehr zu schildern, aber einiges lässt sich halt auf der „Tonspur“ besser erzählen als in einem Bericht! Der Inhalt entspricht den Tatsachen, kann nur sein, dass ich die eine oder andere „Kleinigkeit“ einem falschen Tag zugeordnet habe! Achja, Photos werden nachgereicht!
LG Martin
Leider begann unsere Anreise bereits mit einem leicht mulmigen Gefühl, da wir im Vorfeld die Info bekamen, dass unser gebuchtes Boot die „Princess Randa“ einen Motorschaden hat und wir ein Ersatzboot gestellt bekommen.
Was ja noch kein Problem darstellt. Denn es kommt ja nicht unbedingt auf das Boot an sondern auf die Crew und vor allem dem Kapitän.
1.Tag 21.05.
Wir landeten überpünktlich in Hurghada - Ortszeit 09.00 Uhr!
Unser Team bestand aus meinem Bruder und einem Arbeitskollegen.
Auch unsere Gerätschaft kam mit uns an und konnte gleich übernommen werden.
Der Empfang war freundlich und klappte auch reibungslos, das Verladen war für jemanden der noch nie in Ägypten war allerdings etwas belustigend. Unsere 4 großen Koffer und die 4 Rutenkoffer fanden auch noch Platz im Mitsubishi Lancer
Dann gings gleich nach einem kurzem Zwischenstopp in der Apotheke zum Hafen und ab an Board. Unser „Vermittler“ versicherte uns noch, dass Gewichte und Naturköder ausreichend an Board sind und verabschiedete sich.
Unser Boot für diese Tour war die El Karima. Ein Boot mit ca. 22 m Länge. Die Ausstattung war zwar nicht unbedingt Big Game Standard aber brauchbar. Die Rutenhalter waren angeschraubte PVC-Rohre, welches auch letztendlich unseren Ruten viel abverlangte (aufgescheuert und zerkratzt – aber egal). 2 mobile Plastiksessel als Kampfstühle fertig! Die Kabinen, WC`s , Salon und Küche waren zweckmäßig (der Fernseher im Salon war der Crew ganz besonders wichtig *gg*) und einigermaßen sauber. Teile der Speisen und Getränke wurden am Heck mittels Boxen durch Eisblöcke gekühlt bzw. ohne Kühlung in der Küche (Gemüse, Eier,..) gestapelt.
Der Eigner und Kapitän hieß uns herzlich Willkommen und begeisterte uns aufgrund seiner perfekten Englisch-Kenntnisse und Kompetenz beim Trolling. Auch der Koch (nur Arabisch) und der Decksmann (tlw. Englisch) waren sehr freundlich und bemüht – das alles lies uns hoffen, eine tolle Woche zu erleben.
Dann gings auch gleich los. So schnell wie möglich machten wir unsere Rollen und Ruten einsatzbereit und der Salon wurde rasch zu unserer Einsatzzentrale umfunktioniert (sah nach dem Auspacken wie ein kleiner Angelladen aus)!
Gegen 10.30 / 11.00 Uhr waren bereits die Köder im Wasser und es konnte losgehen. Der Eigner verschaffte sich einen Überblick über unsere Geräte und unserem kleinen Laden und da kam bereits die erste leichte negative Botschaft, ob wir keine Ausrüstung für grosse Tiefe mit haben.
Naja, aufgrund der Vorinformationen über Saison und Zielfische (Sail, Dorado, Barrakuda, Wahoo, etc…) , bestand unsere Ausrüstung zu 90 % aus Oberflächenköder und nur leicht tieflaufende Wobbler. Sollte doch kein Problem sein, Gewichte sind doch an Board………….. – nene leider nur kleine Bleibirnen mit max. 20 bis 50 Gramm - :-O Weiters teilte er mir mit, dass derzeit auch nicht gerade die ideale Angelzeit sei – Dorado im Juli und Sail und andere Grossfische vom November bis Februar :-OO
Um 13.00 Uhr wurde eine kleine Pause eingelegt und es gab Omelett. Nach einer Stunde wurde mit dem Trollen fortgesetzt. Gegen 15.00 Uhr legten wir bei einem anderen Trollingboot (TULIP) an und es gab die nächste kleine Hiobsbotschaft, der Eigner und bisherige Kapitän wechselte auf dieses und ein anderer nahm seinen Platz bei uns ein – kein Wort Englisch und keinen Tau vom Trolling L
Dafür gab uns der Eigner von seinem anderen Boot noch tieftauchende Wobbler und Trollingblei. Weiters versprach er uns, in den nächsten 2 bis 3 Tagen uns wieder zu treffen und er würde auch noch Ausrüstung für uns mitbringen. Ein kurzes Plauscherl mit den Anglern auf der TULIP lies einiges Erwarten, diese fingen bereits heute 2 Thuns und mehrere stattliche Barrakuda (alles mit Paravan und Wobbler).
Schnell wurden unsere Montagen geändert und weiterging es. Bereits um 16.00 Uhr endlich unser erster Strike, ein Juwelen-Zackenbarsch auf einen Rapala RH.
Danach machte sich der Kapitän auf den Weg einen geeigneten Ankerplatz für die Nacht anzufahren.
Kurz vor dem geplanten Ankerplatz (war so gegen 18.00 Uhr), erspähte ich einen Fischschwarm mit raubenden Vögel – da hat es echt gebrodelt!). Rasch versuchte ich dem Kapitän und dem Decksmann verständlich zu machen, was ich mir von ihnen erwarte und machte mich daran unsere Geräte wieder auf flach umzustellen und auszulegen. Aber irgendwie war der Schwarm verschwunden.
Den Decksmann darauf angesprochen, meinte dieser nur, der Kapitän sei der Meinung es ist jetzt eher Zeit zu Ankern und „Handleinenangeln“ - :-O
Naja was soll`s , also holten wir unsere Grundruten hervor und versuchten uns beim Bodenangeln.
Poppern hatte keinen Sinn, da wir im Stromungsschatten ankerten und das auch noch weit vom Riff entfernt mit doch sehr beachtlichem Gegenwind. Auch Speedjiggen hatte keinen Sinn, da unsere Köder bereits nach 10 Meter einschlugen. Gleich vorweg, das sollte auch fast die ganze Woche so bleiben!
Nach einiger Zeit gaben wir das Bodenangeln auf und sahen der Crew zu, wie sie kleine Fische aus der „Tiefe“ holten und diese in eine Kiste an Deck warfen (auch hier gleich vorweg, die gefangenen Fische dienten der Crew wieder als Köder, aber sie fingen damit auch nie größere Fische, da Sie diese immer wieder zerstückelten und somit auch immer irgendwelche Kleinfische damit fingen. Allerdings, da die Kiste den ganzen Tag in der Sonne stand, entwickelte sich nach einiger Zeit ein doch sehr unangenehmes „Aroma“ auf dem Deck!).
Gegen 22.00 Uhr gab es dann endlich Abendessen und es wurde für nächsten Tag Trolling für 06.00 Uhr vereinbart.
2. Tag
Bereits um 05.30 Uhr weckte mich die aufgehende Sonne und voller Elan machte ich mich fertig für das Trollingabenteuer. Was ich allerdings vorfand, war eine tief schlafende Crew. Nach mehreren Weck versuchen, kam der Decksmann endlich zu leben und weckte auch „langsam“ seine Kameraden. Kurz um – Trolling begann dann gegen 07.30 Uhr oder etwas später!!!
Gegen 11.00 Uhr tauschten wir die Schleppköder und siehe da, auf der 80 LBS COMBO hang ein doch beachtlicher Hornhecht – unbemerkt (er schaffte es eben nicht auf der 80er ein „klicken“ auszulösen - gefangen auf Rapala RH geschleppt ohne zusätzlichem Gewicht).
Gegen 13.00 Uhr gab es Mittagessen – wieder Omelett – gleich vorweg, das blieb auch die ganze Woche so! Dann hielt die Crew Siesta. Leider war auch dieses Riff nicht geeignet um zu Poppern oder zum Speedjiggen!
Trolling begann dann wieder um 16.00 Uhr gleich mit einem Strike (auf selbstumfunktionierten Makrelen-Teaser als Schlepplöffel in grosser Tiefe) – aber abgerissen – aufgrund des Bisses und des enormen Drucks auf die 50 LBS Penn – tippe ich auf Thun!
Gegen 18.00 Uhr nächster Strike (auf Rapala RH mit Schleppblei). Der Fisch nimmt soviel Schnur, dass ich bereits den Spulenkern sehe, was aber eher daran lag, dass der Kapitän die Geschwindigkeit wie ein Wahnsinniger erhöht und sich mal wieder nichts sagen lies oder auch verstehen wollte! Ergebnis siehe Photo – leider ist mir dieser Fisch noch unbekannt – vlt. könnt ihr da Abhilfe schaffen!?
Ab zum Ankerplatz und „Handleinenfischen“! Ankerplatz in einer geschützten Bucht bei den Shadwan Inseln mit herrlichen Blick auf die Bohrtürme). Ausfall des Stromaggregats! Abendessen wieder gegen 22.00 Uhr!
Tagwache für 06.00 Uhr mit Beginn Trolling für 06.30 Uhr vereinbart!
3. Tag
Wieder weckte mich zeitig die aufgehende Sonne und selbes Ritual wie am Vortag – Beginn Trolling aber diesmal gegen 07.00 Uhr!
Mittagessen gegen 13.00 Uhr – ja, Omelette! Diesmal konnte ich die Crew aber überzeugen endlich mal näher bei einem Riff anzulegen, zwar wieder im Strömungsschatten aber ok – wurde auch nach 2 Stunden Poppern mit einem Hornhecht belohnt! Aber so ein totes Riff habe ich im Roten Meer auch noch nie gesehen – ein richtiger Kalksfriedhof und ich habe doch schon 90 Tauchgänge im Roten Meer hinter mir! An diesem Tag entfernten wir uns von den Shadwan Inseln wieder Richtung Hurghada um sich mit der TULIP zu treffen! Wegen Austausch Stromaggregat und Entgegennahme unserer ersehnten Ausrüstung! Am Abend legten wie direkt neben einem Safariboot mit Tauchern an, welche uns auch an Ihr Stromnetz ließen – das war ein Erlebnis. Es wurde einfach ein 2poliges Kabel rübergereicht, welches der Kapitän des Safaribootes einfach um einen Stecker wickelte und in den Verteilerkasten steckte – es hat ihm auch kurz „gezaubert“ *gg*
Wir nützten die Gelegenheit und plauderten mit dem anderen Kapitän und dem Tauchguide. Es stellt sich heraus, dass auch er ein begeisterter Trollingangler ist und auch er bestätigte mir, dass die beste Zeit zum Trollen hier die Wintermonate sind L
Abendessen gegen 22.30 Uhr!
Tag 4
Beginn mit dem Angeln gegen 06.30 Uhr.
Strike ca. um 09.30 Uhr – verloren! Gegen 12.00 Uhr treffen wir auf die TULIP und tauschen das Stromaggregat und bekommen etwas Blei sowie 2 Schlepplöffel und 2 weitere Wobbler.
Wir sprechen mit dem Eigner und machen Ihm darauf Aufmerksam, dass wir derzeit eher etwas unzufrieden sind, was folgt sind ernste Worte mit der Crew. Wir starten neu motiviert mit den neuen Montagen gegen 16.00 Uhr. Um 17.30 Uhr schrillt die Bremse – durchgebissen! Gleich wieder beim ablassen erfolgt ein heftiger Biss – auch durchgebissen! Wir stellen um auf ein stärkeres Stahlvorfach!
Gegen 19.00 Uhr ankern und wieder spätes Abendessen! Ankerplatz wäre vlt. nicht so schlecht aber starker Wind verhindert das Werfen und fürs Speedjiggen reichen auch die 30 Meter nicht wirklich!
Dann wieder eine Hiobsbotschaft, der Decksmann teilt mir mit, dass er es schade findet, dass morgen schon unser letzter Tag ist! HALLO, wir haben doch für 1 Woche gechartert und auch bezahlt – es folgen einige Telefonate bis dies geklärt ist! Aber das Boot und Nahrung wurde nur für 5 Tage aufgedankt, somit bleibt ein ansteuern des Hafens in Hurghada unvermeidbar! Schade, wir werden die Bohrtürme somit nicht ansteuern L
Tag 5
Heute beginnen wir um 08.00 Uhr, da sehr hoher Wellengang. Gegen 10 Uhr entscheiden wir aber doch wieder zu ankern, da die Wellen zugelegt haben. Bedeutet Siesta bis 15.00 Uhr. An Poppern/Speedjiggen ist aufgrund des Windes und Ankerplatzes nicht zu denken.
Um 16.00 Uhr dann ein wilder Aufschrei auf der 80 LBS COMBO. Mein Bruder ist an der Reihe! Der Anhieb sitzt und es folgt ein spannender Drill. Die Wellen sind immer noch stark. Der Kapitän stoppt und will, dass mein Bruder zum Bug kommt, um dem Fisch quasi entgegen zufahren (absoluter Schwachsinn, da 1. über 1000 Meter 80 LBS Leine darauf sind und das Gerät stark genug ist!) Aber er lässt sich nicht davon abbringen und der Decksmann versucht ihm auch noch die Angel abzunehmen :-O – also folgt er dem Decksmann! An der Seite angelangt, hat auch der Fisch gewendet und schwimmt mit irrer Geschwindigkeit auf uns zu! Bis er schließlich unter dem Boot ist – es dauert auch nicht lange bis die 80er Mono sich am Rumpf durchscheuert! Tippe hier auf einen beachtlichen Thun, da die 80er sich ziemlich krümmte! Wir lassen die Köder wieder zu Wasser und um 18.00 Uhr folgt ein erneuter Strike – aber wieder mal durchgebissen!
Am Abend legen wir in Hurghada an. Abendessen gegen 19.30 Uhr bei McDonalds *gg*
Wir genissen den Landgang und besorgen uns noch diverse Köder, was in Hurghada nicht so einfach ist. Ein nettes Gespräch mit dem Eigner rundet den Abend ab. Ein Mann mit wirklich Ahnung und der auch eine Begeisterung für das Trollingangeln hat. Im Gespräch erfahren wir, dass er die El Karim erst seit kurzem erworben hat und die Crew quasi noch in Ausbildung ist. Es tut ihm auch wirklich leid, dass nicht er mit uns fahren kann, aber er und seine TULIP sind leider ausgebucht!
Tag 6
Wir beginnen das Trolling um 06.00 Uhr – ich bin überrascht!
Aufgrund der noch verbleibenden 2 Tage ist ein weiteres Hinausfahren nicht sinnvoll und wir trollen in der Gegend von Hurghada. Der Tag vergeht ohne Fisch! Am Abend ankern wir an einem vielversprechenden Platz für Tintenfisch. Und der Erfolg lässt auch nicht lange auf sich warten. Heute gibt’s als Ergänzung zum Abendessen Tintenfisch J
Tag 7 und letzter Tag
Wieder beginnen wir um 06.30 Uhr (das neuerliche Gespräch mit dem Eigner hat sich wohl ausgezahlt) auch der Kapitän steuert nun die Riffe beim trollen näher an)!
Aber der Tag verläuft wieder ohne zählbares Ergebnis. Nur kurz vor dem Ende des Tages ergattert mein Bruder einen Juwelenzackenbarsch für das Abendessen. Ich ergänze diese Mahlzeit noch mit Tintenfische. Wenigstens ein gutes Mahl zum Abschluss!
Am 28.05. checken wir gegen 10.30 im Hafen Hurghadas aus. Auch der Vermittler wartet bereits auf uns, 1. Frage: seit ihr alle Gesund? 2. Frage: Wo sind die gefangenen Fische? Er schnappt sich aus der schon seit einiger Zeit „eisfreien“ Box einen Zacki und einen Hornhecht und verschwindet! Ein Fahrer bringt uns ins Hotel, wo ich meine Familie treffe. Mein Bruder und mein Arbeitskollege fliegen um 20.20 Uhr wieder Richtung Heimat und ich darf noch ein Woche mit meiner Familie im Club verbringen!
FAZIT:
Naja, zumindest kann uns die Erfahrung und die neuen Erkenntnisse niemand wegnehmen!
Fahre auch sicher wieder nach Ägypten zum Angeln, aber entweder wie einige hier zum St. Johns Reef bzw. mit der TULIP zu den Shadwans in den Wintermonaten!
Interessant stelle ich auch fest, dass zur selben Zeit im Süden gut gefangen wurde und wir im Norden eher wenig. Warum sollten dann die Wintermonate besser sein? Bekanntlich ist der Süden ja wärmer als der Norden????? Vlt. habt ihr Antworten darauf und kann meine Erfahrung durch eure Erkenntnisse aufbessern!
LG Martin