1. Long-Liner: Befischungsdruck auf Nahrungskonkurrenz
2. Laichgebiet: Migration zur Hochsaison
3. Moderne Techniken: Naturköder, Circle-Hooks, Spinnruten
4. Inshore Fischen: Küstennahes strukturreiches Revier
So lässt sich dieses Jahr die Wettfischerei
vor Lobito knapp beschreiben.
Vorab ein paar Worte zur Geographie am Äquator
vor Afrikas Süd-West-Küste. Gerade vor Lobito
tobt ein nautischer Wirbelsturm. Der Benguela-
Strom fördert saisonal mehr oder weniger stark
von Süden heran nährstoffreiches Tiefenwasser
in die gigantische"Mühle" vor Lobito.
Von Norden kommt der warme Oberflächenstrom
aus dem Golf von Giunea dazu, dann noch der
Catumbela-Fluss... und schon dreht sich die
Planktonsuppe und lockt Unmengen von Sardinen
zum Ablaichen.
Wie die Aufwinde im Tornado, fördert der Wirbel
vor Lobito vertikal Wassermengen aus der Tiefe
herauf und "düngt" so die Fisch-Fauna.
1. Long-Liner
Seit 10 Jahren drücken diese unkontrollierbaren
Dampfer die letzten YFT und Big Eyes Bestände.
Es zeichnet sich ab, dass die Flotten weiterziehen,
da kaum noch verwertbare Tune von 20 kg plus
durch die Gewässer vor Angolas Küste ziehen.
Tune, sowie Makos und Hammerhaie und vor allem
Dorados sind drastisch reduziert, wie sich bei den
Wettkämpfen zeigt. Besonders die Beobachtung
von grossen Seevögeln sind seltener, da diese
Tiere zu den Sardinen auf die Hakenreihen der
Tun-Räuber hinabtauchen und ihr Leben lassen.
Sails sind nicht doof. Sie meiden diese Hakenreihen.
2. Laichgebiet
Nun fallen die Nahrungskonkurrenten der Segelfische
mehr und mehr aus und so können die Segler laichen,
die Brut unbeschadet abwachsen und einige zu
spektakulären Grössen heranwachsen. Die schlauen
Sprinter gehen nämlich nicht auf die Köder der Long-
Liner!
3. Moderne Techniken
Die Top 12 Teams benutzen ausschliesslich Kreishaken.
Ballyhoo werden mit Kinngewicht und ggf "Skirt" plus
Circle auf der Stirn geriggt. Bevorzugt sind SARAGOSAs
und einige Stellas im Einsatz an der Spinnrute. 30 lbs
Leinen sind zum Standard geworden. Adieu... vergangen
sind die Zeiten der 80 - 130 lbs Geschirre und zähen
Lures-Schlepperei auf die wenigen Marline, die sich von
den Long-Liner-Haken haben losreissen können...
Nur die Teams, die sich ganz auf die aktionsreiche
neue Fischerei einlassen, haben Chancen auf vordere
Plätze. Bait&Switch ist Standard geworden, egal ob
Diesel-Boliden in der Grossyacht oder Tripple-Aussenborder
am Heck von Speed-Granaten.
4. Küstennähe
50 und mehr Teams melden sich regelmässig für den
legendären Lobito Big Game Event, der dies Jahr schon
zum 10 mal stattfand. Vor Lobito soll u.a. die FIPS-M
Weltmeisterschaft in 2015 stattfinden.
Da auf 10-12 Meilen vor der Küste der Meeresboden schon
rasch abfällt, kann man mit viel horizontaler und vertikaler
Bewegung in der Wassersäule rechnen. Segelfische, White
und Blue Marlin jagen an den Strömungslinien. Wahoo,
Dorados, ggf Tune und gelegentlich Haie interessieren sich
für die Naturköderpräsentation.
Das ruhige Wasser lädt traditionell die 4m50 bis 6m grossen
Aussenborderboote auf das Schelf. 2009 haben mein Freund
Xico, sein Sohn Sacha und ich in einem 6m15 offenen Boot
zum ersten mal mitgefischt und sind im Jahr darauf immerhin
noch 2. auf dem Podest geworden... mit nur zwei Schwertträgern!
Heutzutage undenkbar.
Tally 2014:
514 - Atlantic Sailfish
7 - Blue Marlin
4 - Wahoo
4 - Tuna
47 - Dorados
Fazit:
Die moderne Fischerei erfordert ein eingespieltes Team
von 5-7 Mann. Vier sind als Angler gemeldet. Der Skipper,
ein Kameramann und ein Decksmeister dürfen nicht in den
Kampf im Cockpit eingreifen, d.h. beköderte Ruten bedienen,
leadern oder gaffen.
Segelfische werden zum Boot gedrillt. Es muss abgefilmt
werden, Angler und Fisch müssen eindeutig identifiziert
sein, ebenso wie der "Tag" gesetzt wird und das quick
lebendige Tier kurz am Leader gekappt oder der Haken
entnommen wird. Nur so sind die mehrfachen "Tripple-
Strikes" der Top 12 zu machen.
Der Skipper muss Strömungsgeschwindigkeit und Richtung
einrechnen, wenn ein Pulk Segelfische gefunden ist und die
ersten Bisse kommen. Das erfordert taktische Navigation
und man muss sich schon mal vom GPS "lösen" können.
Kommunikation zwischen den Spezialisten macht es
erforderlich gut Portugiesisch zu sprechen oder einen
Skipper & Decky mit gutem Englisch zu finden, wenn man
ganz vorn mitfischen will.
TUDO FISH:
Leadership, saubere Kommunikation ohne übereifriges
Gebrüll, Spezialisierung, Konzentration und kompromislose
Naturköderfischerei machen den Unterschied.
Zwei neue IGFA Weltrekorde in 10 Tagen. Zufall?!
... meine Vermutung: Es wird noch besser, bevor die
Bestände verbutten und solche Fische wieder rar werden...