Schon einige Jahre träumte ich davon Mauritius zu bereisen. Die Leidenschaft zum Big-Game-Fischen kam
eigentlich erst später. Doch die Lektüre der Reiseberichte von Robert Rein und Stephan Kreupl die dort schon
manchen Kapitalen Marlin an Land gezogen haben ließ den Entschluß in mir reifen - einmal wollte ich das
auch erleben.
Vorweg - die Insel ist wirklich wunderschön und hat all meine Erwartungen als Urlaubsziel (unabhängig vom Angeln)
voll erfüllt. Ein erstklassiges Sicherheitsgefühl auch ausserhalb der Anlagen und sogar Nachts! Superfreundliche Menschen,
viele
verschiedene Kulturen und Religionen leben friedvoll nebeneinander -
vorbildlich! Gutes Essen und schöne Strände. Ausserdem wunderschöne
Landschaften und Inselromantik pur - Kurzum - alles was man für einen
gelungenen Urlaub braucht!
Jetzt aber zum Angeln:
Durch die freundliche Hilfe von sehr hilfsbereiten Big-Game-Kollegen mit mehrjähriger Mauritiuserfahrung war
die Organisation der Reise eine Kleinigkeit und fast noch einfacher als über ein Reisebüro. Obwohl ich spät dran
war gelang es mir durch diese Kontakte sogar noch das erfolgreichste Boot der letzten Jahre für 6 Ausfahrten zu
chartern. Auch ein schönes Apartment in Flic en Flac konnte ich noch finden. Was also sollte jetzt noch schief gehen?
Als erstes fiel mir da ein Zyklon ein - Anfang März ist Zyklonhauptsaison auf Mauritius. Auch wenn diese Tropenstürme meist
nur an der Insel vorbeiziehen machen sie dennoch Ausfahrten oft für mehrere Tage unmöglich - davor hatte ich die größte Angst!
Aber vorweg - der Gott des Wetters und der Winde war mir gnädig. Meine 12 Tage gab es kaum einen Tropfen Regen und auch
kein stärkeres Windchen war zu verspüren - ausgesprochenes Glück für diese Jahreszeit!
Als zweites fiel mir die immer schlechter werdende Fischerei vor Mauritius ein, von der ich im Vorfeld natürlich auch schon
gehört hatte. Aber Mauri ist schon ein echtes Großfischrevier aufgrund seiner sehr steil abfallenden Küsten und dem riesigen
offenen Ozean der es umgibt - ein lucky strike ist hier immer möglich. Bewußt habe ich auch den März gewählt - denn ich
wollte gern lieber einen größeren Marlin als 3 oder 4 kleinere fangen... Nun ja soviel zur Theorie zu Hause. Lest selbst wie
es mir ergangen ist:
<$1u>Ausfahrt 1:
Es war für mich eine unbekannte Erfahrung, daß auf den Mauribooten die Besatzung aus reinen, echten Fischern besteht!
Soll heißen - hier wird nicht arg viel rumgetan. Good morning - hinsetzen - trollen - warten - warten - warten - warten.
Soll heißen - irgendwie fehlte das sprechen! Aber egal - ich war ja nicht auf nem Stammtisch - sondern zum
Marlinangeln dort! Los gehts auf Mauri schon früh - die Boote fahren um 6.30 raus. Den ganzen Tag herrschte also
Totenstille von 6.30 bis 15.30 - als plötzlich ein Riesengeschrei an Bord war. Die 130er Penn Int.2 kreischte
wie verrückt, als ein mächtiger Marlin weit hinterm Boot aus dem Meer kam. Die Besatzung schätzte den Fisch auf etwa 750
plus!Doch leider war der Haken während den Sprüngen locker geworden und der Fisch kam frei! Das war er also - der lucky strike -
der immer möglich ist auf Mauritius - und das an meinem ersten Tag! Hätte ich den Fisch gefangen - es wäre der Größte
der Saison gewesen!
<$1u>Ausfahrt 2:
Das Boot hatte inzwischen schon seit 9 Tagen keinen Marlin mehr gefangen. Was soll ich zu diesem Tag schreiben.
Wir sind mit unseren Lures wie durchs tote Meer gepflügt. Ganz zum Schluß blieben dann noch 2 kleine Skip Jacks hängen.
Wären schöne Köder fürs Live-Bait-Fischen gewesen - aber dafür wars um kurz vor 4 dann auch schon zu spät.
<$1u>Ausfahrt 3:
Heute war ich zusammen mit Reinhold draussen. Bis auf die Tatsache, daß es an diesem Tag nicht so langweilig war,
weil wir viel zum quatschen hatten war heute wieder nix los für mich! ABER: Reinhold hat an dem Tag einen schönen
YFT von 61 KG gefangen! Das sollte aber auch der einzige Strike des Tages bleiben. Dennoch - es bedeutete daß die
großen YFT Schwärme da waren - ihnen folgen oft auch die noch größeren Räuber - na wer schon - die Marlins!
Meine Vorfreude auf die nächsten 3 Ausfahrten stieg...
<$1u>Ausfahrt 4:
Inzwischen
war das Boot 12 Tage ohne Marlin und ausser meinem Grossen von Tag 1 auch ohne Marlinstrike!
Das ist schon beängstigend. War das die Insel von der ich immer geträumt habe? Hier fahren 20 Boote jeden Tag
raus und kaum mal wurden mehr als 3-5 Marline an Land gebracht. Einzig die Boote vom LeMorneAnglersclub hatten
etwas Glück und konnten ein paar schöne Exemplare landen. Es verging aber auch kein Tag an dem ich nicht mind.
einen Longliner am hellichten Tag hätte fischen sehen. Auch heute sind wir wieder mehrmals um eine der
Longlinerbojen herumgeschleppt - in der Hoffnung daß sich darunter ein paar Fische verstecken! Ach ja -
es geht ja um die Ausfahrt. Aber da gibts nix zu sagen - schleppen durchs tote Meer...
<$1u>Ausfahrt 5:
Dieser Tag war der Verrückteste meines bisherigen Anglerlebens! Ich bin morgens schon etwas frustriert aufs Boot
gegangen und hatte schon gar nicht so recht Lust mir diese Langeweile nochmal reinzuziehen... Doch 1. - kommt es anders
2. - als man denkt! Schon gegen 09.30 Uhr knallt es das Erste mal in der 130er Penn. Keiner hat etwas gesehen und
die Hoffnung auf einen Marlin ist groß. Doch nach etwa 10 Minuten Drill merke ich seltsame Bewegungen der Schnur -
so was hatte ich doch schon mal gespürt - auf den Kapverden - wo ich auch auf Marlin hoffte - da
war
mir eigentlich schon klar was sich später herausstellte - nach etwa 25
Minuten lag ein Yellowfin von 52 kg vor mir im Boot. Auch
wenn er kein Schwert hatte - es war mein bislang größter Thun und ich habe mich dann schon gefreut! Noch etwa 20 Minuten
Pause waren mir vergönnt - und dann gings Schlag auf Schlag. Wir
waren in einen riesigen Schwarm raubender Skip-Jack-Thunas
geraten. Hier nennt man sie Bonitos (eigentlich
falscherweise) wenn sie etwas größer sind "Baloons" . Bei mir
handelte es sich
ausschliesslich um größere Vertreter dieser Art.
2,5 Stunden lang fischten wir in diesem Schwarm und genausolang drillte
ich einen
nach dem Anderen an der 50er im Standup. Jetzt hab ich das auch gelernt!!!
Hätte ich nicht abgebrochen wäre es noch so weiter gegangen - aber als ich beim 18ten Fisch schwarze Sternchen vor den Augen sah
hats
mir dann doch gereicht Der Kapitän hatte ohnehin schon ein seliges
Grinsen im Gesicht und ist dann auch bereitwillig weitergefahren. Das
war dann das erste mal in diesem Urlaub, daß ich mir gewünscht habe -
es solle doch mal bitte nix beissen.
Aber wie doof bin ich denn -
ich weiß doch genau, daß man beim Angeln so etwas NIE denken
darf! - und so stieg der nächste YFT
ein und nach etwa 30 Min Drill wieder aus. Ich war am Ende meiner Kräfte! Doch dann hatte Poseidon ein einsehen und
die nächste Stunde war nichts los. Anscheinend hatte ich bei der Crew nun auch ein bißchen Ansehen gewonnen- denn man sprach
plötzlich mit mir - über diesen genialen Angeltag. In dem Momen wo ich Jean erzähle, daß wir doch für heute
genug
Fisch hätten sehe ich seine Augen aufleuchten und den Finger Richtung
Meer wandern - plötzlich schreit er "Marlin, Marlin,Marlin" -
was
will man da noch sagen - also wieder in den Kampfstuhl und demütig
kurbeln. Es war nur ein kleiner Fisch von 136 Pfund und an der
130er
natürlich kein harter Gegner. Eigentlich wollte ich Marline erst ab
300lbs entnehmen - dieser Fisch verletzte sich aber am Auge und
wurde somit an Board genommen. Anbei die Fangstrecke dieses faszinierenden Angeltages:
<$1u>Ausfahrt 6:
Neuer Tag - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn heute war es wieder wie vorher. Totentanz! Dennoch - den Vortag
hatte ich noch nicht so richtig weggesteckt und so war ich vormittags gar nicht so böse über etwas Pause! Aber dann
stieg wie aus dem nichts wieder ein großer Fisch ein, den niemand gesehen hat. Im ersten Run sind zwei Drittel der
130er weg - aber als ich die Bewegungen der Schnur spüre bin ich mir diesmal sicher - Thuna!
Aber was für einer muß das sein - ich kann gar keine Schnur gewinnen, nur halten - im 2. Gang kommt dann langsam wieder
etwas Schnur zurück. Diese Funktion hatte ich bisher auch noch nicht gebraucht - ist aber ne feine Sache! Nach etwa 40 Minuten
habe ich einen YFT von 170 lbs im Boot. Ein prächtiger Fisch - mein schwerster dieses Urlaubs!
Jaa
- was soll man da jetzt sagen? Ich bin unterm Strich mit dem erzielten
Ergebnis zufrieden. Ich durte angeln bis ich nicht mehr
konnte!
Ich hab nen Marlin gefangen - ok - das Gewicht hatte ich mir
schon anders vorgestellt. Ich hab einen Tunfisch gefangen
für den Andere um die ganze Welt fliegen um ihn jemals zu erwischen - so what??
Dennoch
- die Fischerei im gesamten gesehen ist beängstigend!! So viele Boote
zur besten Zeit des Jahres und so wenig kommt rein!
Longliner rund um die Insel! Immer mehr abnehmende Durchschnittsgewichte usw...! Die immer noch erzielten Fänge werden sich
mit massig Ausfahrten erkauft ... Hätte ich mein Boot durchgehend
gehabt hätte ich 12 Tage lang keinen Marlin gefangen und dann diesen
Winzling! Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Die goldenen Zeiten sind
vorbei auf Mauritius - wieder ein Anglertraum den ich beerdigen muß.
Wunderschönes Mauritius machs gut - vielleicht sehn wir uns mal wieder
- zum angeln eher nicht!
TL
Franz